Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

als erster Offizier seines Regiments — fürs deutsche 
Vaterland! 
Der Ruhm, der seinen Namen einst umfloß, 
Blieb ungetrennt an dies Geschlecht gebunden. 
Er strahlt erhaben weit durch Deutschlands Gaun 
Und Sachsens Könige blicken voll Vertraun 
Auf diesen Heldenstamm in ewiger Jugend 
So reich an Treu und hoher Fürsientugend. 
43 
Wein, den wir einige Tage zuvor im königlich belgischen 
Chäteau d'Ardennes requiriert hatten. — Nach längerer 
Nast ließen wir endlich unsere Wagen auf der Heeresstraße 
weiterrollen, aber gegen meine Erwartung war für die 
Durchfahrt noch immer keine Luft, und als sich schon im 
nächsten Dorfe die Kolonnen in zwei, drei Neihen neben- 
einanderstauten, machten wir abermals Halt. 
Die Schlacht vor uns war im vollen Gange; das hörte 
man deutlich, wenn 
  
Feuertaufe der 
Auto-Staffel 
des G. K. 19 
Auf dem Vor- 
marsch durch Belgien. 
Die acht Wagen starke 
Kolonne war am 28. 
August aus Les Ma- 
zures aufgebrochen 
und fuhr anfangs im 
langsamsten Tempo 
durch einsames, ver- 
wüstetes Gebiet. 
Aus der Ferne 
meldete Geschütz- 
donner, daß unsere 
Vorhut die gesuchte 
Verbindung mit dem 
Gegner gefunden 
hatte, und da dieser 
ernsthaften Wider- 
stand zu leisten ge- 
willt schien, beschloß 
der Kommandieren- 
de, zu Pferde zu stei- 
gen, um mit seinem 
engeren Stabe die 
Entwicklung der be- 
vorstehenden Schlacht 
von einem der zahl- 
reichen Hügel aus 
besser verfolgen zu 
können. Der Führer 
unserer Autostaffel 
wurde mit einem 
Sonderbefehl weg- 
geschickt, und so er- 
hielt ich das Kom- 
mando über den Rest 
der nur noch mit 
Fahrer und Begleit- 
mann besetzten Wa- 
gen, die ich in beliebigen Zwischenräumen, je nach der Situa- 
tion und sofern ich keinen Gegenbefehl erhalten würde, nach 
dem etwa 10 Kilometer entfernten Dorfe Thin le Moutier 
nachführen sollte. Ich beschloß nun zunächst, die gerade die 
Straße entlang ziehende Division Sasehinen zu lassen, 
um dann freie Fahrt zu bekommen und lenkte meine Ko- 
lonne in ein seitab vom Wege liegendes Dorf, wo wir es 
uns nach Ausstellen von Sicherungsposten angelegen sein 
ließen, alle noch vorhandenen Eier von den wenigen daheim 
gebliebenen Bauern aufzukaufen und in Eile kochen zu 
lassen. Denn es war Mittag geworden, und seit dem 
Morgenkaffee aus der Feldküche hatte keiner von uns 
etwas im Leibe. Die frischen, hartgekochten Eier mit Kom- 
mißbrot schmeckten ausgezeichnet, und gegen den Durst 
hatten wir — Offiziere wie Chauffeure — noch herrlichen 
  
— — 
    
  
   
— 
— — 
J3 . 
deZauIMnkwkmsjtsc 
- .,,«.« 
Schlüssel eroberter Forts (Eigentum des Königs von Sachsen) 
natürlich auch keiner 
eine Ahnung hatte, 
wo und um was zur- 
zeit gekämpft wurde. 
Aber daß unsere 
Truppen auch dies- 
mal, wie jeden Tag 
zuvor, die Franzosen 
bald in die Flucht 
jagen würden, das 
war ganz selbstver- 
ständlich. Als es nun 
später und später 
wurde, ohne daß mir 
ein Befehlüberbracht 
wurde, kam mir der 
Gedanke, daß das 
Generalkommando 
wohl schon in Thin 
le Moutier eingetrof- 
fen sein könne und 
dort sehnsüchtig auf 
die Autos warten 
würde. Nach kurzer 
Beratung mit den 
übrigen Herren be- 
schlossen wir also, 
schleunigst, respektive 
so gut es irgend ging, 
in das als Rendez-= 
vous-Platz bezeich- 
nete Dorf zu fahren. 
Die Straße führte 
hügelan, hügelab. 
Immer mühsamer 
wurde es, durchzu- 
kommen, denn Mu- 
nitionskolonnen, 
Feldküchen und son- 
stiger Train nahmen 
oft die ganze Stra- 
ßenbreite in An- 
spruch, und es gab 
manchen Aufenthalt 
und kostete manchen 
Fluch, ehe es möglich war, die großen Wagen ohne Unfall 
durch das Gewühl zu steuern. Seitlich auf einer Höhe, 
durch Büsche gedeckt, hielt der Stab der 24. Dioision. 
Die Exzellenz schien ob des Anblicks der leer dahinfahrenden 
Kraftwagen erstaunt: ich legte die Hand an die Mütze und 
war vorbei. 
Vor mir lag die Chaussee nunmehr frei und übersicht- 
lich; man sah sie nach Uberwindung einer größeren Anhöhe 
ganz deutlich nach links abbiegen, zu beiden Seiten waren 
Wiesen und Stoppelfelder. Ich war froh, dem Wagen 
endlich wieder einmal volle Fahrt geben zu können, und 
in flottem Tempo legte ich die nächste Strecke zurück. Vor 
mir, auf der Straße, war kein Mensch mehr zu sehen, nur 
lebhaftes Infanteriefeuer, das allerdings auffällig in mein 
Ohr klang, störte den herrlichen Sommernachmittag. Nun 
  
         
    
  
.ôç 
er% ½/90 
5 
   
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.