Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

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Reserven lagen, zum wahrhaften „Hexenkessel“ machte. 
Nur eine Kompagnie war noch in Reserve. 
Und oben am Nande des Steilhangs stand er, stand 
unser General Karlotto Graf Vitzthum von Eckstädt. 
„Wenn meine Kerls vorne verbluten, kann ich nicht hier 
in Deckung liegen!“ rief er und riß den blanken Reiter- 
säbel in die Faust. 
Mit den letzten Reserven wollte er selbst vor — dem 
Feinde an die Gurgel. 
Da prasselten abermals heulende Schrappnells durch 
die Kiefern- 
wurde, gab ich das Zeichen zum Halten, um die für den 
Angriff befohlene Zeit, § Uhr morgens, abzuwarten. In- 
zwischen traf auch die 11. Kompagnie des Leib-Grenadier- 
Regiments unter Hauptmann Frhr. v. Weber ein, die dem 
Bataillon unterstellt und an mich gewiesen worden war, 
um sich hier am Angriff zu beteiligen. Nach kurzer Be- 
sprechung mit Weber stürmten wir den vordersten feind- 
lichen Schützengraben, die Schützenlinie mit vorreißend. 
Dann mußten wir links schwenken, um den Angriff der 
64. Brigade gegen die Nordostecke des Bois de Beau Marais 
zu unterstüt- 
  
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nicht weiter vor wie fünfhundert Meter, Exzellenz!“ rief 
ich ihm zu. 
Da leuchteten seine Augen. 
„Ah — gut!“ 
* * 
Vier Wochen später starb er an seinen schweren Wunden. 
Kameraden — Ehre unserm Kommandeur! 
Er war ein deutscher Mann! 
Oberlt. Haupt-Heydemark. 
Bois de Marais-Craonne 
Der Angriff gegen den Nordostteil des Bois de Beau 
Marais war für den Morgen des 27. September 1914 
befohlen worden. Hierbei sollte die eine Hälfte meiner 
Kompagnie (11.8102) den linken, die andere den rechten 
Flügel der 64. Brigade unterstützen. Für die linke Hälfte 
bestimmte ich Leutnant Schulte-Mäter als Führer, während 
ich den rechten Flügel selbst übernahm. Wenige hundert 
Meter südlich Craonne lagen sich während der Nacht die 
Schützenlinien Gewehr im Arm gegenüber. Zur Erkundung 
des nächsten Weges zur vordersten Linie hatte ich Unter- 
offizier Hielscher, den Führer des ersten Zuges abge- 
schickt. Ein schwerer Morgen stand uns bevor. . 
In der vierten Stunde ließ ich den Kaffee ausgeben. 
Dann führte ich die Kompagnie, die mir lautlos folgte, 
in den Grund dicht südlich Craonne hinab. Nur langsam 
konnten wir den steilen Abhang überwinden, mußte doch 
jedes Geräusch vermieden werden. Dicht hinter der dünnen 
Schützenlinie, die an dieser Stelle von 12./102 gebildet 
ten. Zur selben Zeit begann der Feind uns auch mit Granat- 
und Schrapnellfeuer zu beschießen. Die auf mich in diesem 
Augenblick einstürrmenden Meldungen ergaben, daß der An- 
griff der 64. Brigade anscheinend schon in seinen Anfängen 
zum Stehen gekommen, daß ferner rechts von uns das Re- 
giment 105 wieder auf die Höhe von Craonne zurückgenom- 
men worden war. Von links kam die Linie lang die Mittei- 
lung, Hauptmann v. Weber sei gefallen. Ich gab Befehl 
zum Eingraben und schickte eine schriftliche Meldung über 
unsere Lage an den Bataillonskommandeur. Dann grub ich 
mich selbst ein, abwechselnd mit dem neben mir liegenden 
Hornisten August Mazur aus Dyloken, Kreis Oppeln, 
gebürtig, einen Spaten benutzend. Links von mir wurde ein 
Genadier tödlich getroffen, rechts von mir der Soldat 
Schubert II meiner Kompagnie von einem Geschoß, das 
von einem beim Graben vorgeworfenen Stein abprallte, 
im Rücken verwundet. Ein anderer Verwundeter, Reservist 
Stiehl aus Naundorf, den ein Schuß am Halse gestreift, 
kam zu mir gekrochen. Ich hatte ihm eben gesagt, er solle 
lieber zurückkriechen und sich verbinden lassen, als ihn, 
während er dicht neben mir lag, ein Schuß von schräg seit- 
wärts ins linke Bein traf. Unmittelbar darauf bekam er 
einen dritten Schuß von einem anscheinend auf einem 
Baume sitzenden Gegner ins rechte Bein. Er konnte sich 
nun bloß noch in Deckung hinter einen Baum wälzen. 
Auf die Stelle, wo ich lag, hatte es der Gegner 
besonders abgesehen. Er hatte wahrscheinlich das Her- 
ankriechen der Leute bemerkt, die mir Meldungen 
brachten. 
Da keinerlei Reserve mehr hinter uns stand, wäre 
es den Franzosen ein Leichtes gewesen, an dieser 
Stelle durchzustoßen. Sie verfügten aber wahrschein-
	        
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