Drittes Kapitel
Die Erklärung des verschärften U-Boottriegs
In den ersten Dezembertagen 1916 stürzte Lloyd George das Mini-
sterium Asquith-Grey. Ende November waren Gerüchte in London um-
gelaufen, daß Grey, Balfour, Lansdowne, Runciman und Mc Kenna
einen Frieden durch Anterhandlungen begünstigten.
Am 6. Dezember fiel Bukarest.
Am 12. Dezember 1916 erfolgte das Friedensangebot der Mittel-
mächte. Wie Helfferich in seinem Buch „Vom Kriegsausbruch bis zum
uneingeschränkten U. Bootkrieg“1 mitteilt, ist er der Bater des Planes.
Unter dem Eindruck der maßvollen Rede Greys vom 23. Oktober 1916
brachte er die Anregung an Bethmann heran: Grey solle durch einen
deutschen Schritt gezwungen werden, Farbe zu bekennen. — Als unser An-
gebot herauskam, war Grey nicht mehr im Amt.
Am 21. Dezember 1916 entsandte Präsident Wilson seine erste Frie-
densnote, darin er die kriegführenden Länder aufforderte, präzise Kriegs-
ziele zu nennen, damit der Krieg nicht weiter „im Dunkeln"“ fortgeführt werde.
Die deutsche Regierung lehnte am 26. Dezember höflich ab, ihre Ziele
zu nennen: der unmittelbare Gedankenaustausch zwischen den Krieg-
führenden schiene der geeignetste Weg.
Am 30. Dezember wurde die Antwortnote der Entente auf unser Frie-
densangebot überreicht. Sie war erfüllt mit Beschimpfungen, die uns er-
neut als die Alleinschuldigen an dem Ausbruch des Krieges wie an seiner
gesetzlosen Führung stempeln wollten; der deutsche Vorschlag sei wertlos,
weil er jeglichen Gehalts und jeglicher Präzisierung entbehre. Er er-
scheine weniger als ein Friedensschritt denn als ein Kriegsmanöver.
Am Schlusse der Note hieß es:
„In dem Augenblick, in dem Deutschland zur Welt von Frieden und
Menschlichkeit spricht, führt es belgische Bürger zu Tausenden in die
Sklaverei.“2
1 S. 356.
: Die belgischen Deportationen hatten Ende Oktober 1916 begonnen.
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