den Angriff vorzutragen. In blutigen Kämpfen am 7.
und 8. Mai, dann nochmals am 20. Mai wurden sie end-
gültig abgewiesen. Mentereien im französischen Heer nach
den furchtbaren Opfern dieser rücksichtslosen Angriffe Ni-
velle's wurden mit Strenge unterdrückt.
Die weiteren Erfolge des UBootkrieges spornten die
Engländer zu weiterem tatkräftigen Handeln an. Sie ver-
legten den Schwerpunkt ihrer Angriffe nach Flandern. Die
Einnahme der deutschen U- Bootbasis wurde ihr Ziel. Daran
hielten sie fest bis zum Kriegsende.
Zunächst schufen sie die Ausgangsstellung für den großen
Flandernangriff und setzten sich in den Besitz des Wytschaete-
bogens südöstlich von Dpern.
Gegenüber den Russen rerhielt sich das Ostheer im ersten
Halbjahr 1917 durchaus abwehrend. Die Reichsleitung
wünschte das, um ihre Friedensanbahnung nicht zu stören.
Aber schon im Mai war ersichtlich, daß der Diktator
Kerenski die Armee wieder festigte. Die Oberste Heeres-
leitung verkannte die Gefahr untätigen Zuwartens durchaus
nicht, durfte aber Friedensmöglichkeiten nicht durch Angriff
beschränken. Da griffen am 1. Juli die Russen selbst an.
Nunmehr erhielt die Oberste Heeresleitung die volle Frei-
heit des Handelns zurück.
Der russische Angriff war großzügig geplant. Er er-
folgte kurz nacheinander aus dem Rigaer Brückenkopf, bei
Dünaburg, am Narotschsee, bei und südlich Smorgon und
in ganz Osigalizien, hier der Hauptangriff. Er wurde recht-
zeitig vorausgesehen. Sechs deutsche Divisionen von der
Westfront gingen nach dem Osten. Oberost erstrebte, nach
Abwehr des Angriffs, Gegenstöße oberhalb von Riga und
östlich von Lemberg. Dort sollte die Russenfront südwärts
aufgerollt werden.
Wider Erwarten hatten die russischen Angriffe in Galizien
gegen die k. u. k. Armeen vollen Erfolg.
Am 19. Juli erfolgte bei Zborow der geplante deutsche
Gegenangriff. Er verlief glänzend. In 20 Kilometer Breite
drang er bis 15 Kilometer tief durch alle Nussenstellungen
durch. Am 25. Juli fiel Tarnopol. Unaufhaltsam rollte
der deutsche Ansiurm nach Südosten weiter. Die Nach-
bararmeen traten nacheinander an. Bis in die Bukowina
binein kam die Osifront der Mittelmächte in Bewegung. An-
fang August wurde der Grenzfluß Sbrutsch erreicht.
Der Flandernangriff der Engländer, unterstützt
bon einigen französischen Divisionen, erfolgte auf 25 Kilo-
meter breiter Front nach bis dahin unerhörter Artillerie=
vorarbeit. Jahlreiche Tanks erschienen auf dem Kampf-
feld, Kavalleriedivisionen standen zum Nachhauen bereit.
Doch die vierte Armee bielt stand.
Der erschöpfte Franzose beschränkte sich auf Versuche
nördlich St. Quentin und am Damenweg, vor Verdun
machten Franzosen am 20. und 21. August einen ernsten
Angriff beiderseits der Maas. Auch am 26. August blieben
die Franzosen vor Verdun die Sieger.
Die größte Belastungsprobe des Jahres 1917 gäbrachte
aber der gegen Italien geplante Gewaltschlag. Für ihn
mußte die Wesifront vier Dioisionen hergeben in einer Zeit,
wo dort alles auf des Messers Schneide stand.
Gerade am 22. Oktober, an dem der Beginn der Italien-=
offensive geplant war, begann der fünfte Akt des ergreifen-
den Dramas in Flandern.
Der 26. und 30. Oktober, der 6. und 10. November er-
brachten in Flandern neue Großkamoftage und schwerste
Prüfungen. Von sächsischen Divisionen focht dort die
40. Infanteriedivision von Mitte Juli bis Mitte August
und dann nochmals von Mitte bis Ende Obktober, beide
Male verteidigte sie mit unerschütterlicher Zähigkeit den
Abschnitt von Merkem südwestlich des Houthoulsterwaldes.
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Die 32. Infanteriedivision nahm im August an den
Großkämpfen am Herenthagepark teil und hielt bis in den
Januar 1918 hinein die ihr anvertraute Stellung.
Außerdem kämpfte die 23. Reservedivision in dem
schwerstumrungenen Abschnitt von Passchendaele vom 24.
September ab bis zum Ende der Riesenschlacht in Flandern.
An der ganzen Osifront ruhte jede Kampftätigkeit. Nach
Teilverträgen über Waffenruhe kam am 7. Dezember der
Waffenstillstand von Brest Litowsk zustande, der vom
15. Dezember mit Frist zunächst bis 14. Januar lo#s lief.
Sofort begannen die Verstärkungen nach der Westfront zu
rollen.
Dii# Lage der Mittelmächte erschien bei Jahresschluß glän-
zend, die Aussicht, den Krieg siegreich zu beenden, sicher.
Der Eindruck des Umschwungs in der Kriegslage war auch
bei der Entente erkennbar. Aber im November übernahm
Clemenceau, Frankreichs stärkster Mann, die Regierung,
unterdrückte sofort jede Friedensregung und festigte den
Geist seines Landes, genau wie Lloyd George, der im De-
zember 1916 in England die Negierung übernommen hatte
und seitdem das ganze englische Weltreich fest und ent-
schlossen hinter sich wußte. Auch in Amerika ging die Re-
gierung mit äußerster Schärfe gegen alle Friedensschwär-
merei vor. Selbst in Italien verhinderte die Entente jede
Regung von Schwäche. Es war klar, der Krieg konnte
nur durch Sieg beendet werden angesichts des Vernich-
tungswillens der Feinde. Aber die Mehrheit des deutschen
Volkes, voran die unfähige Regierung und die verblendete
Mehrheit im Reichstag glaubte dem Wahngebilde von Frie-
den ohne Besiegte, Verzicht auf Entschädigungen, Freiheit
der Meere und wie die Trugbilder sich nannten, mit denen
die feindliche Propaganda und die heimische Judenpresse die
Seele des hungernden deutschen Volkes vergifteten.
1918
Der Gang der Friedensverhandlungen mit Rußland,
der am 22. Dezember 1917 in Brest Litowsk seinen Anfang
nahm, dämpfte bei Jahresbeginn sehr bald die Erwartungen.
Nach wochenlangem Hinziehen der Verhandlungen brach
Deutschland, nachdem am 9. Februar der Friede mit der
Ukraine zustande gekommen war, die Verhandlungen mit
dem bolschewistischen Großrußland ab. Am 18. Februar be-
gann der deutsche Vormarsch auf der ganzen großrussischen
Front. Sächsischerseits nahmen die 23. Reservedivision und
die drei Landwehrdivisionen 45, 46 und 47 daran teil.
In kurzer Zeit wurde die Linie Mohilew—Polozk—
Narwa erreicht. Der Russe leistete keinen Widerstand. Er-
hebliches Material fiel in deutsche Hand. Die Bevölkerung
begrüßte die Deutschen als Befreier von dem Joch der Bol-
schewisten. Die deutsche Verwaltung stellte alsbald Ruhe
und Ordnung her.
Gleichzeitig wurde auch zum Schutze gegen die Bol-
schewisten die Ukraine besetzt. Die Österreicher wollten zu-
nächst nicht mittun. Dann sehwenkte Kaiser Karl plötzlich
wieder ab. Die Österreicher gingen auf Odessa, die Deutschen
über Kiew, das am 1. März besetzt wurde, schließtich bis
ins Gebiet der Donkosaken vor. Die Operationen folgten
den Bahnen, voran Panzerzüge und Flieger. Zu ernsteren
Kämpfen kam es erst später mit den Tschechoslowaken.
1 800 Ooo Mann hatte die k. u. k. Armee an Gefangenen
und Uberläufern im bisherigen Krieg eingebüßt. Schmerz=
lich für uns Deutsche war dabei, daß diese Überläufer eine
entsprechende Stärkung des Feindes in Süd und Ost be-
deuteten.
Die bolschewistische Regierung Rußlands schloß sofort
nach Beginn des deutschen Vormarsches Frieden.
Weniger glatt verlief der Friedensschluß mit Rumänien.