die 2. Garde-Infanteriedivision nach Altengrabow übergeführt werden
sollte. Der Kriegsminister drängte auf beschleunigte Absendung, eine wei-
tere Division müsse folgen.
Im Augenblick hatten wir daher keine andere Wahl, als der Kieler
Situation auf folgende Weise zu begegnen: 1. Absperrung des Seuchen-
gebiets, 2. freie Hand für Noske bei dem Versuch, den lokalen Ausbruch
zu ersticken.
Der Kriegsminister ersuchte die Kiel benachbarten Stellvertretenden
Generalkommandos, Straßen und Bahnen zu besetzen. Befehlen konnte
er nicht, sein Titel „Militäroberbefehlshaber in der Heimat" war irre-
führend, denn sein Machtbereich erstreckte sich nur auf bestimmte An-
gelegenheiten, die unter das Gesech über den Belagerungszustand fielen.
Die Befehlsgewalt über die Stellvertretenden Generalkommandos erdielt
er erst am 8. November abends auf seinen dringenden Antrag an Seine
Majestät, zur Bekämpfung der Revolution eine übergeordnete Befehls-
stelle in der Heimat zu schaffen. Am 5. November unterstanden die Stell-
vertretenden Generalkommandos nur dem Kaiser, der infolge seiner Ab-
wesenheit in Spa nicht in der Lage war, die nötige Zusammenwirkung
zwischen ihnen sicherzustellen.
Der Gedanke, die von Kiel ausgehende Infektion abzuschnüren durch
Unterbindung der Verkehrsadern, war an und für sich gut — aber wieviel
Kieler Gift mochte schon im Blut des deutschen Volkes kreisen? Auf der
Ostsee kreuzte die rote Flotte; die Wasserstraßen waren nicht zu sperren,
und wir hörten bereits von der Landung von Aufrührern an anderen
Küstenplätzen. Noske erhielt am nächsten Morgen die Ermächtigungen, die
er verlangt hatte. Als ihm Scheidemann telephonisch den Beschluß des
Kabinetts mitteilte, sagte Noske: Er breche fast zusammen. Der Stadt-
kommandant von Kiel sei in der Nacht erschossen worden. Aber die Haupt-
schreier sei ein Grauen gekommen.
1 Beschränkung der persönlichen Freiheit; Zensur; Beschränkung der Vereins-
und Versammlungsfreiheit.
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