Vom 27. März an ist ein fortgesetztes Aufatmen zu spüren, das zu einer
großen Erleichterung wird, nachdem am 29. März der Angriff auf Arras
abgeschlagen ist. Aber als Grundton bleibt die verbissene Entschlossenheit,
den Tatsachen in die Augen zu sehen.
Die Militärkritik hatte während der ersten Tage die Sprache verloren.
Sie findet sie in der Atempause wieder, arbeitet nur deutlich mit patrio-
tischen Hemmungen: sachlich stehen sich die Gegensätze nach wie vor un-
versöhnlich gegenüber.
Die Militärpartei will Haig völlig entlasten.
Er habe nicht die nötigen Menschen zur Verfügung gehabt, weil
Lloyd George entgegen dem Rate Nobertsons den Mannschaftsersat
vernachlässigt hätte. Ferner habe er unter dem Druck der Franzosen,
„die immer der Anterstützung Lloyd Georges sicher sein können", die
englische Front gegen sein besseres Wissen ausdehnen müssen und da-
durch gefährdet. Die Führung sei meisterhaft gewesen. Als sofort zu
erfüllende Forderungen werden aufgestellt: Die allgemeine Wehr-
pflicht in Irland. Heraufseczung der Altersgrenze bis zum 55. Lebens-
jahr. Erneute Auskämmung geschützter Industrien. Beschränkung der
östlichen Expeditionen auf das zur lokalen Verteidigung notwendige
Maß. Zurückberufung Robertsons, des „ungehörten Warners". Garan-
tien zum Schutze der Heerführer gegen die Einmischung der Zivilisten.
Dagegen sagt die „Östliche" Schule:
nsere Reserven waren vorhanden, aber nicht zur Stelle. Das zahlen-
mäßige Verhältnis an der deutschen und der alliierten Front war un-
gefähr gleich. „Wir brauchen eine dirigierende Intelligenz in Zeiten
der Krisis besonders an der Sötstelle.“ Haig habe nicht nur als
Stratege, sondern auch als Organisator versagt: die englische Front
sei offenbar noch im Abergangsstadium von Angriffs= zu Verteidigungs-
linie gewesen.
Lloyd George handelt rasch. Er nutzt die Bestürzung des Landes und
der Allianz, um Entscheidungen zu erzwingen, die er in besseren Tagen
nicht durchgesetzt hätte: Foch wird Generalissimus.
Die Vereinigten Staaten willigen ein, amerikanische Regimenter in
französische und britische Formationen einzureihen, ja sie bringen das
Drestigeopfer und sagen zu, unausgebildete Truppen zur fertigen Aus-
bildung nach Frankreich und England zu schicken.
1 Die Koordination zwischen der englischen und französischen Heeresleitung ließ
zu wünschen übrig.
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