Staatssekretär v. Mann: Ich bin ganz derselben Meinung. Ob und
wie es zum Ziele führen kann, besondere Petroleumvorräte für die Zivil-
bevölkerung zu schaffen, weiß ich nicht. Vielleicht könnte man etwa 10 Pro-
zent der Bestände dazu verwenden; aber darüber fehle mir das Lrteil.
Der Reichskanzler: Auch ich weiß nicht, wie groß der Verbrauch
des Heeres, der Marine, der Landwirtschaft im Verhältnis zueinander ist.
Anterstaatssekretär Göppert: Ich bitte auch die Zivilbevölkerung in die
Bewirtschaftung einzubeziehen. 10000 Tonnen monatlich hat man der Be-
völkerung versprochen: das ist das Minimum. Wenn man die Bevölkerung
im Winter leidlich ruhig halten will, muß das so bleiben. Als man im
vorigen Winter 12000 monatlich gab, lag die Beleuchtungswirtschaft
auch schon in den letzten Zügen.
Der Reichskanzler: Wie lange kann die Armee, die Marine und die
Heimat aushalten in dem Moment, wo die Olversorgung aus Rumänien
ausfällt? Die Antwort auf diese Frage würde ich sehr gern in kürzester
Frist haben. Wann kann ich sie bekommen?
Kriegsminister Scheüch: Heute nachmittag werden die Feststellungen
getroffen.
Der Reichskanzler: Wenn man mir sagt: die Heimat kann noch ein
paar Monate, das Heer noch anderthalb Monate, die Marine noch acht
Monate auskommen, so habe ich kein Bild. Das muß auf den gleichen
Nenner gebracht werden.
Ich möchte die Gelegenheit benutzen, um an Exzellenz Göppert noch eine
Frage über die Wichtigkeit der Akraine für die Versorgung zu richten.
Ist angesichts der Lage an der Westfront die weitere Besetzung der Ikraine
durch zwölf deutsche Divisionen durch das Bedürfnis der deutschen Ver-
sorgung zu rechtfertigen?
Vizekanzler v. Dayer: Der Herr Staatssekretär des Kriegsernährungs-
amts ist soeben eingetroffen.
Der Reichskanzler: Ich bitte den Herrn Staatssekretär, die Frage
zu beantworten.
Staatssekretär v. Waldow: Wenn die Frage so gestellt ist, kann ich sie
glatt verneinen. Wir haben die Lebens- und Futtermittel der Akraine in un-
seren Wirtschaftsplan nur eingestellt als Notbehelf und zur Verbesserung
der Lage. Handelt es sich aber darum, ob der Verzweiflungskampf aufge-
nommen werden muß, so können wir auch auf die Mkraine verzichten und
werden dann versuchen, durch Schmuggel unsere Bestände zu vermehren.
General Ludendorff: Ich weise nochmals darauf hin, daß jetzt aus
den Ostgebieten ungefähr eine Million Menschen ernährt werden, die wir
dann selbst mit verpflegen müßten.
Prinz Max von Baden 28 433