setzen, wenn aber die jetzt geplante Offensive das Ziel nicht erreicht, so
können wir nicht noch einmal mit gleicher Wucht schlagen.“ Der General
sprach dann von seinen Wünschen in Belgien. In erster Linie erstrebte er
eine enge wirtschaftliche Bindung Belgiens an Deutschland, auch die zeit-
weilige Besetzung Lüttichs sei wünschenswert. Aber hier war es ganz deut-
lich: das brauchte nicht sein letztes Wort zu sein. Das Gespräch
endete ohne Resultat. Für mich aber steht fest: wenn an diesem Tage statt
meiner Graf Hertling vor ihn hingetreten wäre und die Erklärung über
Belgien gefordert hätte, deutlich bereit, seine Entlassung einzureichen, wenn
die Heeresleitung ihren Widerstand nicht aufgab, dann hätte General
Ludendorff sich gefügt, und an der Zustimmung des Generalfeldmarschalls
war nicht zu zweifeln.
Ich konnte nur nach Berlin telephonieren, daß ich ein gewisses Ver-
ständnis gefunden hätte — das hieß mit anderen Worten:
„Meine Aktion ist gescheitert, Ludendorff wird die Initiative nicht er-
greifen, es bängt jetzt wieder alles an der Regierung.“
Der Reichskanzler hielt am 25. Februar eine große Rede im Reichstag
— sie war versöhnlich gedacht: er zitierte zustimmend Worte des liberalen
Oppositionsmitglieds Runciman, der Verhandlungen im engeren Kreis
empfohlen hatte, und sprach dann von Belgien:
„Ich denke hierbei ganz besonders an unsere Stellung gegenüber Bel—
gien. Zu wiederholten Malen ist von dieser Stelle aus gesagt worden,
daß wir nicht daran denken, Belgien zu behalten, den belgischen Staat
zu einem Gestandteil des Deutschen Reiches zu machen, daß wir aber,
wie das ja auch in der Dapstnote vom 1. August vorigen
Jahres ausgeführt wird, vor der Gefahr behütet bleiben
müssen, daß das Land, mit dem wir nach dem Kriege wieder in
Frieden und Freundschaft leben wollen, zum Gegenstande oder
zum Aufmarschgebiet feindlicher Machenschaften würde.
#ber die Mittel, dieses Ziel zu erreichen und damit dem allgemeinen
Weltfrieden zu dienen, sollte in einem derartigen Kreise verhandelt
werden. Wenn also ein Vorschlag in dieser Richtung von der Gegen-
seite käme, etwa von der Regierung in Le Havre, so würden wir uns
nicht ablehnend verhalten, wenn auch die Besprechung zunächst selbst.
verständlich nur eine unverbindliche sein könnte."
Ein solches Entgegenkommen führte nicht weiter: es war schon das zehnte-
mal, daß hier ein deutscher Staatsmann an der Erklärung über Belgien
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