„Wir wollen die Flotte kampffähig halten.“
„Das Vertrauen zur Leitung steht unbedingt fest.“
Ein Mann vom „Markgraf“: „Wir wollen auf die anderen Schiffe
einwirken. Das dritte Geschwader ist maßgebend.“
„Ob wir von Regierung oder Soldatenrat Befehle zu erhalten
haben?“
„Sind die Befehle des Geschwaderchefs gegen rote Fahne von den
Staatssekretären veranlaßt oder gebilligt?“
Die Forderungen der Leute waren nur zum kleinen Teil politischer Natur.
Sie verlangten: Versammlungsrecht, Freigabe sämtlicher Zeitungen, Gruß-
freiheit außer Dienst, gleiche Verpflegung und eine Neuregelung der Straf.
bestimmungen: die Strafgewalt des Offiziers sollte eingeschränkt, ein Ver-
trauensmann der Leute vor der Bestrafung der Leute angehört werden.
Für nicht unehrenhafte Handlungen sollten nur Geldstrafen, nicht Arrest-
strafen verhängt werden. Für die Abergangszeit wünschten sie, daß ein
Vertreter der Mannschaften dem Geschwaderchef beigegeben werde.
Haußmann redete den Matrosen ins Gewissen: es handle sich jetzt nicht
nur um Oisziplin, sondern um Treue gegen Deutschland. Jede Agitation
gegen die Friedenspolitik der Regierung wäre eine schwere Schuld. „Wir
können noch viel am Verhandlungstisch durchsetzen, aber nur, wenn wir
Sie hinter uns haben. Clemenceau will die Verarmung Deutschlands,
Wilson die Wiederaufrichtung. Clemenceau siegt, wenn sich Zerfalls-
spmptome in Deutschland zeigen. Die Regierung hat die Reaktion über-
wunden. Das beweist Ludendorffs Entlassung.“!
Der Ausgang der Konferenz, so wurde mir berichtet, schien gute Folgen
zu versprechen.
Die Haltung der Matrosen des dritten Geschwaders war ein lebendiger
Beweis für das, was Noske in Kiel vollbracht hatte. Das Schicksal
Deutschlands hing daran, daß Ebert die Leistung seines Parteigenossen
im großen wiederholte, d. h. die Bewegung im ganzen Lande „zurück.
rollte". Nach unserer Anterredung am Vormittag zweifelte ich nicht an
seinem guten Willen — und auch nicht an seiner Macht, sobald die klare
Darole gegeben wäre, um den Trennungsstrich nach links erneut zu ziehen.
Beunruhigende Nachrichten lagen in der Neichskanzlei vor über allerhand
Fäden, die sich zwischen der Parteileitung der Anabhängigen und den
Mehrheitssozialdemokraten angesponnen hatten. Solange der Kaiser noch
zögerte, strömten die Gefolgschaften der feindlichen Bruderparteien in-
1 Ich weiß nicht, was Haußmann im einzelnen sagte. Die obigen Worte gebe ich
nach einem Notizenzettel wieder, den er mitnahm.
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