Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

hat, damit er die Vereinigten Staaten aus dem Kriege draußen hält. 
Greys Organ, die „Westminster Gazette“, warnt (am 3. Januar 1917) 
vor der Täuschung, daß die Moajorität in den Vereinigten Staaten so 
denke wie der Osten: 
„Oie hohen Kosten der Lebenshaltung drücken stark auf jedermann, und die 
hohen Preise werden auf den Krieg geschoben. Es gibt Tausende, denen der Krieg 
keinen DHrofit gebracht hat, sondern nur verzweifelte Anstrengungen, wirtschaft- 
lich durchzukommen, und diese Tausende wollen Frieden, um der Verschuldung 
zu entgehen. Es ist nutzlos, diese Menschen darauf hinzuweisen, daß andere Leute 
in Amerika große Profite aus dem Kriege gezogen haben. Die Antwort lautet: 
„Wir sind die Majorität, und uns bringt der Krieg nur Verlust.“. 
Zum Guten oder zum Schlechten, wir müssen uns darüber klar werden, daß der 
Präsident eine große Machtstellung einnimmt, und daß, wenn er das amerika- 
nische Bolk hinter sich hat und zum Sprecher von anderen Neutralen wird, wir 
ihn notwendigerweise als einen sehr ernsten Faktor in diesem Stadium des Krieges 
ansehen müssen.“ 
Nach der „Times“ vom 2. Januar 1917 arbeitet Graf Bernstorff 
darauf hin, den Alliierten die Verantwortung für die Fortsetzung des 
Krieges vor dem amerikanischen Volk anzuheften und zwar mit einem 
doppelten Zweck: einmal, um die amerikanische Friedensliebe dahin zu 
fruktifizieren, daß der Export von Material und Geld an die Alliierten 
beschränkt wird; und zweitens, um Washington dahin zu bringen, sänftig- 
1 Bernstorff, Deutschland und Amerika, Berlin 1920, S. 300: „Sofort nach 
der amtlichen Bekanntgabe seiner Wiederwahl schrieb der Präsident eine Friedens- 
vermittlungsnote, behielt sie aber leider in seinem Schreibtische, weil gerade damals 
unglücklicherweise wegen der belgischen Deportationen eine neue deutschfeindliche 
Woge über das Land ging .. Wenn die unselige Maßregel richt erfolgt wäre, 
die obendrein in einem Augenblick ergriffen wurde, wo wir dem DPräsidenten mit- 
geteilt hatten, daß wir Belgien nicht annektieren wollten, hätte die Weltgeschichte 
vermutlich einen anderen Verlauf genommen. Die amerikanische Vermittlungs- 
aktion würde unserem Friedensangebote zuvorgekommen sein und infolgedessen 
wahrscheinlich Erfolg gehabt haben, weil wir dann den uneingeschränkten U. Boot. 
krieg nicht hätten aufnehmen können, ohne die Vermittlung auslaufen zu lassen.“ 
: Fast zur gleichen Zeit (29. Dezember 1916) telegraphiert, wie wir heute wissen, 
Graf Bernstorff nach Berlin: er sei überzeugt, daß unsere Feinde nicht auf Ver- 
handlungen eingehen werden, wenn nicht von Amerika aus ein starker Druck ausgeübt 
werde. „Letzteres wird aber m. E. geschehen, wenn Eure Exzellenz im übrigen glauben, 
amerikanische Vermittlung annehmen zu können. Mit Ausnahme der belgischen 
Frage dürfte die hiesige Regierung uns bei allen Verhandlungen mehr Vorteil als 
Nachteil bringen, da die Amerikaner jetzt erst zur Erkenntnis gekommen sind, was 
die Seeherrschaft Englands bedeutet.“ (Bernstorff, a. a. O., S. 323.) Ein erstes 
Druckmittel wendet Wilson Anfang Dezember an: Der Federal Reserve Board, 
die unserer Reichsbank entsprechende Behörde, warnte die Banken vor ungedeckten 
Schuldscheinen (Anleihen) fremder Staaten; damit war der Entente praktisch die 
amerikanische Geldquelle verstopft. (Ebenda, S. 329.) 
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