Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

auch aussprach und zu verwirklichen strebte. Als damals 
der Streit zwischen Kaiser Friedrich Barbarossa und Papst 
Alexander III. durch die Anerkennung der geistlichen Auto- 
rität des Stellvertreters Christi beendet wurde, soll Diet- 
rich beim Anblick der seinen stolzen deutschen Mannessinn 
beschämenden Begrüßungoszene zwischen Kaiser und Papst 
so laut seinen Unwillen über diese Erniedrigung der kaiser- 
lichen Würde geäußert haben, daß der des Deutschen un- 
kundige Papst aufmerksam wurde und fragte, was der 
Deutsche gesagt habe; sobald es ihm mitgeteilt worden sei, 
  
Markgraf Konrad von Meißen 1123—1156 
habe er schleunigst den knienden Kaiser aufgehoben und ihn 
umarmt. Besser bezeugt ist sein Verhalten auf dem Tage 
zu Magdeburg 1179. Als hier die Klagen gegen Hein- 
rich den L5wen vorgebracht wurden, erbot sich Oletrich zum 
persönlichen Zweikampf auf Leben und Tod mit dem 
gefürchteten Herzog, um dessen Hochverrat durch Gottes- 
gericht zu erhärten. Gerade ihn hatte ja der Welfe, früher 
Schwert und Schild des Reiches im Osten und der Schrek- 
ken der Slawen, schwer geschädigt, indem er die Slawen 
zur Verwüstung der Grenzlande herbeirief; Dietrichs Mark 
Lausitz war dabei fürchterlich heimgesucht worden. Beim 
Zuge Barbarossas gegen Heinrich den Löwen beteiligten 
sich auch die Meißner und Lausitzer unter ihren wettinischen 
Fürsten, und zwei Jahre darauf mußte der Welfe in Erfurt 
fußfällig des Kaisers Gnade erbitten. , 
Nach des Markgrafen Otto Tod 1190 kamen schwere 
Zeiten über die Mark Meißen; seine Söhne Markgraf 
Albrecht (der Stolze später zubenannt, 1190—1195) und 
Graf Dietrich (der Bedrängte) lebten in Zwietracht und 
nach Albrechts Tod wollte der Kaiser die Mark einziehen, 
da Albrecht keinen Sohn hinterließ und ein unbedingtes 
Erbrecht des Bruders nicht bestand; doch Dierrich, der schon 
looo Friedrich Barbarossa auf dem Kreuzzug begleitet hatte 
und 1107 wieder im Heiligen Lande weilte, aber alsbald 
zurückkehrte, gelang es, die Mark in Besitz zu nehmen 
(1195—1221). Im Kampfe der Gegenkön'ige Philipp von 
Schwaben und Otto IV. von Braunschweig von 1198 an 
stand er auf der Seite des Staufers Philipp und später 
des jungen Friedrich II., der ihm dafür auch in seinem 
Streite mit der aufsässigen Stadt Leipzig beistand: 
Dietrich brachte 1217 die Leipziger durch die Anlage dreier 
Zwingburgen zum Gehorsam, deren bedeutendste dann das 
Hauptbollwerk Leipzigs, die Pleißenburg, wurde. Als 
Dietrich 1221 starb, war sein Sohn Heinrich (der Er- 
lauchte, 1221—1288) wenige Jahre alt; seine Mutter 
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Jutta und deren Bruder Landgraf Ludwig (der Heilige) von 
Thüringen führten die Vormundschaft für das Kind. Nach 
seiner Mündigwerdung besuchte Heinrich den großen Reichs- 
tag zu Mainz im August 1235 und wird dabei auch den 
berühmten Hochmeister des deutschen Nitterordens Hermann 
von Salza kennen gelernt und von ihm die Anregung zu 
einem Kreuzzug nach Preußen erhalten haben, wo 
es galt, dem dort für die Schaffung eines eignen deu:schen 
Machtgebietes ringenden Deutschen Orden beizustehen und 
dadurch derselben Gnadenerlasse teilhaftig zu werden, die 
    
Markgraf Heinrich der Erlauchte ron Meißen 1221—1288 
die römische Kirche den Kämpfern für das Heilige Land 
gewährte; denn auch der Kampf gegen die beidnischen 
Preufen und A#tauer galt im 13. und 14. Jahrhundert als 
gleichverdienstlich wie der Krieg gegen den Islam im Orient 
und in Spanien. 
Im Jahre 1237 zog Heinrich an der Spitze eines für 
jene Zeit stattlichen Heeres von 500 ritterlichen Streitern, 
zu denen noch eine höhere Zahl von Gefolgsleuten bam, 
nach Preußen gegen die Pomesanier, deren Hauptburg an 
der Mocker und andre Befestigungen bei Stuhm, Pestlin, 
Riesenburg und ferner am Draußensee seine Meißner er- 
oberten. Mit hohen Worten preist der einheimische preu- 
Kische Geschichtsschreiber, dem wir die Kunde dieser Taten 
verdanken, wie machtvoll und mannhaft der löwengleiche 
Markgraf die Heiden bekämpft habe. Ein Umstand be- 
sonders macht diesen Kriegszug Heinrichs bemerbenswert: 
das Zusammenwirken von Land= und Seestreit- 
kräften. Um die Eroberungen zu sichern und durch Unter- 
werfung auch des Nachbarlandes Pogesanien auszubauen, 
war die Beherrschung des damals noch ausgedehnteren 
Draußensees nötig, der durch seine Verbindung mit dem 
Frischen Haff auch dessen Gestade in den Machtbereich des 
Ordens einbezog und den Feinden Zufuhr und Verbindung 
auf dem Wasserwege unmöglich machte. Mit einem bei 
einem Binnenländer besonders hoch zu bewertenden Scharf- 
blick erkannte Heinrich die Notwendigkeit, bei ferneren 
Unternehmungen auch Wasserstreitkräfte zuzuzlehen, und 
ließ zwei Kriegsschiffe bauen; das eine. hieß der 
„Pilgrim“, das andere „Vridelant“, mit deutlichem Hin- 
weis auf den Anlaß und künftigen Zweck der Kreuzfahrt. 
„Und sie hatten in Wahrheit ihren Namen nach den Tat- 
sachen, sagt der Chronist, denn sie taten den Gliub'gen in 
Preußen viel Gutes; durch sie wurden die Schlösser Elbing 
und Balga erbaut und das Frische Haff vor dem feind- 
lichen Angriffe gesichert, so daß künftig kein Ungläubiger
	        
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