eine Marneschlacht abgebrochen, als er dem öffentlichen Friedensgespräch
mit Wilson ein jähes Ende bereitete.
Damals war ich zwar tief beeindruckt durch die Auffassung, die mir ent-
gegengebracht wurde. Ich habe auch in Gesprächen mit offiziellen Per-
sönlichkeiten die Notwendigkeit des Aufschubs des verschärften U. Boot-
krieges zu plädieren gesucht. Aber ich konnte schon deshalb nicht über-
zeugen, weil ich gegenüber Einwänden die natürliche Unsicherheit eines
Menschen hatte, der sich nicht im Besit allseitiger Informationen fühlt.
Der Gegengrund, der mich stutzig machte, lautete: der Erfolg des ver-
schärften U. Bootkrieges hängt davon ab, daß er am 1. Februar 1917 be-
gonnen wird. England muß vor der neuen Ernte besiegt sein.
Am 27. Januar trat noch ein retardierendes Moment ein: Graf Bern-
storff telegraphierte, und zwar im Auftrag des Präsidenten Wilson, der
einen neuen Friedensschritt unternehmen wollte: wir möchten ihm zur
öffentlichen Bekanntmachung unsere Friedensbedingungen mitteilen. Bern-
storff drängte erneut auf einen Aufschub des U-Bootkrieges. Eingeweihte
wußten damals nur von der Tatsache dieser Depesche.1 Man kannte weder
eine große Gelegenheit, zum Frieden zu gelangen, versäumt hat. Wäre es der
Dolitik Wilsons beigetreten und bereit gewesen, einer Konferenz zuzustimmen, so
hätten sie die Alliierten nicht ablehnen können. Sie waren von amerikanischen Liefe-
rungen abhängig; sie hätten nicht das #belwollen der Regierung der Vereinigten
Staaten riskieren können, noch weniger ein Rapprochement zwischen den Vereinigten
Staaten und Deutschland.“ Und S. 143: „Es gab aber ein diplomatisches Versehen,
das der Sache der Alliierten verhängnisvoll werden konnte — wenn es begangen
wurde. Es wurde mit allem Bedacht vermieden. Dieser Kardinalfehler wäre ein
Zwist mit den Vereinigten Staaten gewesen; es mußte nicht notwendigerweise ein
Bruch sein, aber ein Stand der Dinge, der die Amerikaner zu einem Einschreiten
gegen die Blockade oder zu einem Embargo auf die Ausfuhr von Kriegsmaterial
aus den BVereinigten Staaten verleitet hätte. — Dagegen machte Deutschland diesen
schweren Fehler.“
1 Die Depesche lautete: „Washington, 27. Januar 1917. House bat mich spontan
im Auftrage Wilsons, ihn zu besuchen, und sagte mir das Folgende als offiziellen
Auftrag des Dräsidenten: Wilson anbietet zunächst vertraulich, Friedensvermitt-
lung auf Grund seiner Senatsbotschaft, d. h. also ohne Einmischung in territoriale
Friedensbedingungen. Als nicht vertraulich betrachte Wilson sein gleichzeitig an uns
gerichtetes Ersuchen um Mitteilung unserer Friedensbedingungen.“ Nachdem unsere
Feinde uns ihre unmöglichen Friedensbedingungen offen ausgesprochen, seien auch
wir moralisch verpflichtet, unsere Bedingungen bekannt zu geben, die ja nach un-
seren Mitteilungen gemäßigte seien, und die er dann der ganzen Welt bekannt-
machen würde. „Wenn wir nur zu ihm Vertrauen hätten, sei Präsident überzeugt,
daß er dann die beiden Friedenskonferenzen erreichen könne . Dräsident meint,
die an ihn gerichtete Ententenote brauche als Bluff nicht in Betracht gezogen zu
werden. Er hoffe bestimmt, Friedenskonferenzen zustande zu bringen, und zwar so
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