um Wasser. Wer sollte es ihnen jetzt bringen? Seite an
Seite mit dem Bataillonskonimandeur ruhte auf glitschi-
ger Erde ein Toter und starrte ihn mit gebrochenen Augen
an, während die Hand noch das Gewehr umkrampft hielt.
Der Inhalt seines Tornisters lag auogeschüttet neben ihm,
eine vor dem Sturm geschriebene Abschiedskarte an die
Mutter war ins Moos
gefallen. Der Offizier
nahm sie an sich, sie
ollte nicht zertreten
werden. Doch da schnei-
det ein Heulen durch
die Luft, und noch ehe
man sich dessen recht be-
wußt worden ist, schießt
dicht vor dem Rain eine
Riesengarbe aus Feuer,
Steinen und Erde haus-
hoch empor. Eine fran-
zösische schwere Granate
meldet ihren Besuch.
Und schon rast noch eine
und wieder eine heran.
Bleiben ist ummöglich,
in kurzer Zeit würde
an dem Feldrain kein
Lebender mehr zu fin-
den sein. Während der
Tote neben dem Maijor
gleichmütig weiter in den
glühenden Eisenhagel starrt, springt dieser auf und reißt seine
Leute vorwärts. Hundert Meter vorn gräbt sich ein franzö-
sischer Schützengraben quer über die Blöße. Rasch hinein!
Und nun rasseln die Hundertfünfer geschwind dort hinüber.
Der Graben ist besetzt? Ja, doch es sind stille Männer,
die keine Waffe mehr handhaben, Deutsche und Franzosen
durcheinander. Man hat Mühe, nicht auf sie zu treten.
Und wieder knattern die Gewehre und bohren sich heiße
Geschosse in menschliche Leiber. Verwundete flehen im
Fieber um Wasser, man hat keine Zeit, keine Zeit! Die
Lebenden ha-
Schmiede einer sächsischen Munitionskoionne
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dieser Hölle herauszukommen und dem Feinde noch einmal
näher auf den Leib zu rücken. Major Fürstenau brüllt
durch das Getöse, hinüber nach der nächsten Waldblöße
zu stürmen. Er selbst springt voran, und wer von den
Braven noch laufen kann, stürzt vorwärts. Schützengräben
gähnen ihnen entgegen, und die Bajonette und Käppie feind-
licher Infanterie drohen
heraus. Aber als die
Franzosen die Hundert-
fünfer heranrennen se-
hen, blut= und kotbe-
spritzt unter Hurrage-
brüll, mit brennenden
Augen und mordgierigen
Kolben, da klettern sie
aus dem Graben, laufen
zurück und suchen sich
zu retien. Und im fran-
zösischen Graben können
die Eroberer einen
Augenblickverschnaufen,
sie keuchen, ihnen fliegt
der Atem. Die braun-
jebrannten, schweißtrie-
fenden Kerle in ihrer
erdfarbenen, blutge-
sprenkelten Uniform
ähneln kaum mehr Men-
schen und sehen doch
herrlich aus.
Der Bergwald rings ist zu einem Friedhof geworden.
Bäume sind zersplittert und niedergeschmettert, herabge-
rissene Aste AkKrsten den rotgefärbten, zerstampften, zer-
wühlten Boden. Tote und Verwundete liegen durchein-
ander geschleudert, unter ihnen Hauptmann Stecher. Ein
Schuß durchs Herz hat den Tapferen niedergestreckt.
Waffen und Gepäckstücke, von den weichenden Franzosen
weggeworfen, trinken aus Blutlachen. „Kinder, noch ist
nicht Feierabend, auf!“ Und die Kerls stürzen wieder
vorwärts, weiter hinter den Franzosen drein, und wieder
hallt das tolle
ben nur an den
Feind zu den-
ken.
Undmitein-
mal ist's wie-
der, als berste
die Erde am
Jüngsten Tage
unter tobenden
Flammen. Die
Franzosen
trümmern auf
die neue Stel-
lung in der
Waldblöße mit
den schwersten
Granaten her-
Geschieße un-
ter den Stäm-
men. Von
einem Baume
herabkrachtein
Schuß, ein
Franzose hockt
droben auf
einem Ast und
hat sich aus
dem grünen
Versteck den
Feldwebel der
dritten Kom-
pagnie zum
Ziel genom-
men. Der Ha-
ab. Ganze . * lunke wird von
Teile des — — einenn Mann
Schützengra- Schwere süchsische Kolonne durchfährt eine Furt wie eine auf-
bens werden gebäumte
der Absatz eines Riesen zer-
malmend auf die Erde. Mit zentnerschweren Steinen,
Erdwolken, Waffen werden Menschenleiber durch die
Luft gewirbelt, zu Fetzen zerrissen. Ein Kopf springt aus
dem Glutrauch heraus und bleibt in schauerlicher Ein-
tracht Lippe an Lippe neben einem Toten liegen. Es gilt
so rasch als möglich, auch aus Qualm und Eisenhagel
zerstampft, als stieße
Katze herabgeschossen und plumpst schwer ins Moos. Ein
verwundeter Franzose sendet zähnefletschend unter einem
Strauch hervor dem Bataillon einen Schuß nach; ohne
viel Redens schlägt ihm einer der Unseren dafür mit dem
Kolben den Schädel ein, wie man einem giftigen Reptil
mit einem Stockhieb den Rest gibt.
Und das Bataillon kämpft sich vorwärts, drängt weiter