2. Die Drohung mit dem Handelskrieg nach dem Krieg wird abgelehnt.
Z. Wilson erklärt, sich in unsere inneren Angelegenheiten nicht mischen zu
wollen, aber apostrophiert dann die Reichstagsmajorität folgendermaßen:
„Aber, das müssen wir freimütig sagen, es ist notwendig, auch als vorbereiten-
der Schritt für jedes sinnvolle Verhandeln unsererseits mit Deutschland, daß wir
wissen, für wen seine Sprecher reden, wenn sie zu uns reden, ob es für die Reichs-
tagsmehrheit ist oder für die Militärpartei und die Männer, deren Glauben sartikel
die imperialistische Herrschaft ist.“1
Die Reichstagsmajorität mußte Wilson die Antwort schuldig bleiben.
Nur nichtssagende, allgemeine Redensarten, wie sie in der Friedens-
resolution enthalten waren, konnten die drei Parteien zu gemeinsamer
Aktion vereinen, die Aufstellung eines präzisen Kriegszielprogramms
mußte an der belgischen Frage scheitern: das war schon so gewesen im Juli
1917, als die Reichstagsmajorität in ihrer „Sünden Maienblüte“ stand.
In Erwartung aber der kommenden Offensive war eine ganze Anzahl
Mitglieder der Zentrumspartei und der Fortschrictlichen Volkspartei bereit,
auszubrechen, wenn aus der Mitte der NReichstagsmehrbeit beraus die
Bereinigung der belgischen Frage gefordert würde. Wenn allerdings die
Regierung mit einer Erklärung über Belgien die Führung übernommen
hätte, dann wäre die Reichstagsmajorität nicht nur beieinander geblieben,
sondern hätte freudige Gefolgschaft geleistet.
Die politische Leitung aber war, wie immer in Erwartung militärischer
Ereignisse, wie von einer Lähmung befallen.
Es bleibt das Verdienst der Obersten Heeresleitung, als einzige ent-
scheidende Inskanz erkannt zu haben, daß der Versuch Lloyd Georges und
Wilsons, uns die Verantwortung für die Fortsetzung des Krieges auf-
zubürden, mit einer politischen Gegenoffensive beantwortet werden mußte,
und zwar vor Beginn der militärischen Operationen:
„Oer militärische Entscheidungskampf zwischen Deutschland und Eng-
land steht bevor: für dessen Ausgang ist der Grad der Widerstands-
fähigkeit der englischen Heimatfront von ausschlaggebender Bedeutung.
Wird diese unter den militärischen Schlägen zusammenbrechen oder
nicht? Das ist die entscheidende Frage.
„Lloyd George ist sich vollständig darüber klar, daß von der Festigkeit
der englischen Heimatfront alles abhängt. Er nimmt noch einmal seine
1 „But it is necessary, we must frankly say, and necessary as a preli-
minary to any intelligent dealings with her on our part, that we should
know whom her spokesmen speak for when they speak to us, whether for
the Reichstag Majority or for the Military Party and the men whose creed is
imperial domination.“
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