gischen Frage schaffen, die als stärkstes Agens auf England und Amerika wirkt
— ob mit Recht oder Unrecht ist gleichgültig — und sich dem Gegner, mit den
politischen Schutzwaffen angetan, entgegenstellen, die er selbst so meisterlich zu
tragen und zu spiegeln versteht. In diesem Sinne ist eine Erklärung, daß Belgien
kein Faustpfand sein soll, daß Brest-Litowsk nur ein Rahmen ist, in dem sich
die Staatsgebilde des Ostens nach eigener Wahl gestalten sollen, ist endlich eine
Einkleidung des Deutschen Reiches in moderne Staatsformen weder ein Ver-
zicht, noch eine Schwächung Deutschlands, sondern ein Kriegsmittel, wie es
schärfer und entwaffnender nicht gedacht werden kann. Es würde die Liberalen
Englands, die Doktrinäre Amerikas, die Freunde, die Deutschland in Neutralien
zählt, aus einer Befangenheit erlösen, in die sie der Bann dieses Krieges zum
Unheil der Welt geschlagen hat.
Ich begründe mit diesen Zeilen alte Forderungen neu, weil die Kriegslage
eine neue Formulierung erheischt. Daß ich sie so und immer wieder anders be-
gründen kann, zeugt vielleicht stärker für ihre Richtigkeit als die Entwicklung, die
mir leider nur allzusehr recht gegeben hat. Eine große politische Tat kann Deutsch-
land erlösen und — wie immer sie auch ausgenommen werde — unter Umständen
auch der deutschen Heeresleitung die wahre Freiheit des Handelns .. (unleser-
lich), aber zugeschnitten auf ihr eigenstes Gebiet wiedergeben.“
Das zweite Zeugnis war die Niederschrift über ein Gespräch, das Stege-
mann am 24. August 1918 mit Oberst v. Wattenwyl geführt und dem Hauß-
mann beigewohnt hatte. Die QOuintessenz wurde folgendermaßen gezogen:
1. Die Zahl der Gefangenen sei schon am 25. August über 100000 Mann, die Zahl
der verlorenen Geschütze 4000.
2. Die U. Boote hätten keinen einzigen amerikanischen Truppentransport versenkt.
3. Eine strategische Offensive kein Ziel, da weder an den Vorstoß zum Kanal
noch an die Einnahme von Paris, noch an die Aufrollung der gegnerischen Front
gedacht werden könne.
4. Eine taktische Offensive hätte Wert, um die rückwärtigen Linien frei wählen zu
können, was jetzt nicht möglich sei, da die Druckoffensive zu nah sei, um die Frei-
heit des Handelns (zu ermöglichen)].
5. Es sei die Absicht Nordamerikas, die ganze Vogesenfront zu besetzen und
dort bis Frühjahr eine so starke berzahl zu sammeln, daß Nordamerika
Elsaß-Lothringen erobern und Frankreich „schenken“ könne. Deshalb denke
Nordamerika an den Frieden im nächsten Jahr, in dem es als Sieger auf.-
treten könne, während Frankreich heuer „siegen“ wolle.
6. Militärisch frage es sich, wie groß die Reserven Ludendorffs und wie ihr Geist
sei. Bray sei nur von der 27. württ. Division gehalten worden, sonst wäre eine
Katastrophe eingetreten, weil der Punkt von entscheidender Wichtigkeit gewesen
sei. Die anderen deutschen Truppen seien damals alle gewichen. Wenn Luden-
dorff nicht neue guten Truppen und nicht neue Ideen habe, so wäre der Rückzug
an die Maaslinie das Richtigste vom rein militärischen Standpunkt aus.
7. Der Vorstoß an die Marne und die Operation bei Reims seien der erste große
Fehler Ludendorffs gewesen. Diese Offensive in ihrer Vortragung sei fehlerhafter
als das zu weite Vorgehen am 4. bis 7. September 1914 gewesen. Jetzt sei Foch
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