Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Beide Herren gingen von der Voraussetzung aus: die Offensive ist be- 
schlossene Sache. Herr v. Schweinitz glaubte nicht, daß noch vorher eine 
Verständigung mit England möglich wäre. Heute stände zwischen Eng- 
land und uns die belgische und die elsaß-lothringische Frage. Das Hinder- 
nis Belgien lasse sich durch eine politische Aktion beseitigen. Schweinitz 
forderte die Erklärung über die belgische Souveränität und Integrität, und 
zwar noch vor der Offensive oder unmittelbar nach ihrem Losbrechen. Wir 
können den Krieg doch nicht fortführen, bis England durch den U-Boot- 
trieg zur Kapitulation gezwungen ist. An Elsaß-Lothringen sei England 
durch die Versailler Abmachung gebunden, bis Frankreich selbst verzichtet; 
das würde nur ein geschlagenes Frankreich tun. Wir sind zu 
einer Offensive von solchem Amfang befähigt, daß wir hoffen können, 
Frankreich zu diesem Verzicht zu bringen. Die Offensive ist also 
notwendig. 
Herr von der Heydt begann mit den Worten: „Die deutsche Offensive läßt 
sich anscheinend nicht vermeiden.“ Aber er bezeichnete die sofort einsetzende 
politische Ausnutzung der Offensive als die Forderung der Stunde. Ihr 
Ziel muß ein doppeltes sein: in Feindesland die Regierungen zu schwächen 
und die Friedensfreunde zu stärken; in Deutschland die Geschlossenheit der 
Heimatfront zu sichern. Zu diesem Zweck schlug er vor, den feindlichen 
Regierungen ein diplomatisches Schriftstück zu überreichen; „vollständige 
Wiederherstellung des alten Belgiens" müßte in einem kurzen Satze 
ausgesprochen sein. „England und Amerika verlangen, daß Belgien als 
souveräner Staat wiederhergestellt wird; sie werden es verlangen und 
dafür kämpfen, bis man sie auf ihre berüchtigten Knie zwingt;"“ gleich- 
zeitig müsse die Autonomieerklärung Elsaß-Lothringens ausgesprochen 
werden, um der Forderung eines Referendums vorzubeugen. „Vom Osten 
wäre möglichst wenig, am besten nichts zu sagen.“ 
Hier waren Gedanken vertreten, die sich mit unseren Anregungen nahe 
berührten, aber in wichtigen Punkten kamen die beiden Herren zu einem 
anderen Ergebnis. So wollte Heydt den Osten als eine düstere Angelegen- 
beit unerwähnt lassen; für uns war die osteuropäische Neuordnung ein 
wesentlicher Bestandteil des deutschen Drogramms. Schweinictz hoffte, 
daß die Alliierten nach einer Niederlage zu einem Verzicht auf Elsaß- 
Lothringen bereit sein würden. Wir sahen die Möglichkeit eines englischen 
Druckes auf Frankreich viel eher jetzt gegeben, in Erwartung der gefürch- 
richterstattung, „Die Grenzboten“, 80. Jahrgang, Nr. 50, Leipzig und Berlin 
1921, S. 343ff.), der dann an General Ludendorff ging: Herr von der Heydt 
in einem Exposé: „Eine Anterhaltung im Haag am 7. März 1918“, das ich später 
dem Reichskanzler eingereicht habe. 
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