Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

wenn wir auch noch zurückgehen müssen. Man hat das so im Gefühl. Die 
Angriffskraft war in den letzten Tagen nur noch gering. 
Der Reichskanzler: Aber innerhalb von 8 bis 10 Tagen kommt 
wieder eine neue Welle, wie Eure Exzellenz damals im Gespräch mit 
mir selbst gesagt haben. 
General Ludendorff: Die kommt. Ein neuer Angriff ist bei der 
Zehnten Armee schon in Gang; wie es da steht, weiß ich nicht. Morgen 
kommt wieder einer bei der Fünften Armee; das hört nicht auf. 
Der Reichskanzler: Es kommt nun darauf an, daß die Maßregeln, 
die Sie empfehlen, den Angriffen einen solchen Riegel vorschieben, daß 
man politisch wieder frei arbeiten kann. Eure Exzellenz wissen, daß ich 
damals nicht für die Friedensnote war, aber es wurde mir gesagt, jede 
Stunde kostete uns soundso viele hunderttausend Mann und jeder Augen- 
blick könne eine Katastrophe1 herbeiführen. Exzellenz v. Hintze ist mein 
Zeuge. 
Exzellenz v. Hintze: Das ist so, Eure Großherzogliche Hoheit. 
General Ludendorff: Es ist auch heute so, daß wir jeden Tag ein- 
gedrückt und geschlagen werden können. Vorgestern ist es gut gegangen; 
es kann auch schlecht gehen. 
Der Reichskanzler: Wenn Sie sagen, daß wir nach vier Wochen 
besser stehen, so sagen die Engländer, wenn es noch sechs Wochen dauert, 
so haben wir nicht mehr nötig, mit den Deutschen zu verhandeln. Jeden- 
falls tut die Entente alles, was sie kann, um unsere Verhandlungen mit 
Wilson in die Länge zu ziehen. 
General Ludendorff: Die Verhandlungen in Berlin sind der Entente 
zu Ohren gekommen und haben die Angriffslust gewaltig erhöht. Aber 
das meine ich doch: jede militärische Stärkung der Front stärkt auch die 
Stellung Eurer Großherzoglichen Hoheit für den Friedensschluß. 
Der NReichskanzler: Das ist richtig. 
General Ludendorff: Ob die Stärkung rechtzeitig kommt oder nicht, 
kann ich nicht sagen. Ich wiederhole, was kommt, kommt rechtzeitig. 
Der Reichskanzler: Wie stark ist das Westheer? 
Oberst Heye: Die Westfront zählt jetzt 191 Divisionen, davon 4 Oster- 
reicher und 7 aus dem Osten. Sie sind sehr verschieden an Stärke. 28 
Divisionen haben nur Bataillons stärken von ungefähr 200 bis 300 Mann. 
Die übrigen stehen sich ungefähr auf 400 bis 500. 
General Ludendorff: Hätten wir da vollkräftige Bataillone, so 
wäre die Lage gerettet. 
1 Außerung Hindenburgs vom 2. Oktober siehe oben S. 345. 
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