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an Bord und sechzehn 15-Zentimetergeschützen Jagd; ein
Hilfskreuzer „Orama“ war auch noch dabei. Dutzend-
fache feindliche Ubermacht jagte die „Dreoden“ und hat
sie bel der Insel Juan Fernandez, 400 Meter von der
chilenischen Küste entfernt, mit defekten Maschinen und
ohne Kohlen betroffen und in dem neutralen Gewässer —
echt englisch! — schließlich zusammengeschossen. Eine Mu-
nitionskammer geriet durch Explosion in Brand. Die
„Dresden“ sank, das letzte Schiff des Spee-Geschwaders
im Großen Ozean. Ganze sieben Monate hatte Old England
zu seiner Vernichtung gebraucht und hat dann noch mit
diesem letzten Schlag gegen das letzte der Spee-Schiffe ein
Heldenstück vollbracht, das Englands würdig war und viel
Lärm in den neutralen Ländern entfesselte.
Wie herrlich deutsch steht gegen solche englische Er-
bärmlichkeit das Beispiel der Leute von der „Dresden“ da.
Sie hatten am 27. Februar die Londoner Bark „Conway
Castle“ aufgebracht und bei den Maha-Inseln an der chile-
nischen Küste versenkt. Als sie die Besatzung der feindlichen
Bark an Bord über-
Die Verluste betrugen drei Tote, acht Schwerverwundete
und sieben Leichtverwundete. Mehrere Sprengstücke kre-
pierender englischer Granaten fielen auf neutrales Land
nieder und beschädigten ein in der Nähe zu Anker liegen-
ded chilenisches Handelsschiff.
Der wehrlosen „Dresden“ blieb nur die Pflicht der
Selbstvernichtung. Mi zusammengebissenen Zähnen haben
die braven Blaujacken Hand an ihr schönes Schiff gelegt,
und mit geballten Fäusten gingen sie in die Gefangenschaft.
Der Seemannstod auf freiem Meer am flammenspeienden
. Geschütz, von Granaten umkracht, blieb ihnen verwehrt.
England hatte sie heimtückisch um den höchsten Ruhm be-
trogen.
Nun sank auch in Dresden die Flagge auf Halbmast.
Worte der Wehmut kündeten Alldeutschlands Anteilnahme.
Doch unverzagt! Sachsens Patenschiffe werden wieder-
erstehen, und der Stolz der Sachsen wird sie geleiten über
die fernen, freien Meere.
nahmen, sagten sie
ihnen, daß siesie wie
Brüder behandeln
würden.
„Und wenn die
„Dresden“ in einen
Kampf mit eng-
lischen Kriegs-
schiffen kommt, was
dann?“ fragte der
Kapitän der feind-
lichen Bemannung,
bevor er den Fuß
an Bord setzte.
„Dann werdet
ihr in Booten aus-
geschifft und könnt
aus sicherer Entfer-
nung Augenzeugen
sein, wie die „Dres-
den“ siegen wird
oder untergeht,“
sogte der deutsche
Kapitän mit Würde.
Die englische Besatzung ist jenes Unterganges aber doch
nicht mehr Zeuge geworden. Sie wurde schon am 2. März
in Valparaiso eingeschifft.
Der Kreuzer selber lag dann in der Cumberlandbucht
der chilenischen Insel Juan Fernandez mit Maschinen-
havarie und ohne Kohlen in nur 400 Meter Abstand
vom Lande zu Anker, als er am 14. März früh von
dem englischen Panzerkreuzer „Kent“, dem kleinen
Kreuzer „Glasgow“ und dem Hilfskreuzer „Orama“ an-
gegriffen wurde. Der Feind eröffnete auf 3000 bis
3500. Meter Entfernung das Feuer, das die „Dresden“
erwiderte. Gleichzeitig erhob der deutsche Kommandant
Protest gegen die Eröffnung der Feindseligkeiten in neu-
tralen Gewässern.
Der englische Kommandant beantwortete diesen Pro-
test mit der Erklärung, daß er Befehl habe, die „Dresden“
zu vernichten, wann und wo er sie immer träfe und
daß alles übrige durch die Diplomatie geregelt werden
würde.
Da der Kommandant S. M. S. „Dreoden“ einsah,
daß ein weiterer Widerstand des bewegungsunfähigen
Schiffes gegen die feindliche Ubermacht aussichtslos war,
sprengte er sein Schiff in die Luft. Es gelang
dem größten Teil der Besatzung, sich an Land zu retten.
Geschwaderpfarrer Hans Rost
Geschwader-
pfarrer
Hans Rost
auf S. M. S. „Gnei-
senau“, gefallen in
der Seeschlacht bei
den Falklandinseln
Wir Sachsen wis-
sen uns mit Stolz
einen Augenzeugen
und Mitkämpfer der
unvergeßlichen
Großtaten unseres
Speegeschwaders,
den Pfarrerssohn
und Marinepfarrer
Hans Nost aus
Schweikershain
(1882 geboren), der
mit Gottes Wort
und helfender Hand
jene deutschen Hel-
den auf fernsten Meeren geleitete und Seite an Seite
mit ihnen verharrte in den Stunden des Kampfes, mit
ihnen siegend unterging! Mit jungen Jahren Hilfsprediger
in Olsnitz im Erzgebirge, litt es ihn, der schon zuvor beim
Leibregiment in München die Befähigung zum Reserve-
offizier erlangt hatte, nicht eben im Vaterland. Es rief
ihn hinaus aufs Meer. Nach kurzer Vorbereitung finden
wir Pastor Rost lg#o als Schulschiffspfarrer auf S. M. S.
„Hansa“. Anfang Herbst 1913 folgte er einem ehren-
vollen Rufe der Marinebehörde als Geschwaderpfarrer für
das ostasiatische Kreuzergeschwader in Tsingtau und traf
dort kurz vor Weihnachten an Bord der „Gneisenau“ ein.
Von dort aus ging er mit dem Flaggschiff des Admirals
Grafen Spee in den Krieg und Sieg, in den Tod der
Helden. Und in die Ewigkeit der unsterblichen Helden ein.
Geschwaderpfarrer Hans Rost hat von Kriegsausbruch
an eine Reihe köstlicher Briefe in die Heimat an seinen
Vater, Pastor Rost in Schweikershain, an seinen (bereits
am 2. September 1914 als Leutnant der Reserve bei Gesnes
in den Argonnen gefallenen) Bruder Gerhard Rost und
die andern Geschwister gerichtet. Des Vaters getreue Hand
hat diese Briefe liebevoll gesichtet und, den Uberlebenden
des ostasiatischen Kreuzergeschwaders gewidmet, heraus-
gegeben. Da schreibt der junge Geschwaderpfarrer von
Bord der „Gneisenau“ Ende August: