daß ein Mitglied eines regierenden Hauses einen solchen Posten über-
nehmen kann, sodann wegen des Ansehens des Prinzen im Auslande."“
Herr Dr. Düringer fügte hinzu:
„Mein Verhältnis zu Dandl ist kein solches, daß er mir persönliche
Konfidenzen zu machen hätte. Er hat also mit mir als dem badischen
Minister gesprochen. Daraus ergab sich für mich die Pflicht, dem Groß-
herzog Mitteilung zu machen.“
Gleichzeitig erfuhr ich von einem Memorandum, das am 12. August
zwei mir damals unbekannte Generalstabsoffiziere Ludendorff übergeben
hatten: darin forderten sie zur Versteifung unseres Widerstandes die Be-
lebung unserer inneren Kräfte. Sie bezeichneten den Drinzen Max von
Baden als den geeigneten Mann, um als MReichskanzler die neue Mobil-
machung durchzuführen.
Am 3. September wurde Hahn zu seinem Chef gerufen. Herr v. Haef-
ten sagte ihm, die gegenwärtige Krisis sei schwer, nicht wegen der objektiven
Machtgrundlagen, sondern wegen der psychischen Erkrankung, welche durch
die Heimat und — zum Teil auch durch die Front gehe.
1 Der eine der beiden Generalstabsoffiziere war unser Militärattaché im Haag,
Major v. Schweinitz. In seinem in den „Grenzboten“ (80. Jahrg., 24. Dezember
1921, S. 414 f.) veröffentlichtem Abriß seiner Haager Berichterstattung schreibt er
darüber: „Der Umstand, daß ich den Prinzen Max von Baden zum Kanzler vor-
schlug, hat mich beinahe dazu veranlaßt, dies Buch ungeschrieben zu lassen. Das rich
tige wäre damals gewesen, den Fürsten Bülow mit der Abwicklung des Krieges zu
beauftragen. Zwei Persönlichkeiten, die im Glück und Unglück klarer sahen als wohl
irgendeiner ihrer deutschen Zeitgenossen, Ihre Majestät die Kaiserin und der Haus-
minister Graf Eulenburg, haben den ganzen Krieg hindurch an der Kanzlerkandidatur
des Fürsten festgehalten. Noch kurz vor seinem Tode hat der Hausminister die Hoff.
nung geäußert, daß die politische Rolle des Fürsten nicht ausgespielt sein möchte.
Vernünftigerweise müßte sie bei der Reichspräsidentenwahl in Erfüllung gehen.
Daß ich den Fürsten im August 1918 nicht vorschlug, erklärt sich aus meinem Wunsch,
den Präsidenten Wilson mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Diese Technik kam
aber für den Fürsten nicht in Frage. Das spätere Verhalten meines Kandidaten
brauche ich nicht zu kennzeichnen. Ich dachte ihn mir natürlich nicht als „Macher
von 's Ganze“, wie sich der Berliner ausdrückt, sondern als flgure head. Als der
Prinz schließlich ernannt wurde, geschah es in einer Weise, die meinen Wünschen
diametral entgegengesetzt war. Ich wollte unsere Amstellung mit einer Fanfare und
nicht mit einer Schamade ankündigen.“ Ich habe diesen unfreundlichen Worten nur
hinzuzufügen: Major v. Schweinitz mußte, als er sie schrieb, wissen, wer schuld
daran war, daß meine Kanzlerschaft mit einer Schamade, und nicht, wie er und ich
beabsichtigten, mit einer Fanfare begann.
Prinz Max von Baden 20 305