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(Zu Seite 85.)
Die englische Politik und die Vorgänge in Rußland auf Grund der
" englischen Presse
(Zusammenfassung aus Wochenberichten der Zentralstelle für Auslandsdienst von
Ende 1914 bis März 1917.)1
Erste Phase.
(Bis Ende 1915.)
Deutliche Weisüng an die englische Presse:
„Keinerlei Einmischung in die inneren An-
gelegenheiten Rußlands. Größte Vor-
sicht bei Diskussion rückständiger rus-
sischer Einrichtungen.“
Dieser Befehl wurde von den rechtsstehenden Blättern nicht nur befolgt,
sondern es wurde noch ein übriges getan. „Times“ und „Morning Post“
brachten dem Zarismus Huldigungen dar. (Bgl. „Morning Post“ vom
27. Januar 1915, die schrieb: Russische Greuel, das wäre eine Erfindung
deutscher Juden.)
Die offiziöse „Westminster Gazette“ befolgte die Weisung, aber auch
nur das. Sie stimmte nicht in die servile Verherrlichung der russischen
AReaktion ein.
Die linksliberale Presse, „Daily News“, „Manchester Guardian“,
„Nation“, war häufig ungehorsam, enthüllte Russifizierungsversuche im
besetzten Galizien, brachte Mitteilungen über Pogrome, ließ die unter-
drückten Fremdvölker in ihren Spalten zu Worte kommen und beklagte
sich mehrfach über den Zensor, der Befehl gegeben hatte, Sibirien totzu-
schweigen.
Siehe Pressebericht vom 9. Februar 1915.
1 Die Berichte, auf welche hier und im folgenden verwiesen wird, befinden sich
gedruckt in den Archiven des Auswärtigen Amts.
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