Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

der in solchen Zeiten für die drei Feldpostanstalten des 
Korps eingehenden Güterwagen stieg bis auf sechs täglich. 
So nahte das Ende 1914 heran und damit das erste 
Weihnachtsfest im Felde. Liebesgaben von der Kriegs- 
hilfe der Beamtinnen der Post= und Telegraphenverwaltung 
in Dresden und solche vom Roten Kreuz, die uns vom 
Armee-Postdirektor überwiesen waren, setzten uns in den 
Stand, dem Personal eine reiche Gabentafel aufzubauen. 
Ein wohlgeschmückter kerzenstrahlender Tannenbaum ver- 
schönte die Feier, die im Gedenken an die Lieben in der 
Heimat beim Gesang der alten schönen Weihnachtolieder 
einen stimmungsvollen Verlauf nahm. Dafür, daß auch 
der Magen dabei nicht zu kurz kam, hatte der Feldpost- 
sekretär gesorgt, der die Verpflegung zu leiten hatte. 
Gleich nach dem Weihnachtsfest setzte ungeachtet aller 
Abmachungen und Verfügungen der Heeresverwaltung ein 
äußerst starker Briefverkehr ein, denn jedermann war be- 
strebt, seinen Angehörigen zu Hause zum neuen Jahre seine 
Glückwünsche zu übersenden. 
Vom 19. Januar lol# ab wurde der Kraftwagenverkehr 
von Laon eingeschränkt. Dafür mußten einige Wagen des 
400 
nis der Truppeneinteilung. Auf Ersuchen des General- 
kommandos erklärte sich deshalb das Feldpostamt bereit, 
Anfang Januar 1915 die Aufsicht über den Paketverkehr 
zu übernehmen, sofern das nötige Hilfspersonal zur Ver- 
fügung gestellt würde. Das geschah natürlich. Bis An- 
fang Mai 1915, wo der Güter= und Paketverkehr neu ge- 
regelt und im wesentlichen der Eisenbahn übertragen wurde, 
hat beim 12. A.-K. ein Feldpostsekretär die Paketstelle ge- 
leitet und sich durch die umsichtige und glatte Führung des 
Betriebes allseitige Anerkennung erworben, so daß der 
Wechsel im Mai unangenehm empfunden wurde. 
Am 1. Februar lols wurde das Generalkommando 
wieder nach Neufchatel verlegt, mit ihm auch das Feldpost- 
amt. Dort wurde die Annahmestelle der Feldpost wiederum 
im französischen Postamt untergebracht. Für den übrigen 
Betrieb reichten die Räume, die wir im Oktober 10914 
innegehabt hatten, nicht mehr aus. Von unsern Vorgängern 
übernahmen wir für diesen Zweck den früheren Saal einer 
Gastwirtschaft. Die Posiverbindung wurde zunächst durch 
Kraftwagen von Montcornet aufrecht erhalten. Im Laufe des 
Winters hatten sich aber die Verhältnisse gegen die Zeit unseres 
  
  
  
Feldposterpedition der 23. Infanteriedivision auf dem Marsch 
Postsonderzuges von Trier von Laon nach St. Erme durch- 
laufen, um die Post für das Feldpostamt und die Feld- 
posterpeditionen der 23. J.-D. (in Malmaison) und der 
32. J.-D. (in Maison rouge) heranzubringen. Für die 
Weiterbeförderung der Post zu diesen Divisionen wurden 
uns die nötigen Lastkraftwagen überwiesen. Damit war eine 
große Ersparnis an Kraftwagenleistungen verbunden. Natür- 
lich konnte dieses Verfahren erst durchgeführt werden, seitdem 
die Züge auf der Strecke einigermaßen planmäßig verkehrten. 
Einer kurzen Erwähnung bedarf noch der Paketverkehr. 
Wie bekannt, befaßt sich die Feldpost bestimmungsgemäß 
nicht mit der Annahme und Beförderung von Privatpaketen, 
denn darauf sind weder das Personal der Feldpostanstalten 
noch ihre Beförderungemittel zugeschnitten. Das Bedürfnis, 
Privatpäckereien nach dem Felde zuzulassen, trat aber sehr 
bald hervor. Indes war die Enrichtung der Militär-Paket- 
depots rein militärisch, und ebenso blieb die weitere Be- 
handlung der Pakete bei der Beförderung ins Feld und bei 
der Ausgabe an die Truppen in der Hand der Heeres- 
verwaltung. Wie stark der Paketverkehr war, geht daraus 
hervor, daß zu Weihnachten 1914 für das 12. Armee- 
korps nicht weniger als rund 180 doo Pakete eingegangen 
sind. Der mit der Verteilung und Ausgabe der Pakete be- 
auftragte Truppenteil hatte bei der Erfüllung dieser Auf- 
gabe mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen, und das 
kann nicht wundernehmen, fehlte ihm doch die genaue Kennt- 
ersten Aufenthalts an diesem Orte bedeutend geändert. 
Deutsche Eisenbahntruppen hatten zwischen den Strecken 
Laon—Reims und Reims—Rethel eine Verbindungsbahn 
von Guignicourt über Menneville, Neufchatel Süd und 
St. Etienne nach Bazancourt hergestellt. Zur Ersparung 
von Kraftwagen erschien es dehalb wünschenswert, in mög- 
lichst großem Umfange die Bahn für die Postbeförderung 
zu benutzen. Von Anfang März an wurden deshalb die 
Wagen des Trierer Postzuges, die Post für die Feldpost- 
anstalten der 7. Armee an der Strecke Bazancourt—Guigni- 
court anbrachten, bis Bahnhof Neufchatel Süd durch- 
geführt. Die Feldposterpeditionen der 23. und 32. J.-D. 
lagen in Malmaison und Evergnicourt. Die Abfuhr der 
Post für diese Feldposterpeditionen wurde dem Feldpostamt 
übertragen, das zu diesem Zweck drei Lastkraftwagen er- 
bielt; für die Fahrten zur 32. J.-D. genügten bei der kurzen 
Entfernung im allgemeinen Pferdefuhrwerke. 
Der Postbetrieb wickelte sich von nun an immer friedens- 
mäßiger ab, der Schriftverkehr nahm dauernd zu, während 
die Einzahlung auf Postanweisungen allmählich zurück- 
ging. Die Monatszahlen für die beim Feldpostamt einge- 
gangenen Beutel waren: im Durchschnitt von Oktober 1914 
bis März lols 3384 Stück, im April 1915 3788 Stück, 
im Oktober 1915 4505 Stück, im März 1916 4517 Stück; 
die Zahl der monatlich abgesandten Beutel stellte sich zu 
denselben Zeiten auf 579, 775, 845 und 1067 Stück.
	        
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