Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

ment 182 bis an den Weg, der von La Ville-aux-Bois nach 
Berry-au-Bac führt, vorgedrungen. Auf dem linken Flügel 
der 23. Infanteriedivision mußte sich Grenadierregiment 101 
im allgemeinen begnügen, am Straßendamm gemeinsam 
mit der Abteilung Steinmetz, welche Le Cholera behauptete, 
mehrere feindliche Vorstöße abzuweisen. 
Der Tag endete mit dem Besitz von La Ville-aux-Bois 
und der Waldungen südlich davon bis zu dem Wege La 
Ville-aux-Bois—Berry-au-Bac. Dort grub man sich ein, 
auf Gegenstöße vorbereitet. 
Trotz starken feindlichen Artilleriefeuers war es der säch- 
sischen Infanterie gelungen, über die Ebene hinweg auf 
mehrere Kllometer einen vorzüglich geordneten Angriff vor- 
zutragen, den Gegner zu werfen und ihm in fast undurch- 
dringlichem Waldgelände weiterhin Boden abzugewinnen. 
Rechts vom XII. Armeekorps war der linke Flügel des 
XV. Armeekorps, die 39. Infanteriedivision, um Wald- 
gelände big an den Fuß der Höhen von Craonne gelangt. 
Hier focht zum ersten Male in diesem Krieg das 
tapfere Straßburger Sachsenregiment los (im Verband 
des XV. Armeekorps) Schulter an Schulter mit seinen 
sächsischen Landsleuten. 
Der Erfolg des Tages war hochbefriedigend. Starke 
feindliche Kräfte waren gefesselt und am Eingreifen gegen 
den rechten Flügel der zweiten Armee ebenso wie gegen den 
linken Flügel der siebenten Armee verhindert worden. 
Weiter den Erfolg vorzutragen, verhinderte die sehr starke 
feindliche Artillerie — auch schwere — näördlich und südlich 
der Aione in vorzüglichen, sich gegenseitig flankierenden 
Stellungen, ferner das Gelände, teils völlig offen, teils mit 
undurchdringlichen Waldsüücken bedeckt, welche jede einheit- 
liche Gefechtsführung unmöglich machten. Angesichts dieser 
Schwierigkeiten kamen auch die Nachbartruppen nicht 
weiter vorwärts. 
Im Laufe des Tages trat das XlI. Armeekorps zur sieben- 
ben Armee über, der es dann auf viele Monate angehören 
sollte. 
Der 16. September 
Der Armeebefehl setzte die Fortsetzung des Angriffs für 
den 16. September auf 6 Uhr vormittags fest. Aber bereits 
5,30 Uhr vormittags griff starke französische Infanterie 
das von einem Artillerie-Feuerring umschlossene La Ville- 
aux-Bois heftig an und drang nach heftiger Gegenwehr 
der Verteidiger von Westen her in den Ort ein. Vor dem 
Straßendamm brach dann der französische Angriff blutig 
zusammen. 
Als gegen 8 Uhr vormittags das rechte Nachbarkorps 
(XV. Armeekorps) sich an Craonne herangearbeitet hatte, 
ging auch das XII. Armeekorps wieder zum Angriff vor. 
Zwel mit großer Tapferkeit geführte Angriffe auf das Dorf 
La Ville-aux-Bois — der eine etwa 9 Uhr vormittags durch 
Infanterieregiment 178 und Teile des Infanterieregi- 
ments 103, der zweite nach längerer Artillerievorbereitung 
etwa 4 Uhr nachmittags durch das Garde-Jägerbataillon 
mit rechts anschließendem Infanterieregiment 178 und 
2 Kompagnien Infanterieregiments 103 — führten zunächst 
nicht zum Erfolg. Auch der rechte Flügel der 32. Infanterie- 
division (Infanterieregimenter 103 und 177) hatte in dem 
offenen Gelände nördlich des Dorfes unter dem feindlichen 
Artilleriekreuzfeuer schwer zu leiden. Die geschickt nördlich 
und südlich der Aisne verteilte Masse der französischen 
Artillerie konnte der mangelnden Beobachtung wegen nicht 
wirksam beschossen werden. 
Am Abend wurden alle Truppen an die große Straße 
zurückgenommen, um sie für die Nacht gegen den erwar- 
teten feindlichen Hauptangriff in sicherer Hand zu haben. 
Die Verluste waren groß, namentlich bei der 32. Infanterie- 
division. Doch auch der Gegner hatte schwer gelitten. 
127 
Hunderte von Toten lagen vor der Front, mehrere hundert 
Gefangene, insbesondere dem Linienregiment 18 angehörig, 
waren in deutscher Hand. 
Der Gegner hatte im Laufe des Tages von Süden her 
neue Kräfte herangezogen. Deshalb beschränkte sich der 
Befehl für den 17. September auf Abwehrmaßnahmen 
für Festhalten der heutigen Stellung. 
Der 17 September 
La Ville-aux-Bois wurde am Morgen nochmals von unse- 
rer Feld= und schweren Artillerie beschossen. Dann griff 
die Infanterie wieder an. Vergebens. Wieder schlug das 
heftigste Infanterie= und Maschinengewehrfeuer den Stür- 
menden entgegen. Augenscheinlich hatte die Besatzung des 
Dorfes während der Artilleriebeschießung in den zahlreichen 
festen Kellern Deckung gefunden. 
Gegen die Abteilung Weicke (nach dem Tode des General- 
leutnants Steinmetz) bei Le Cholera ging der Feind von 
Berry-au-Bac vor. Von Pontavert war ein feindliches 
Infanterieregiment im Anmarsch erkannt. Alles deutete 
auf die Absicht eines französischen Durchbruchs auf dem 
rechten Flügel des XII. Armeekorps. 
Weiter rechts hatte das XV. Armeekorps die Höhen 
von Craonne erstiegen und beabsichtigte, in dem dortigen 
Waldgelände weiter nach Süden vorzudringen. 
Auf der deckungslosen Front des XII. Armeekorpo hätte 
unter dem Kreuzfeuer der feindlichen Artillerie der Ver- 
such eines weiteren Vorgehens nur zu unnötigen Ver- 
lusten geführt. Es galk, den Gegner hier vorerst nur zu 
fesseln und zunächst seine Artillerie möglichst niederzu- 
kämpfen. Das wurde voll erreicht. Ja weit mehr. Am 
Nachmittag setzte sich das Garde-Jägerbataillon in Gemein- 
schaft mit Teilen der Regimenter 108 und 178 durch einen 
äußerst geschickt geführten Angriff in den Besitz von La 
Ville-aux-Boic, das nunmehr fest in der Hand der Deut- 
schen blieb. " 
Auch die 46. Infanteriebrigade gelangte mit Teilen bis 
zu dem Waldweg, der von La Ville-aur-Boios in Richtung 
auf Berry-au-Bac führt. Der linbke Flügel des Korps, 
Grenadierregiment 101, hielt trotz unablässigen schweren 
feindlichen Artilleriefeuers seine Stellung am Straßendamm 
im Anschluß an die Abteilung Weicke bei Le Cholera. 
La Ville-aux-Bois, sofort zur Verteidigung hergerichtet, 
wurde gegen mehrere feindliche Vorstöße gehalten. Auch 
an diesem Abend ging der ungedeckte rechte Flügel der 
32. Infanteriedivision big zum Straßendamm zurück und 
bildete hier eine Sicherungsstaffel gegen nächtliche feindliche 
Bedrohungen von Nordwesten her. 
Während das XII. Armeekorpo selbst in schwerem und 
verlustreichem Kampfe stand, erforderte die Lage beim 
XV. Armeekorps die Abgabe von 
63. Infanteriebrigade, 
3 schweren Feldhaubitzen-Batterien, 
1 leichten Feldhaubitzen-Abteilung 
an dieses Korps. 
7 Uhr abends kam der Oberbefehlohaber der siebenten 
Armee, Genecraloberst v. Heeringen, zum XII. Armeekorps 
und sprach seine Zufriedenheit mit dem Erfolge aus, ins- 
besondere auch darüber, daß das Korps sich nicht in den 
kensesschen Hexenkessel von Pontavert habe hineinziehen 
assen. 
Der 18 September 
Die Nacht zum 18. September verlief ruhig. Auch am 
18. September sahen die Franzosen von weiteren Gegen- 
stößen ab. Dafür richteten sie erneut ein verheerendes 
Artilleriefeuer auf unsere Stellungen. Ein Niederkämpfen 
der feindlichen Artillerie war angesichts der eigenen Muni- 
tionslage unmöglich. Die Tätigkeit unserer Artillerie richtete
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.