Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

zu späterer Enttäuschung Anlaß zu geben. Im übrigen hat sich jetzt 
manches gebessert, aber recht unangenehm war die Überraschung doch.“ 
Ich sandte damals eine neue Bearbeitung des „Ethischen Imperialismus“ 
an Kronprinz Rupprecht und General Ludendorff. Heute muß ich mir 
sagen, daß schon damals die militärische Grundlage für unseren stolzen Plan 
zerbrochen war. 
Da kam der 8. August — Ludendorffs „schwarzer Tag“. Die Eng- 
länder brachten uns eine furchtbare Niederlage bei Albert bei. Nach der 
zweiten Marneschlacht hatten die Feinde ihre Freude noch zurückgehalten 
— Fochs Name war mit inbrünstiger Hoffnung überall genannt worden, 
man hatte jedoch noch nicht an einen Umschwung zu glauben gewagt. 
Jetzt aber jubelte England: 
„Wenn eine Bombe vom Himmel fallen könnte, um gute Nachrichten zu 
verbreiten — nur solch ein plötzliches und glückliches Naturwunder könnte das 
Erstaunen und die Befriedigung des Landes bei den Nachrichten der letzten drei 
DTage spmbolisieren.“ („Observer“, 11. August.) 
„We are smashing through“: sagte Lloyd George. 
Diesmal war die deutsche Berichterstattung präziser. Der „Uber- 
raschungserfolg Haigs“ wurde zugegeben. 
„Durch dichten Nebel begünstigt, drang der Feind mit seinen Panzerwagen in 
unsere Infanterie- und Artillerielinien ein. Nördlich der Somme warfen wir den 
Feind im Gegenstoß aus unseren Stellungen zurück . Wir haben Einbuße an 
Gefangenen und Geschützen erlitten.“ (Tagesbericht vom 9. August 1918.) 
Aus Berlin hörte ich: „Der Stimmungssturz ist furchtbar.“ Gleich- 
zeitig kam eine Nachricht, die es mir mehr als alles andere deutlich machte, 
wie der Regierung das Wasser am Halse stand. Herr v. Radowitz, 
der Chef der Reichskanzlei, hatte sich an Oberst v. Haeften gewandt: er 
müsse die Gesamtleitung der Propaganda als Unterstaatssekretär im Aus- 
wärtigen Amt übernehmen. 
In der Tat, wenn die Neichsleitung nach der psychologischen Methode 
der Militärischen Stelle rief, mußte ihre Weisheit am Ende sein. Schade, 
daß die Einsicht zu spät kam, denn die von uns empfohlene 
politische Offensive war als Vorbereitung und GBegleitung 
des Sieges gedacht, nicht aber als sein Ersatz. 
1 Siehe unten S. 426 und Ludendorff, Kriegserinnerungen, S. 547. 
2 „Wir brechen mit Gewalt durch.“ 
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