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Wir sprangen auf und rannten auf unsere Stellung zu.
Im selben Augenblick schrie Kunitzsch auf. Ich fragte:
„Wag hast du denn?“ Er schrie: „Mein Bein ist ab!“
Ich wollte ihn mitnehmen. Er sagte aber: „Laß mich
liegen. Nette dich!“
Durch das feindliche Feuer wurde unsere Infanterie=
linie alarmiert. Nun prassselte uns aus der eigenen Schützen-
linie ebenfalls lebhaftes Feuer entgegen. Schöppe lief halb-
links, Preß ge-
Vas einem kommandierenden General
passieren kann
Exzellenz v. Laffert kommt eines dunklen Abends, da
es harte Eier und endlosen Bindfaden bagelt und regneta
vom gemeinsamen Offizieroessen draußen im Felde an sein
Quartier, das ein sächsischer Landwehrmann bewacht. Mit
beflügelten Schritten will der General ins trockene Tor
huschen da
radeaus und ich
halbrechts wei-
ter. Ich brüllte
solaut ich konnte:
„Patrouille
3./107!1 Näicht
schießen!“
Später hörte
ich, daß der Vize-
feldwebel
Schroth in eiliger
Hast zu allen
Zügen gelaufen
war und „Stop-
fen“ befohlen
hatte, weil er
wußte, daß wir
noch draußen liee
gen mußten. Als
ich am Drahtver-
hau ankam, hörte
dao Schießen auf. Aber ich hatte leider die Lücke verpaßt
und mußte nun durch 4 den dichten Drahtverhau, kam auch,
obgleich tüchtig zerschunden, glücklich hindurch. Dann lief
ich noch 100 Meter, sprang in unseren Graben und wäre
dabei beinahe auf den „Hauptmann gesprungen.
Der Hauptmann fragte: „Wieviel Mann?“ Ich mel-
dete: „Drei Mann der Patrouille zurück. Kunitzsch liegt
noch draußen!“ Daraufhin befahl der Hauptmann: „Feuer
einstellen! — Wer holt den Soldaten Kunitzsch?“
Da trat Unteroffizier der Reserve Neumann vor.
Nun kamen
Söcnsiche Maschinengewehr— Abteilung beim Eichten ferdicher Fiogzeuge
sieht ein fertig-
gemachtes Ge-
wehr quer vor
ihm und eine er-
kältete Stimme
fragt nach der
Losung. Er weiß
sie nicht, obwohl
er sie selber am
Vormittag gut-
geheißen hat.
Wer gibt sich,
wenn er nicht ge-
rade Wache hat
oder durch ein
Drahthindernis
muß, viel mit sol-
chen veränder-
lichen Worten ab!
— Es gießt, es
stürmt, die Knie
sind schon von dem unteren. Nande der „Glocke“ naß-
geklitscht. Der General gesteht seine Unwissenheit, aber
der Posten rührt sich nicht vom Flecke: vor der hölzernen
Türe noch eine lebendigel
. „Kennen Sie mich denn nicht?“ fragt der General
ganz. ruhig.
„Jawohl, Exzellenz,“ erwidert prompt der Mann.
„Na, wer bin ich denn?“
„Gzellenz v. 2.“
„Stimmt. Dann dürfen Sie mich auch einlassen. “
„Ich habe
7“.
auch Preß und
Schöppe im
Graben ent-
lang zum
Hauptmann
und meldeten
sich. Der
Hauptmann
ging mit uns
Vieren bis an
die Ausfall-
stufen im
Graben. Da-
rauf gingen
wir vier die
Stufen hin-
auf, durch den Drahtverhau nach dem Kleefelde.
In dem ersten Horchloch vor dem Drahtverhau machten
wir Halt und lauschten. Das feindliche Feuer hatte in=
zwischen Asgehort Nur dann und wann fiel noch ein
Schuß. Dann sprangen wir noch ein Stück vor und riefen
leise: „Kunitzsch!“ Beim dritten Male hörten wir Stöhnen.
Auf diese Stelle gingen wir zu. Unteroffizier Neumann
nahm Kunitzsch auf den Rücken, wir anderen stützten an.
den Hüften und Beinen. So kamen wir auch glücklich in
den Graben zurück.
Leider ist der brave Kunitzsch noch in derselben Nacht
gestorben.
Trümmer eines abgeschossenen französischen Flugzeuges vor den sächsischen Linien,
Befehl, nie-
mand einzu-
lassen ohne
Losung.“
„Das ist ja
sehr bübsch
und militä-
risch gedacht,
aber wenn
Sie mich ken-
nen, so ist das
ebensoviel
wie die Lo-
sung!“
„Ich habe
den Befehl,
niemand ..“; die Worte kaum verständlich, der Sag ver-
rinnt ino Schweigen.
„Zum Donnerwetter, ich sage Ihnen, Sie dürfen es!“
Das klingt schon weit ärgerlicher, denn die ersten Regen-
bächlein sickern durch den Waffenrock ins Hemd. — Trotz-
dem unerbittliche Ruhe beim Gegenüber; das Gewehr droht
weiter.
„Sehen Sie doch das Wetter an. Ich brauche wenig-
stens eine halbe Stunde, um zu meinem Adjutanten zu
kommen und die Losung von ihm zu erfragen. Ich habe
schon keinen trockenen Faden am Leibe, und morgen in
aller Frühe müssen wir aufbrechen.“