unverändert trotz mehrfacher deutscher Teilerfolge in den
folgenden Tagen.
Beim XXVII. Reservekorps war zur Vorbereitung des
großen Novemberangriffs inzwischen die folgende Umgrup-
pierung vorgenommen worden.
Das Reserveinfanterieregiment 242, welches vom 27. Ok-
tober ab bei der §s4. Reservedivision gekämpft hatte, trat
am 11. November zu der 53. Reservedivision zurück. Außer
diesem Regiment wurden noch Reservejägerbataillon 26, so-
wie einige Kompagnien der Landwehrinfanterieregimenter 77
und 78 und Reserveinfanterieregiment 247 in der Front der
53. Reservedivision eingesetzt.
Der auf den 12. November 6,30 Uhr vormittags an-
gesetzte stille Angriff der 33. Reservedivision erfolgte plan-
mäßig. Mit aufgepflanztem Seitengewehr ohne Gewehr-
feuer und Artillerievorbereitung begann der Sturm auf der
ganzen Front. Als die Truppen in die feindliche Stellung
einbrachen, wurde der Feind rege, und es setzte lebhafteo
Maschinengewehr= und Artilleriefeuer ein. Nach teilweise er-
bittertem Handgemenge erreichte die Division die große
Straße südlich Broodseinde und setzte sich auf einem Teil
der dortigen Höhen fest. Die Verluste der Division waren
teilweise recht erheblich, doch brachte der Tag die bedeutende
Höhe südlich Broodseinde und somit die Möglichkeit für
Artilleriebeobachtung in unsere Hand. Außerdem wurden
über 700 Gefangene, Franzosen und Engländer, gemacht.
Zwei Punkte konnten dem Gegner nicht entrissen werden:
Das Straßenkreuz von Broodseinde mit der Höhe §7 und
der Calvairewald. Diesen hielt Reserveinfanterieregiment 243
zusammen mit Teilen von Reserveinfanterieregiment 241
von Norden, Osten und Süden eng umblammert. Die
Engländer hatten sich in dem dichten Gestrüpp des zusammen=
geschossenen Waldeo hinter Drahthindernissen vorzüglich ein-
gebaut. Stellemweise lagen sich die Gegner auf 10 bis 20m
gegenüber. Hart nördlich des Calvairewaldes zog sich an
der Straße In de Ster—Broodseinde ein von Schotten be-
setzter Schützengraben entlang, der sogenannte Hochländer-
graben, der allen Sturmversuchen bisher widerstanden hatte.
Während von den weiter nördlich stehenden Truppen der
Division die erreichten Stellungen ausgebaut wurden, ar-
beiteten sich die Regimenter der südlichen Brigade der Divi-
sion mit Spaten und Hacke in den nächsten Tagen und
Nächten immer weiter vor.
Teilweise gab es heftige Patrouillenkämpfe, stets wehrten
sich die Engländer mit rasendem Infanterieschnellfeuer und
mit kräftiger Artillerieunterstügung gegen die immer näher
heranrückenden Sachsen. Generalleutnant v. Criegern mit
einem hervorragenden Adjutanten, dem Oberleutnant Breit-
haupt, leitete in nie erlahmender Zähigkeit das Gefecht von
dem sogenannten Schrappnellhans aus, das Zo#m ösilich
der vordersten Linie gelegen war.
Am 14.November brach das Reserveinfanterieregiment 243
mit kräftiger Artillerieunterslützung, unter persönlicher Füh-
rung seines Kommandeurs, des Obersten v. Holleben, mit
dem Ill. Bataillon zuerst in den Calvairewald ein. Rechts
und links von ihm folgten bald die beiden anderen Bataillone,
sowie Teile des Reserveinfanterieregiments 241, aber erst
5,30 Uhr nachmittags war der zäh verteidigte 300 m tiefe
Wald ganz in deutscher Hand. 500 englische Tote zeugten
von den feindlichen Verlusten, aber auch die unfrigen waren
beträchtlich. Am Abend betrugen die Gefechtostärken bei Re-
serveinfanterieregiment 241 noch 4 Offiziere, 180 Mann,
bei Reserveinfanterieregiment 243 noch 10 Offiziere, 400
Mann.
Auch der Hochländergraben wurde am 18. November ge-
stürmt. Aber der Versuch eines Bataillono Reserveinfanterie-
regiments 243 und der zu seiner Unterstützung eingesetzten
Gardejäger gegen das stark besetzte Molenarrelsihoek, west-
lich des Calvairewaldes, welchem der Kommandierende Ge-
155
neral selbst vorn im Schützengraben beiwohnte, führte nicht
zum vollen Erfolg trotz vorzüglicher Vorbereitung durch die
Artillerie und trotz der selbstverleugnenden Tapferkeit der
Sturmtruppe. Der Kommandierende General wurde hier-
bei durch ein Infanteriegeschoß verwundet.
Bei der ungünstigen Witterung wurde der Gesundheits-
zustand der Truppen im November immer schlechter. Darm-
leiden nahmen bedenklich zu. Endlich trafen am 19. No-
vember Ersatztransporte ein, so für Reserveinfanterieregi-
ment 241 und Res.rveinfanterieregiment 242 je 1000 Mann,
für die 25. Reservejäger 30o Mann. Auch wurde das feind-
liche Artilleriefeuer mit der Zeit schwächer. Allmählich konnte
die nötige Tiefengliederung hergestellt und wenigstens einem
Teil jedes Truppenteils vorübergehend Ruhe verschafft
werden. Auch die bisher an verschiedenen Punkten der
Kampflinie eingesetzten Landwehrkompagnien wurden nun
regimenterweise vereinigt, rechts Landwehrinfanterieregi-
ment 78 (6 Kompagnien) und links Landwehrinfanterie-
regiment 77 (6 Kompagnien).
Am 20. November wurde der bisher unermüdlich tätige
Infanteriebrigadek der 353. Reservedivision, Ge-
neralleutnant v. Criegern, verwundet. Die Infanterie jeder
Dioision, die im Gefechte schon dem Bedürfnis entsprechend
in zwei Brigaden zerlegt worden war, wurde nun auch
etatsmäßig in zwei Brigaden formiert. Die 53. Reserve-
division bildete die 10 5. Reserveinfanteriebrigade, General=
major v. Schmieden, Reserveinfanterieregimenter 241 und
243, sowie die 106. Reserreinfanteriebrigade, Generalmajor
v. d. Decken, Reserveinfanterieregimenter 242 und 244.
Diese Benennung — 105. und 106. Reserveinfanterie=
brigade — erfolgte übrigens erst am 16. Dezember 14 durch
Verfügung des Armeeoberkommandos 4.
Das nächste Ziel, das der Kommandierende General dem
XXVII. Reservekorps stellte, war der Durchbruch zwischen
dem Calvairewald und dem Polygonwald in Richtung auf
Molenarrelsthoek. Ihm galt die sorgfältigste Vorbereitung
während der nächsten Woche. Am 27. November nach-
mittags griff die 33. Neservedivision frontal an, rechto durch
die 32. Reservedivision durch Feuer, links durch die Ab-
teilung v. Brand der s4. Neservedivision durch gleichzeitigen
Angriff unterstützt. Die letztere bestand aus Reserve-Infan-
terieregiment 247, Reservejägern 26 und Teilen des Land-
wehrregiments 77. Ihr fiel als schwierigste Aufgabe der
Durchbruch zu. Reserveinfanterieregiment 247 griff sehr
energisch an, die Reservejäger 26, gegen Rücken und Flanke
des Gegners bestimmt, gerieten plötlich in vernichtendes
Artilleriefeuer und hatten dabei sehr schwere Verluste.
Auch der Stirnangriff der 53. Reservedivision gegen die
feindliche Front führte nur zum Gewinn von kaum som
Boden. Am 28. und 29. November früh wiederholt, ge-
langte der Angriff ebenso wenig zum ziel. Gleichzeitig
gingen auch die Franzosen zum Angriff vor, ebenso die
Hochländer links davon. Den letzteren gelang es dabei
sogar, sich vorübergehend in den Häusern am Straßen-
kreuz von Broodseinde festzusetzen, welche in den Kämpfen
von unseren Patrouillen mehrfach erreicht worden waren.
Anfang Dezember trat etwas mehr Ruhe ein. Der Feind
begann sparsamer mit seiner Munition umzugehen. Auch
diesseits mußte mit der Munition gekargt werden, um
für einen Durchbruch, auf den das ganze Korps, vom Kom-
mandierenden General bis zum jüngsten Kriegsfreiwilligen,
losarbeitete, die genügende Munitionsmenge verfügbar zu
haben.
Am 3. Dezember traf wieder Ersatz ein. Zwei Tage
später wurde die 33. Reservedivision ein großes Stück nach
rechts verschoben. Sie richtete sich ungesiört vom Feinde
in dem neuen Abschnitt ein. Ihr rechter Flügel, Brigade
v. Schmieden, reichte ausschließlich bis zur Bahn Dp#ern—
Noulers, jenseits schloß sich Landwehrinfanterieregiment 78,