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Die 24. Reservedivision
1. Im Westen bis April 1917
Die Tätigkeit der 24. Reservedioision von Januar 1916
bis Ende April 1917 ist in großen Zügen schon beim XII.
Reservekorps geschildert worden.
Am 1. April 1916 gab der General der Infanterie v. Ehren-
thal das Kommando der Didvision, die er von Kriegsbeginn
an mit höchster Auszeichnung, insbesondere in der Cham-
pagne-Herbsischlacht geführt hatte, an den General Mor-
genstern-Döring, den bisherigen Kommandeur der 245. In-
fanteriebrigade ab, um selbst später an die Spitze des
XXVII. Reservekorps zu treten.
Die Division gehörte in der ganzen Zeit, von Anfang 1916
bis zum 26. April 1917 zum XII. Reservekorps. Nur vom
4. November bis 15. November 1916 unterstand sie dem
VI. Reservekorps (6. Armee) und vom 16. November bis
16. Dezember 1916 der Gruppe B (Garde-Reservekorps —
. Armee). Im Frühjahr 1917 bildete sie vom 30. März
bis 13. April im Bereiche der 4. Armee die Reserve der
Ibersten Heeresleitung, trat dann auf 14 Tage wieder zu
rem angestammten XII. Reservekorps und rollte dann in
en letzten Tagen des April 1017 nach Ostgalizien ab. So-
Heit der allgemeine Uberblick.
Der ruhmvolle Anteil der 24. Reservedibision an den
sommekämpfen ist beim XlI. Reservekorps bereits dar-
estellt. Am 12. Juli 1916 traf die Dioision beim VI. Re-
rvekorps ein, Dioisionsstabsquartier bis 16. Juli Hargi-
zurt, von dann an Saillisel. Beim Eingreifen der Dioision
i# den Kampf trat zu ihr der Prinz Ernst Heinrich. Die
beiden ersten Kampftage unterstanden die Infanterieregi-
wenter der Division den Stellungsdivisionen am Deldille-
wald (Reserve-Infanterieregiment 107), in Linie Ginchy—
Guillemont (Reserve-Infanterieregiment 104) und von da
bis zur Faffemont-Ferme 2 Kilometer südlich Guillemont
(Reserve-Infanterieregiment 133).
Am 17. Juli übernahm die 24. Reservedioision diesen Ab-
se nitt. Die Truppen bauten sofort die fast eingeebneten
Kampfgräben im tollsten Feindesfeuer erneut aus und hiel-
te# sie trotz starker Verluste, steten Regenwetters und
im ngelnder warmer Verpflegung, die durch das Sperrfeuer
ni oͤt vorzubringen war, gegen alle Anstürme der über-
legenen, oft abgelösten Engländer und Franzosen bis zum
Ablösungstag, dem 27. Juli. Schon am 18. Juli betru-
gen die Gefechtsstärken der Bataillone nur noch 400 Mann
be Reserve-Infanterieregiment 107, 600 Mann bei Re-
ser?#e-Infanterieregiment 10o4 und 133, 800 Mann bei
Reserve-Jägerbataillon 13.
sin diesem Tag drang Reserve-Infanterieregiment 107 im
Deloillewald ein Stück vor und nahm stürmender Hand zwei
englische Maschinengewehre, Reserve-Infanterieregiment 104
un 106, 1. Reserve-Pionierbataillon 12 und Trupps der
Semkompagnie bluteten in wechselvollem Kampf an der
Zuckerfabrik von Guillemont.
Tags darauf wehrte Reserbe-Infanterieregiment 133
mebrere französische Angriffe im Verein mit III. Reserve-
Injanterieregiment 106 der links anschließenden sächfischen
123. Infanteriedivision ab.
#ruch am 20. Juli wurden alle feindlichen Angriffe zu-
rüchgeschlagen, dabei hatte Reserve-Infanterieregiment 133
sich Hardecourt besonders starke Verluste. Ein feind-
Gagangriff 6 Uhr morgens verpuffte wirkungslos.
waren die Gesamtverluste seit 14. Juli auf 485 Tote
(dar nter 27 Offiziere), 2206 Verwundete (darunter 54
Offi###ere) und 287 Vermißte (1 Offizier) gestiegen, was
das Vorziehen des Rekrutendepots bis in die Zwischen-
stellungen nötig machte.
Sachsen in großer Jeit. Band III
Die linke Nachbardivision, die 123 Infanteriedivision,
wurde ebenfalls schwer an diesem Tage von den Franzosen
angegriffen, die Verbindung ging aber zwischen Reserve-
Infanterieregiment 133 und Infanterieregiment 178 nicht
verloren.
An diesem Tage erfolgte eine Neuregelung der Armee-
grenzen. Die Diovision unterstand nunmehr der 1. Armee,
Heeresgruppe Gallwitz (St. Quentin). Ihre Nordgrenze bil-
dete nunmehr der Nordrand der Zuckerfabrik am Nordrand
von Ginchy.
Am 21. Juli wurde das Reserve-Jägerbataillon 13 im
Abschnitt Ginchy besonders schwer beschossen. Das Wetter
klärte auf. Die feindlichen Flieger leiteten das Artillerie=
feuer gegen die gesamte Stellung. Kampfgräben und Hin-
dernisse waren fast nicht mehr vorhanden.
Am 22. Juli schwankten die Gefechtsstärken der Bataillone
nur noch zwischen 250 und 350 Mann. Die Truppe war
durch das nie aussetzende starke feindliche Feuer und die
Entbehrung von Schlaf, warmer Kost und Unterkunft sehr
erschöpft. Die eigene Artillerie hielt durch wirksames Feuer,
auch von Gasgranaten, feindliche Sturmansammlungen nie-
der. Reserven trafen hinter der Didvision ein, endlich auch
Flieger. Darmerkrankungen setzten etwa bei 20 %% der noch
vorhandenen Kämpfer ein. Aber man hielt durch. Lobende
Erwähnung der Division im Heeresbericht, besonders „der
tapferen Sachsen vom Reserve-Infanterieregiment 104, die
sich glänzend bewährt haben“, und ein Drahtgruß des Ko-
nigs „mit wärmsten Dank und vollster Anerkennung“
lohnten die zähe Ausdauer. Auch vom Kronprinz traf ein
Glückwunsch zu der allseitigen Anerkennung sächsischer Tap-
ferkeit ein. Der Ablösungstag rückte näher. Schon nahte
die 25. Infanteriedivision. Auch über 3000 Ersatzmann-
schaften erreichten die Division und wurden zunächst in Bran-
court (10 Kilometer östlich le Catelet) untergebracht.
Unablässig wurde an den drei Verteidigungslinien gebaut,
soweit es das feindliche Feuer zuließ. Nach furchtbarem
Dauerfeuer, wobei die Kellerdeckungen in Combles sogar
durchschlagen wurden, erfolgten Sonntag am 30. Juli früh
starke Angriffe zweier englischer Elitedivisionen (2. und 30.
Infanteriedioision) gegen den Divisionsabschnitt. Reserve-
Infanterieregiment 107 in Ginchy wies sie im Nahkampf ab.
In Guillemont faßte der Engländer zunächst Fuß. Ein
umfassender Angriff aller drei Infanterieregimenter und des
Jägerbataillons warf ihn aber sofort wieder heraus. Meh-
rere Maschinengewehre und 371 Engländer mit 6 Offizieren
blieben in der Hand der Sachsen. Der blutige Verlust des
Feindes war sehr hoch, aber auch die Division beklagte
124 Tote (11 Offiziere), 706 Verwundete (14 Offiziere)
und 184 Vermißte (2 Offiziere).
Am 31. Juli ruhte der Feind aus. Die Ablösung der
Division konnte in der folgenden Nacht glatt vonstatten
gehen. Am folgenden Tag erreichten die Truppen, zum Teil
mit Kraftwagen, die Ruhequartiere um Nauroy. Die beiden
Reserve-Feldartillerieregimenter 24 und 40 folgten erst am
4. August, 1. Feldartillerieregiment 40 sogar erst am 18.
August.
Aber das siegreiche Ausharren war mit 0980 Toten (52
Offizieren), 4223 Verwundeten (89 Offizieren) und 660
Vermißten (8 Offizieren) schwer erkauft. Der Gesamt-
verlust von 58863 Kämpfern (140 Offizieren) entfiel zumeist.
auf die 10 Bataillone Infanterie und Jäger. Deren Gesechts-
stärke betrug am 11. Juli 1916 263 Offiziere 9200 Mann.
Demnach waren nahe an drei fünftel Offiziere und zwei
drittel Unteroffiziere und Mannschaften kampfunfähig ge-
worden. Wohl war schon am 11. August wieder die Divi-
sion auf 9256 Mann angewachsen, aber an Offizieren nur
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