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feuer Angriffe der Russen auf die Stellung des III. Re-
servekorps ein.
Am 22. Juli schritt der Russe auf dem rechten Flügel
des III. Armeekorps zum Angriff und drang dort zum Teil
auch in die deutschen Stellungen ein. Das III. Bataillon
des Landwehr--Infanterieregiments 103 war nach dem be-
drohten Flügel des Korps mit der Förderbahn verschoben
worden. Im Abschnitt der 46. Landwehrdivision war höchste
Alarmbereitschaft befohlen. Auch hier wurde der russische
Angriff erwartet, ja ersehnt. Wohl infolge des geringen
taktischen Erfolges, den der Feind auf der übrigen Front
des Korpsabschnitts aufzuweisen hatte, sah der Russe von
einem Vorstoß gegen die sächsische Division ab. Vom
25. Juli ab flaute die Artillerietätigkeit der Russen wieder ab.
Am 11. September gab Generalleutnant von Watzdorf
das Kommando über die 46. Landwehrdivision ab, um an
die Spitze des XXVII. Reservekorps zu treten. Generalmajor
Freiherr von Ompteda wurde zum Kommandeur der Divi-
sion ernannt.
Der Herbst verging ohne bemerkenswerte Ereignisse an
der Divisionsfront.
Am 27. November kam ein russischer Offizier als Be-
vollmächtigter der der 46. Landwehrdivision gegenüber-
liegenden 133. russischen Infanteriedivision zu den sächfi-
schen Vorposten und wurde in das Divisionsstabsquartier
geleitet. Mit ihm wurde die Waffenruhe im Abschnitt
zwischen Wilia und Dorf Dubatotwka vereinbart.
Am 30. November übernahm die 46. Landwehrdioision
auch den links anschließenden Abschnitt der 226. Infanterie-
division. Der Befehlsbereich der Sachsen reichte nunmehr
von der Wilia bis zur Nordecke des Wischnewsees.
2. Der Vormarsch auf Wilejka
Die Friedensverhandlungen in Brest-Litofvsk blieben zu-
nächst erfolglos. Am 18. Februar 12 Uhr mittags ging der
Waffenstillstand zu Ende. Einige von den sächsischen Batte-
rien abgegebene Kanonenschüsse zeigten den Wiederbeginn
der Feindseligkeiten an. Die Lufterkundung sehzte ein.
Zu einer vom Generalkommando befohlenen und der
14. Landwehrdivision übertragenen größeren Unternehmung
gegen die Russen wurden das II. und III. Bataillon Land-
wehr--Infanterieregiments 105 mit noch 2 Bataillonen des
Nordabschnitts unter dem Befehl des Oberstleutnants Keller,
Kommandeur des Landsturm-Infanterieregiments 3, ver-
einigt und der 14. Landwehrdivision unterstellt.
Zu einer geplanten Nebenunternehmung von Martyschki
und Leschtschenjath auf Wilejka und Kureniez, die zur
gleichen Zeit wie das Hauptunternehmen ausgeführt werden
sollte, wurde ein gemischtes Detachement zusammengestellt
und dem Oberst Schurig, Kommandeur des Landwehr-In-
fanterieregiments 101, unterstellt. An Infanterie wurde
dem Detachement Schurig das II. und III. Bataillon Land-
wehr--Infanterieregiments 101, die Lehrkompagnie und eine
Kompagnie des Landsturm-Infanterieregiments 33 zugeteilt.
Die Aufgabe der Abteilung Schurig war, unter Aus-
nutzung der Überraschung und durch rücksichtsloses Orauf-
gehen, schnelles und kühnes Zufassen dem Gegner Verluste
durch Fortnahme von Geschützen und anderem Kriegsgerät
beizubringen, sowie Gefangene zu machen.
Am 10. Februar trat die Abteilung Schurig in zwei
Kolonnen s Uhr vormittags von Martyschki und Leschtschen-
jaty den Vormarsch an. Sie sollte am ersten Tage über
Woistom die Gegend von Narocz erreichen.
Nach vielen Fährlichkeiten, die der UÜbergang schwerer
Fahrzeuge auf Behelfsbrücken über Gräben und schwer
gangbares Trichterfeld mit sich brachte, gelangte die rechte
Kolonne unter eiskaltem Gegenwind 7 Uhr vormittags in
das völlig zerstörte Dorf Samostje. Es war bis auf 20
zurückgebliebene russische Soldaten völlig verlassen. Im
Verlauf des Tages wurde, ohne auf Widerstand zu sioßen,
Narocz erreicht. Am 2o. Februar wurde der Marsch in
zwei Kolonnen fortgesetzt, die Orte Wilejka und Kureniez
wurden besetzt. Bis zum 26. Februar trafen die übrigen
Truppen der Dioision, mit ihnen der Stab, in Wileika ein.
3. Die letzten Kriegsereignisse
Die 46. Landwehrdioision übernahm in der folgenden Zeit
die Besatzung und Verwaltung eines Gebietes, welches den
Naum von Wischnewfee—Kureniez—Wilia und den alten
Dioisionsabschnitt umfaßte. Ihre Aufgabe bestand in der
Sicherung und Verwaltung des Landes, der Ausnützung
aller seiner Pferde= und Viehbestände, seiner Vorräte und
Erzeugnisse, sowie in Sichtung und Abtransport des er-
beuteten Heeresgutes und der erbeuteten Vorräte.
Von Mitte März ab übernahm die 46. Landwehrdivision
auch den Kreis Minsk (60 Kilometer südlich Wilejka). Der
Stab quartierte nach Minsk um.
Unter Führung des Generalmajors Graf von Mandelsloh,
welcher den Befehl über die Dibision im August übernahm,
fanden Truppen weiter Verwendung im Polizeidienste im
Kreise Minstk.
Der im November von Deutschland mit der Entente ein-
gegangene Waffenstillstand brachte für die sächsische Divi-
sion zunächst keine Veränderung. Unberührt von den Um-
wälzungen in der Heimat hielt sie die russischen Bolsche-
wisten von der deutschen Erde fern. Vom 20. Nobember
ab wurde auf Befehl der Obersten Heeresleitung der Rück-
marsch angetreten. Der Divisionsstab traf am 25. Dezember
in Wilna ein. Die Unterstadt Wilnas wurde den Poi'en
überlassen, welche sich zum Widerstand gegen die Bolsche-
wisten organisierten. Am 4. Januar wurde auch Wilna
geräumt. Die 46. Landwehrbrigade, die im September 1912
als erste deutsche Truppe in Wilna eingezogen war, verließ
unter dem Befehl des Generals von Ompteda 2 Uhr vor-
mittags zusammen mit dem Divisionsstab die Stadt.
Die Division ging nach Kowno und übernahm hier als
Brigade Südlitauen weiter den Schutz des Landes, vor
allem der Bahnen und Kunstbauten, gegen die Bolschewisten.
Sie setzte sich jetzt aus den Freitwilligenregimentern 18 und
19 zusammen. Am 23. April wurde sie noch um das Frei-
willigenregiment 20 verstärkt.
Truppeneinkeilung
Brigade Südlitauen
(sächs. 46. Freiw.-Landwehrdioision)
schs. 406. Freiw.-Landwehr-Infanterie rigade
sächs. Freiw.-Reg. 10 "„ sächs. Freiw.-Reg. 18
Freiw.-Bil#. 21 Freiw.-Biln.20 Freiw.-Biln. 10 Freiw.-Btlu. 18
sichs. Freiw.-Eskadron 18
sichs. Freiw.-Feldartille rieabteilung 18
Freiw.-Feldartilleriebatterien 20, 10 u. 18
sachs. 1. stat. Freiw.-Funk.-Abt. 10 sächs. Freiw.-Fernspr.-Zug 18
sächs. Freiw.-Monier-Komp. 18 sischi. Freiw.-San.-Komp. 18
sächs Freiw.-Feldlazarett 312 Fr. iw.-Felt bäckereikolonne 11
sächs. Fr-iw.-Pf. rdelazarett 40
Die Taten der freiwilligen sächsischen Brigade, welche sie
zum Schutze der Heimat als Wall gegen die roten Bolsche=
wistenflut im Jahre lg10 vollbrachte, werden im deutschen
Volke unvergessen bleiben. Sie füllen die ersten Blätter
der Geschichte der sächsischen Reichswehrbrigade 28, in die
sie nach Zurückführung in die Heimat umgewandelt wurde.