Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

  
  
  
  
  
  
  
Sonderzelchnung fuͤr „Sachsen in großer Zelt“ von Erlch Fraaß 
Rückkebr vom Grabenbau 
doch das Verlangen zur Front in ihm. Die Kompagnie 
bat ihn, bei ihr zu bleiben. Sie richteten ein Gesuch an 
ihn, das alle unterschrieben. Er ließ sich noch einmal be- 
wegen, immer in dem „unerträglichen Gedanken, nur hinter 
der Front zu sein.“ Sein lichtgefühl rief ihn nach vorn. 
„Das Höchste für den Menschen ist die Pflicht.“ So 
schrieb er einem Freunde. „Das größte unter den Gütern 
der Welt ist der sittliche Wille. Es ist das eine Mahnung 
Kants, der noch heute als unsichtbarer Führer unseres 
Volkes mitten unter uns ist und mitstreitet für Wahrheit, 
Freiheit und Recht. Wie hätte ich mich dieser Mahnung 
entziehen können, ohne mir selbst untreu zu werden? 
Meine Frau ist großdenkend, tapfer und vaterländisch 
und hat meinen Entschluß mit Achtung und ohne ihn mir 
schwer zu machen gebilligt.“ 
So übernahm er Mitte Februar los bei Moorslede 
eine Reservekompagnie und gewann hier wieder alle Herzen. 
Aruch einer seiner Landsturm- 
männer folgte ihm freiwillig. 
–— – 4 
„Ich freue mich — schreibt — S##i 
Dähnhardt damals — daß 
meine braven Feldgrauen sich 
schon jetzt ehrlich haben be- 
geistern lassen. Ich habe * 
   
  
  
  
  
Ihnen heute eine kleine Rede 5 
gehalten, die damit schloß, 8 
daß der schönste Tod doch der 
  
  
fürs Vaterland sei. Da riefen 
alle ganz von selber, wie's 
ihnen eben ums Herz war: 
Hurra! Mit solchen Leuten 
  
  
  
läßt sich arbeiten. Mein ganzes Leben ist nur noch Nuhe 
und Festigkeit, denn darauf kommt hier ber den Feld- 
grauen alles an, sonst hätte niemand Vertrauen zum Führer.“ 
Eine zeitlang auch Bataillonsführer, fand er auch noch 
Zeit, alten Neigungen nachzugehen und neuentstandene 
Kriegslieder zu sammeln. Kurz vor Ostern schreibt er: 
„Ich erlebe eben wieder ein Stück deutsches Volkstum. Die 
wackeren Telephoner im Unterstand, dem meinigen gegen- 
über, singen Goethes Heiderönlein vierstimmig, mit schönem, 
echtem Empfinden. Vorher sangen sie: „Drei Lilien, drei 
Lilien, die pflanzt' ich auf mein Grab“, „Noch sind die 
Tage der Rosen“, „Teure Heimat, sei gegrüßet“, und 
wenn einer meiner Feldgrauen vorübergeht, bleibt er eine 
Weile stehen und lauscht. 
Neben dem Unterstand ist ein „Garten“ angelegt, d. b. 
sie haben eine tiefe und breite Nische in die Böschung ge- 
graben, einen dreifüßigen Tisch gezimmert und ihn in die 
Mitte gestellt, rundum Nasen- 
stücke gelegt, Blumen und 
Büsche aus Moorslede herbei- 
geschleppt und sie mit viel 
Liebe und Geschmack rund- 
um gepflanzt. So habe ich 
einen freundlichen Blick aus 
dem kleinen Fensterchen mei- 
nes Unterstands, und heute, 
da die Sonne vemntiefblauen, 
klaren Himmel berabschaut, 
lag elwas wie Osterfriede 
über diesem Garten. 
So genieße ich das Glück,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.