immer neue Geltung erlangt, daß den Krieg vorbereiten muß, wer
den Frieden liebt, — solange ist der soldatische Geist der Fürsten und
die sorgfältige Pflege der „schimmernden Wehr“ die einzige Bürg-
schaft für die ungehinderte Entfaltung der Werke des Friedens.
Gerade der blutige Ernst der heutigen Zeit predigt uns diese
alte Wahrbeit mit furchtbarer Gewalt und Eindringlichkeit. Die
Weltgeschichte hat es tausendfach erwiesen, daß ein Bolk, das jene
Tatsache in bequemer Friedenszeit vergißt, elend zugrunde geht.
Wie stünde es heute um unser liebes Baterland ohne unser herrliches
Heer und unsere Flotte? Aber auch in sittlicher Hinsicht ist jene
alte Wahrheit von hoher Bedeu-
tung: die Pflege der kriegerischen
Tugenden und militärischen Fähig-
keiten eines Volkes ist keineswegs
nur eine lastenreiche Notwendigkeit
im Hinblick auf feindselige Nach-
barn, sie ist vielmehr eine Quelle
aller derjenigen Mannestugenden,
die ein Volk auch innerlich stark
und gesund machen und erhalten
und die es erst so recht befähigen,
das Glück einer friedlichen Ent-
wickelung zu schaffen und ohne
Schädigung zu ertragen. Das, was
unsere verbrecherischen Feinde an
uns mit berechnender Niedertracht
als „Militarismus“ beschimpfen, ist
deshalb zugleich eines der edelsten sittlichen Güter unseres Volkes.
Unser Königist von dieser Uberzeugung tief durchdrungen, sie istihm das
Grund- und Leitmotiv seines militärischen Denkens. Treffend sprach
er das 1912 beim Jubiläum der Dresdner Handelskammer folgender-
maßen aus: „Wir alle, die wir uns der Vorteile des Friedens
erfreuen, wir wollen es uns in diesen ernsten Zeiten gesagt
sein lassen, daß wir uns dieses kostbare Gut nur dadurch
wahren, wenn wir uns fernhalten von aller weichlichen Ge-
nußsucht und wenn wir gewillt sind, nicht nur im gebotenen
Augenblick Gutund Bluteinzusetzen, sondern unser perfön-
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Kaiser und König im Manöver.