Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

es der Stand des Gefechts zuließ, wurde eine Abteilung 
mit einem Arzt geschickt, um den Fürsten zu holen. Er 
lag friedlich, den Kopf auf den Arm gelegt, hatte sich 
seinen Gürtel noch aufgemacht und war nach Ansicht des 
Arztes innerhalb § Minuten nach 
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Vom Prinzen Johann Georg von Sachsen: 
Meine Frau und ich sprechen Ihnen aus tiefstem Herzen 
kommende Teilnahme bei dem Heldentod Ihres Mannes 
aus. Gott gebe Ihnen Trost und Stärke. 
, Johann Georg. 
  
Empfang der Verwundung ver- 
schieden. Die Kugel war dicht 
unter dem Herzen eingedrungen. 
In einer Gefechtspause wurde 
er begraben unter einem großen 
Rosenstrauch, und das gesamte 
Offizierkorps des Leib-Garde-Hu- 
saren-Regiments gab ihm das 
letzte Geleite.“ 
Am 15. September 1914, 
abends 8 Uhr, erhielt die Frau 
Fürstin Eleonore von Schönburg- 
Waldenburg von dem Prinzen 
Heinrich von Schönburg-Walden- 
burg, Ordonnanzoffizier des Kai- 
sers, aus dem Großen Haupt- 
quartier das nachstehende Tele- 
gramm: 
„„Mir ist der tiefschmerzliche 
Auftrag geworden, Dir auf Be- 
fehl Seiner Majestät des Kaisers 
mitzuteilen, daß Dein und unser 
geliebter Otto Viktor gestern bei Reims gefallen und 
dicht dabei in Fresnes bestattet ist. Seine Majestät läßt 
Dir sein inniges Beileid aussprechen und hat mir in 
Worten höchster Anerkennung über des lieben Toten Helden- 
tod gesprochen. Sein Dank galt auch der ganzen Familie, deren 
Haupt nun in Frankreichs Erde ruht. Rate dringend ab, jetzt 
dac Grab aufsuchen zu wollen. Herzlichst Dich umarmend 
Heinrich, Prinz von Schönburg-Waldenburg.“ 
Die erschütternde Nachricht von dem herben Verluste, 
die nicht allein das Fürstliche Hauc betraf, sondern weithin 
in der Bevölkerung 
  
Rathaus in Chalons 
Daß der Fürst im heiligen 
Kriege gefallen ist, hat mich 
mit herzlicher Teilnahme erfüllt. 
Welches schwere Opfer bringen 
Sie dem Vaterlande. Gott der 
Herr wolle mit Seinem Trost 
Ihnen, liebe Fürstin, nahe sein. 
Auguste Viktoria. 
Von der Königin von Ru- 
mänien: 
Wir teilen Deinen unsag- 
baren Schmerz und trauern mit 
Dir um Deinen herrlichen Mann. 
Deutschland bringt große Opfer. 
Elisabeth. 
Von dem Regiments-Kame- 
raden des Fürsten, dem Fürsten 
Adolf zu Bentheim-Tecklenburg, 
Leutnant im Leib-Garde-Husaren- 
Regiment, ging die nähere Trauer- 
mitteilung ein: 
Fort Fresnes, nördlich Reims, 14. September 10914. 
Gnädigste Cousine! 
Meiner Teilnahme und meiner Trauer brauche ich Dich 
nicht zu versichern bei dieser furchtbaren Sache, die ich so 
unmittelbar mit erlebte heute früh. Ich möchte nur Dir 
ein paar Worte erzählen über seine letzten Stunden. Wir 
standen nördlich Reims gestern, rückten spät ins Quartier, 
aßen dort gemeinsam und schliefen auf Stroh in einer 
Stube. Er war gestern und heute früh sehr vergnügt, 
wir sprachen noch über unsere glorreichen Erfolge und daß 
es vielleicht jetzt zu 
  
der Schönburgischen 
Rezeßherrschaften 
mitaufrichtiger Teil- 
nahme gefühlt wur- 
de, verbreitete sich 
mit großer Schnel- 
ligkeit. Offentliche 
und Privatgebäude 
der Stadt Walden- 
burg legten Trauer- 
schmuckan. Zahlreiche 
Tageblätter und Zei- 
tungen gaben der 
allgemeinen Trauer 
würdigen Ausdruck 
und brachten man- 
chen warmen und 
ehrenden Nachruf. 
Die tiefgebeugte 
Fürstin-Witwe er- 
bielt zahlreiche und 
sich stetig mehrende 
Beileidstelegramme 
aus regierenden 
Häusern und Kreisen 
des Hochadels, aber auch sonst aus allen Schichten der 
Bevölkerung. Von den vielen Beileidskundgebungen seien 
folgende Telegramme hervorgehoben: 
Mein herzlichstes Beileid zu dem schweren Unglück, das 
Sie getroffen. Ich schätzte den Fürsten sehr hoch. 
Friedrich August. 
  
Infanterie umstellt ein Haus, in welchem Frankrireurs jein sollen 
Endegehe. Erwurde 
mit 20 Husaren heute 
früh vorgeschickt, um 
zu erkundcn. Etwa 
gegen 7 Uhr früh 
kam sein Zug zurück 
ohne ihn, mit der 
Mitteilung, ersei ge- 
fallen. Man habe 
ihn vornüber vom 
Pferde fallen sehen, 
nachdem heftiges 
Gewehrfeuer aus 
einem nahen Wäld- 
chen ertönt sei. Drei 
weitere Leute waren 
nochverwundet. Sie 
hatten ihn liegen 
lassen müssen. Einer 
erzählte, er habe 
ihnen nachgerufen, 
sie sollten ihn später 
abholen, er könne 
nicht gehen. Sobald 
wie möglich wurde 
ich hingeschickt mit einem Doktor und einer Bahre. Er 
lag sehr friedlich, den Kopf auf den Arm gelehnt, hatte 
sich seinen Gürtel noch aufgemacht und war nach Aussage 
des Arztes innerhalb zirka s Minuten verschieden an einem 
Schusi unter dem Herzen in den Leib. Jetzt haben wir ihn 
begraben in einer Gefechtspause, das Offizierkorps war
	        
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