Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

Offizieren, wie allen gefallenen Kameraden, ein ehren- 
volles Gedenken bewahren. 
Am 10. Mai wurden die sterblichen Reste der Gefallenen 
nach dem Ehrenfriedhofe des Regimentes am Bahnhof 
Moorslede-Passchendaele übergeführt. 
Gefreiter Gräfe, 7. Kompagnie 242. 
Beim Regimentsstab 
Abends 10 Uhr bin ich beim Regimentsstab. Die von 
der Kompagnie beim Dioisionsstab kommandierte Gefechts- 
ordonnanz brachte mir den neuesten Heeresbericht. Der 
Oberst sagte scherzend zu mir: „Nun, Uhde, in China war's 
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sagt: „Amerikanische Munition. — Von der Sorte be- 
stellen wir nach.“ 
Ich habe ein Faß Wasser und Lebenömittel durch die 
Feldküche heranschaffen lassen und frage, ob es angängig 
ist, beides in die vorderste Linie zu bringen. 
Der Oberst sagt: „Jeden Augenblick wird französischer 
Angriff erwartet! Kein Mann der vordersten Linie ist ent- 
behrlich.“ 
Das Telephon klingelt. Eine Meldung vom Artillerie= 
Abschnitts-Kommandeur. Der Oberst spricht selbst am Tele- 
phon. Wir unterhalten uns leise. Infanteriegeschosse strei- 
chen über uns hinweg wie ein Schwarm Sperlinge, der 
auffliegt. Der Regimentsschreiber notiert die Meldungen. 
  
  
  
Sonderzeichnung für „Sachsen In 
großer Zelt“ bon Erich Fraaß 
doch noch gemütlicher.“ — Oberst Löffler hat ebenfalls 
den China-Feldzug mitgemacht. — 
Ich antwortete: „Herr Oberst, das war heute ein schreck- 
licher Tag!“ 
Der Regimentsstab lagert am Hang. Die Wurzeln eines 
danebenstehenden Baumes sind abgestochen. An diesen Wur- 
zeln hat der Führer des Fernsprechtrupps, Offizier-Stell- 
vertreter Nietzsch, die Fernsprechanlage befestigt. Der 
Regiments-Adjutant, Oberleutnant Reinhardt, nimmt 
die Meldungen der Bataillone entgegen. Die nähere Um- 
gebung ist von Granatlöchern dicht bedeckt. Ich gebe dem 
Regimentskommandeur den Heeresbericht. Mit klarer, deut- 
licher Stimme liest er diesen vor, während ich mit der 
Taschenlampe leuchte. Eine Granate kommt. Dumpf schlägt 
sie in die Wiese hinter uns ein. Der Oberst liest ruhig 
weiter. Die nächste Granate wieder in die Wiese. Jemand 
  
Essenholer 1014 
Wieder klingelt das Telephon. Meldung vom I. Ba- 
taillon: „Fernsprechverbindung mit vorderster Linie zer- 
stört, wahrscheinlich zerschossen. Verbindung wird durch 
Meldegänger aufgenommen.“ 
Eine Leitungspatrouille wird abgeschickt. Von der Di- 
vision trifft telephonischer Befehl für die Nacht ein. 
Ich gehe zur Verbandsstelle in Petite Vimy. Kranken- 
träger mit Tragbahren bringen Verwundete. Ganz vorn 
am Eingang stehen zwei Franzosen. Der eine hat Hals- 
schuß und wird verbunden. Der andere Armschuß rechts. 
Die Wunde sieht schwarz aus. Der Franzose spricht ge- 
brochen deutsch, Schweizer Dialekt. Er gibt an, drei Tage 
verwundet zu sein. Auch er wird verbunden. Rings im 
Raume liegen Verwundete. Es riecht nach Karbol und Jod. 
Aus der Verwundetenliste notiere ich mir Angehörige der 
Kompagnie und die Art ihrer Verwundung.
	        
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