Da war der Krankenträger Hunger an der Somme,
ein Mann von eiserner Ruhe und die Gewissenhaftigkeit
selbst. In der heißen Julischlacht 1916, als die Feinde
mit allen Kalibern den ganzen Tag auf dem deutschen
Graben herumtrommelten, die ganze Stellung einebneten,
lief er von einem Hügel des Abschnitts zum andern, mitten
im Granatenhagel, war immer zur Stelle, wo Verwundete
riefen. Er verband und brachte in Sicherheit, was ver-
schüttet lag oder schreiend, vom Trommelfeuer übergellt:
dreißig Kameraden!
Oder Reservist Wittmann, der an der Somme in
einem Erdloche stak und im Granatenhagel scharf achtgab,
wo einer hinsank oder verschüttet wurde. Dann sprang er
bin und half. Hörte eines Nachts wimmernde Hilferufe
aus einem von Granaten zusammengedrückten Erdloche.
Zwei Kompagniekameraden waren hier verschüttet, der eine
schon tot. Den andern, Einjährig-Gefreiten Dechert, grub
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in Flammen. Da schrien die Verwundeten todesbang um
Hilfe in höchster Not. Und der treue Kahle wich und
wankte nicht vom Platze, bis auch der letzte Kamerad aucs
dem Feuerstrudel der brennenden Verbandstube gerettet war.
Die höchste sächsische Tapferkeitozier, die Silberne St. Hein-
richsmedaille, ward ihm zuteil.
Dies stolze Ehrenzeichen erhielt auch der treue Kranken-
träger Ernst Frick, Gefreiter bei 133, 3. Kompagnie.
Er hatte eine Krankentrage selbst verfertigt und schleppte
darauf die Schwerverwundeten geradeswegs aus der Feuer-
linie zurück. Bei Semide — das war schon im Kriegs-
anfang — blieb Frick die ganze Nacht am Feinde und
wurde nicht müde, unausgesetzt Verwundete zu verbinden
und zu bergen. Desgleichen in den Septembertagen 1914
bei St. Hilaire der Sanitätsunteroffizier Arthur Lippoldt
von den 13er Jägern. Auf 800 Meter laa er im sehärfsten
Feuer am Feinde und hat dort während eines einzigen Ge-
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in dem völlig zusammengeschossenen Dubki ganz allein
mit seinen Verwundeten verblieben, als die Russen
den Ort wieder nehmen wollten und auch die letzte
deutsche Sicherheit zurückgezogen werden mußte. Kein
Gewehr und kein kampffähiger Mann mehr im Dorfel
Sein Herrgott stand ihm bei. Die Russen kamen nur bis
auf dreihundert Meter heran. Freilich schwere Stunden
lag Kahle wehrlos mitten unter dem Feuer.
Ein paar Tage später in Kakawa erging es ihm nicht
besser. In einem zerschossenen Hause und mitten im Feuer-
bereich war sein Verbandplatz. Die Granaten fuhren krachend
und platzend darüber hin. Schon die vierte saß in der
Verbandstube und setzte das ganze durchlöcherte Russenhaus
morgens war Reserve-Regiment 133 zur Unterstützung
von 102 und 103 eingesetzt, die §. Kompagnie am
Flügel des 2. Bataillons, Unteroffizier Paul Hager
mit seiner Gruppe am weitesten rechts. Frühmorgens
wurden sie plötzlich aus unbekannter Richtung lebhaft
befeuert. Hager sah hinter einem etwa 50 Meter
rechts entfernten Strohhaufen blaue Käppis auftauchen
und verschwinden. Meldete es Major Jordan und er-
hielt Befehl: Zug am weitesten rechts Feuer auf-
nehmen! Der Zugführer, Vizefeldwebel Mehlhorn, war
bereits gefallen. So übernahm Hager selbst den Angriff
gegen diese feindliche Flankenstellung, indem er dem ver-
dächtigen Strohhaufen gegenüber und quer zur eigentlichen
Franzosenfront zu liegen kam. Ein Schuß riß ihm das
Visier vom Gewehr. Tambour Schädlich, sein Nebenmann,
reichte ihm ein anderes. Laut rief der Unteroffizier um
Unterstützung nach rückwärte. Kam sie nicht sofort, so
mußte er mit seinen wenigen Leuten allein den Angriff
auf den Strohhaufen wagen; er durfte den Feind hier
nicht zum Ausschwärmen kommen lassen, der vielleicht
dem Bataillon in die Flanke fallen konnte.
„Wir pPflanzen auf und stürmen!“ Jetzt kam auch
Feldwebel Bachmann und beteiligte sich auf dem rechten
Flügel der Gruppe am Feuer. „Wir müssen sofort vor-
gehen und den Franzosen zuvorkommen.“ Die wackeren
Leute, auch die verwundet im Straßengraben lagen, hielten
den Feind durch ein rastloses Feuer noch nieder. Feldwebel
Bachmann befahl einen Sprung. Ihrer sechs stürzten
vor. Auf halbem Wege mußten sie nieder. Unteroffizier