Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

arzt: „Buszinski, schicken Sie einige Leute zum Strande, 
um Verbindung mit dem Schiffe herzustellen, Verband- 
zeug und Wasser herbeizuschaffen, denn bei dieser großen 
Hitze und ohne Verbände halten wir es nicht lange aus.“ 
Aber alle Anstrengung war vergebens, da die Brandung 
zu stark war. So lagen wir denn mit unserem Durste 
und den Schmerzen bis zum anderen Morgen. Die Hitze 
wirkte furchtbar auf uns! Da der Herr Oberarzt während 
des Schwimmens durch die Brandung zu viel Salzwasser 
zu sich genommen hatte, so wirkte die Hitze sehr auf ihn. 
Da er etwas Kühlung haben wollte, holte einer der Kame- 
raden etwas Salzwasser, und haben wir so seinen Körper 
etwas gekühlt. Die Hitze nahm ihren Höhepunkt, und 
da die Palmen sehr hoch waren, so hatten der 0ber- 
arzt und ich keinen Schatten. Auch waren wir selbst zu 
schwach, uns in den Schatten zu legen, ebenso wenig wie 
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früher holen, da die Brandung zu stark war. Ich selbst 
kann nichts sagen, wie und wo Ihr Sohn begraben liegt, 
ich glaube, daß Herr Leutnant Schall Ihnen etwas Näheres 
schreiben könnte. Die Stelle, wo unser Oberarzt und ich 
gelegen haben, ist, wenn man vom Bug des Schiffes aus- 
geht, ungefähr 200 Meter vom Wasser, etwas links. 
Dann kommt eine Lichtung im Quadrat von 15—20 Meter. 
Wir lagen an der rechten Seite der Lichtung ganz unten 
in der Ecke unter einer Palme 
Achtungsvoll 
Josef Buc zinski, Bootsmannsmaat. 
Leutnant Schall schreibt: „Ich fand ihn in der Stellung 
eines Schlafenden, seinen Kopf auf den linken Arm ge- 
legt, und beerdigte ihn allein am Strande, indem ich seinen 
Körper mit Palmenblättern und einem Mantel bedeckte. 
  
  
Russische Schützengräben mit Sandsack-Brustschild dicht vor deutschen Drahtverhauen 
meine anderen Kameraden. Der Herr Oberarzt hatte als 
Schutz nur ein Palmenblatt. Er hatte sehr großen Durst, 
und er sagte: „Buszinski, wenn wir heute keine Hilfe 
haben, so können wir morgen unserem Ende entgegensehen! 
Aber wir wollen hoffen, daß noch Hilfe kommt!“ 
Uns blieb weiter nichts übrig, als einige saftige Blätter 
zu essen. Die Kraft des Herrn Oberarzt schwand sehr 
schnell, die große Anstrengung, die furchtbare Hitze und der 
große Durst machten seinen Qualen bald ein Ende. Um 
4—5 Uhr nachmittag verlangte er noch einmal Wasser. 
Da kein Frischwasser vorhanden war, so gaben wir ihm 
etwas Salzwasser, damit wenigstens der Mund etwas 
feucht war. Aber auch dieses half nichts, allmählich schwand 
ihm die Besinnung und er ist eingeschlafen. 
Wir deckten ihm das Gesicht zu, und ich selbst legte 
mich etwa fünf Meter seitlich daneben. 
Am Abend kam Herr Leutnant Schall, welcher sich 
augenblicklich in Malta befindet. Am anderen Morgen 
kamen die Engländer und transportierten uns etwa zwei 
Stunden, bis wir an eine Bucht gelangten. Hier war 
etwas ruhigeres Wasser, und wurden wir nun an Bord 
der „Sidney“ gebracht. Die Engländer konnten uns nicht 
Dort liegt er in der Nähe der „Emden“, von Palmen um- 
rauscht. Zu seinen Füßen das Meer.“ 
Von Malta aus schrieb Fregattenkapitän von Müller, 
der Kommandant der „Emden“, Worte herzlicher Teil- 
nahme an die Eltern nach Leipzig, und in einem langen 
herzlichen Briefe der Schwester des Emden-Kommandanten, 
sules Elfriede von Müller in Blankenburg a. Harz, 
eißt es: 
„Ob die tapfere Besatzung erfahren hat, daß ihnen 
allen noch das Eiserne Kreuz verliehen wurde, wissen wir 
bis jetzt nicht. Als ich vor kurzer Zeit in Berlin im Reichs- 
marineamt war, kam eine Depesche aus Schanghai an, die 
noch über der „Emden“ Untergang berichtete. In ihr stand 
unter anderem: Stabsarzt geschwommen, verwundet an 
Land, dort gestorben. Da der Stab,arzt der „Emden“ un- 
verwandet in Kriegsgefangenschaft geraten ist, bin ich fast 
der Ansicht, daß Ihr Herr Sohn gemeint ist, da weiter 
kein Arzt an Bord der „Emden“ war. 
Mein Bruder schrieb, nach dem Auflaufen der „Emden“ 
auf das Riff, als sie schon ganz Wrack war, versuchten 
einige, durch die Brandung an Land zu schwimmen, um 
durch Taue Verbindung mit dem Land herzustellen, doch
	        
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