schrift, die Oberstleutnant v. Haeften General Ludendorff vorgelegt und die
dieser „dringend befürwortet“ an den Reichskanzler weitergegeben hatte.
Das von General Ludendorff in seinem Urkundenband abgedruckte
Memorandumt wird immer ein Dokument zur Entlastung der Obersten
Heeresleitung bleiben. Daran ändert auch nichts die Tatsache, daß aus
diesem von Haeften in Verbindung mit Hahn entworfenen Plan der poli-
tischen Offensive das strategische Kernstück ausgelassen wurde: die Erklärung
über Belgien.
1 Ludendorff, Urkunden, S. 473ff.
* Die wesentlichen der nicht in die Denkschrift aufgenommenen Sätze lauten:
„Lord Lansdowne hat uns selbst den Weg gewiesen, wie ihm zu helfen ist. In
seinem Briefe bedauert er die Unklarheit der deutschen Regierung über die belgische
Frage.
Lord Lansdowne hat sicher keinen Zweifel darüber, daß eine englisch-deutsche
Verständigung nicht an der belgischen Frage scheitern würde. Das sollte genug
sein, wenn er ein Mann von suggestiver Führerkraft wäre. Das ist er nicht, sondern
nur ein couragierter und hochmütiger Aristokrat, der Volksströmungen leiten, aber
nicht schaffen kann. PDazifisten haben nach Deutschland sagen lassen: Gebt ihm
das Kampfmittel in die Hand, mit dem er Lloyd George schlagen kann! Diese
Botschaft. ist einmal über das andere zu uns gekommen.
Andererseits stellt Llopd George alle deutschen Außerungen zusammen, aus
denen hervorgehen soll, daß Deutschland seine Hand auf Belgien behalten will.
Die englische Kriegs- und Friedenspartei wissen beide ganz genau, welche
Waffen sie für ihre Zwecke brauchen. Wir aber haben der englischen Friedens-
partei bisher stets Waffen angeboten, mit denen sie nichts, die englische Kriegs-
partei aber allerlei anzufangen wußte. (Reale Garantien usw.)
Wir kommen zu der wichtigsten Frage: In welcher Form soll die Erklärung
über Belgien erfolgen?
Bisher hat man von politischer Seite an die belgische Erklärung immer nur
in Form eines Friedensfühlers gedacht. Hierüber ist grundsätzlich zu sagen: Jedes
Friedensangebot in direkter oder indirekter Form an die gegenwärtige Regierung
in England bedeutet eine Schwächung der englischen Friedenspartei und eine Er-
mutigung der englischen Kriegsfreunde. Das englische Bolk.. sagt sich naturgemäß:
Nur Entmutigung kann diesen Annäherungsversuch erklären, denn Lloyd George
sprach davon, Banditen und Mörder niederboxen zu wollen, und die so Angere-
deten antworteten mit Erzberger: Wenn wir nur erst am Verhandlungstisch säßen,
würden wir uns schon in zwei Stunden verständigen können.
Gewiß, die Erzbergersche Anbiederung findet sich nicht in unseren offiziellen
Dokumenten, aber der Glaube an die Verhandlungs fähigkeit der Lloyd George-
schen Regierung war der verhängnisvolle Irrtum des Septemberfühlers (diesem
zuliebe blieb seinerzeit die Asquithsche Frage vom 27. Juli 1917 unbeantwortet.
Anmerkung aus dem Entwurf) und spukt auch noch in den Kundgebungen aus
letzter Zeit.
Unzweifelhaft werden nach jedem Friedensfühler die extremen Dazifisten in
England mobiler, aber an deren Lebhaftigkeit haben wir ja gar kein Interesse,
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