Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Ich war zuerst sehr empört, tröstete mich aber damit, daß die nichts- 
sagenden Worte nicht beachtet werden würden und deshalb auch kein 
Dementi erforderten. 
Dr. Mantler, der Direktor des Wolffschen Telegraphenbureaus, erhielt 
dann von mir am 15. Februar 1918 das folgende Interview: 
.. „Aus der russischen Revolution führten zwei Wege: der eine 
zu Ordnung, Duldung und Freiheit, der andere zurück zu Mord und 
Massaker von Amts wegen. Die russischen Fremdvölker waren ent- 
schlossen, jenen ersten Weg zu beschreiten, und kämpfen nun heute um 
ihr Dasein gegen die Vertreter der anderen Richtung. Hier mußte 
Deutschland sich entscheiden: Frieden mit den Bolschewiki unter Preis- 
gabe der sich ordnenden Nationalitäten, oder Friede mit diesen Rand- 
völkern, die nur das eine verlangen: sich in sauberen Verhältnissen 
konsolidieren zu können. Ich freue mich über die Entscheidung, wie sie 
gefallen ist. 
„Die Bolschewiki, soweit sie aus Idealisten bestehen, kämpfen für eine 
Idee. Sie kann in drei Worte zusammengefaßt werden: Zerstörung der 
Nationen. Aberall da, wo um einer nationalen Aufgabe willen Bürger 
verschiedener Klassen und Stände ihre Kräfte zusammenschließen, über- 
all da wollen sie sprengen und auflösen. Das gilt für Finnland so gut 
wie für Deutschland oder Frankreich oder England. Ihr Ziel heißt nicht 
mehr und nicht weniger, als ganz Europa das Schicksal Finnlands be- 
reiten. 
„Es ist von jeher Deutschlands bistorische Aufgabe gewesen, ein Boll- 
werk gegen die zerstörenden Kräfte zu sein, die von Osten her drohten. 
Das taten wir 955 auf dem Lechfelde, 1241 bei Liegnitz und 1914 bei 
Tannenberg. Hindenburgs Siege waren nicht nur Deutschlands Siege, 
sie waren Europas Siege. Wer das nicht begriffen hat, der hat auch 
nicht die echte Grundlage unseres Jornes gegen England begriffen: 
Ich kann nicht vergessen, mit welchem Behagen England sich 1914 und 
1915 ausmalte, wie die russische Dampfwalze Deutschland zermalmen 
würde. 
„Nun heißt es wieder wachsam sein gegen die große Gefahr, die 
vom Osten her droht. Eine moralische Infektion will sich in Bewegung 
setzen. 
„Wenn Cholera und Pest drohen — und diese Gefahren gehören nicht 
bloß der Vergangenheit an —, dann müßten alle zivilisierten Staaten 
gemeinsame Absperrungsmaßnahmen ergreifen. Das beutige kranke 
MRußland hat den einen Ehrgeiz, in alle gesunden und gesundenden 
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