General Ludendorff: Das kommt auf das Tempo an, jeder Rückzug
kostet um so mehr Gefangene und Material, je rascher er vor sich geht.
Bei dem langsamen Zurückgehen der Dritten, Ersten, Siebten und Acht.
zehnten Armee sind so gut wie keine Einbußen an Menschen und Material
gewesen; wenn wir aber ausweichen müssen, wie bei der Siebzehnten
und Zweiten Armee, dann ist es eine erhebliche Schwächung. Wir ver-
kürzen uns außerordentlich, aber die Lebensbedingungen der Armee,
das, was sie zum Handeln braucht, Munition usw., das wird erheblich
verschlechtert, weil wir unser Industriegebiet den feindlichen Fliegern
aussetzen.
Sollten die Waffenstillstandsverhandlungen kommen, so bedeutet schon
die Zusage der Räumung an sich eine wesentliche Verschlimmerung der
militärischen Lage.
Kriegsminister Scheüch: Daß die Zurückführung des Heeres auf den
heimatlichen Boden eine außerordentliche Schwächung des Heeres be-
deutet, ist zuzugeben, nicht nur wegen der geringeren Möglichkeit der Her-
stellung alles dessen, was das Heer zum Kampf nötig hat, sondern auch
im Hinblick auf die Stimmung und den Gehalt der Truppe. Eine enge
Verbindung mit der Heimatbevölkerung, die niedergedrückt ist durch die
starke Belegung, drückt auch das Heer nieder. Es würden an der ganzen
Grenze dieselben Bedingungen eintreten wie jetzt im Elsaß und noch
schlechtere. Auch die Lebenshaltung der Bevölkerung selbst würde sehr
herabgedrückt.
Admiral Scheer: Ich habe schon gestern gemeldet, wie der Stand bei
der Marine ist, muß aber wohl auch hier ein Bild von den Verhältnissen
der Flotte geben, weil es darauf ankommt, ob man den Waffenstillstand
unter den Bedingungen bekommen soll, die Wilson stellt.
In den beiden letzten Jahren hat sich die Flotte nur in den Dienst des
U- Boottriegs gestellt und sich dabei völlig gefechtsbereit gehalten. Wenn
uns die Arbeiterverhältnisse verbessert werden, können wir den Bau der
Unterseeboote auf das Doppelte, ja Dreifache erhöhen. Nun geht die For-
derung Wilsons dahin, daß wir den U. Bootkrieg einstellen sollen. Wenn
wir dem nachgeben, würde ein ganz erbebliches Druckmittel preisgegeben
und eine Gegenleistung für die Annahme des Waffenstillstands bei der
jetzigen Stellung. Denn da ist doch die Lage so, daß das Heer standhalten
kann. Deshalb brauchen wir auf die zweite Wilsonsche Bedingung nicht
einzugehen.
Der Reichskanzler: Damals sprachen Eure Exzellenz von 40000 Ar-
beitern, die nötig wären. Können Sie die bekommen, wenn der Kriegs-
minister 600000 Mann aufbietet?
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