auch aussprach und zu verwirklichen strebte. Als damals
der Streit zwischen Kaiser Friedrich Barbarossa und Papst
Alexander III. durch die Anerkennung der geistlichen Auto-
rität des Stellvertreters Christi beendet wurde, soll Diet-
rich beim Anblick der seinen stolzen deutschen Mannessinn
beschämenden Begrüßungoszene zwischen Kaiser und Papst
so laut seinen Unwillen über diese Erniedrigung der kaiser-
lichen Würde geäußert haben, daß der des Deutschen un-
kundige Papst aufmerksam wurde und fragte, was der
Deutsche gesagt habe; sobald es ihm mitgeteilt worden sei,
Markgraf Konrad von Meißen 1123—1156
habe er schleunigst den knienden Kaiser aufgehoben und ihn
umarmt. Besser bezeugt ist sein Verhalten auf dem Tage
zu Magdeburg 1179. Als hier die Klagen gegen Hein-
rich den L5wen vorgebracht wurden, erbot sich Oletrich zum
persönlichen Zweikampf auf Leben und Tod mit dem
gefürchteten Herzog, um dessen Hochverrat durch Gottes-
gericht zu erhärten. Gerade ihn hatte ja der Welfe, früher
Schwert und Schild des Reiches im Osten und der Schrek-
ken der Slawen, schwer geschädigt, indem er die Slawen
zur Verwüstung der Grenzlande herbeirief; Dietrichs Mark
Lausitz war dabei fürchterlich heimgesucht worden. Beim
Zuge Barbarossas gegen Heinrich den Löwen beteiligten
sich auch die Meißner und Lausitzer unter ihren wettinischen
Fürsten, und zwei Jahre darauf mußte der Welfe in Erfurt
fußfällig des Kaisers Gnade erbitten. ,
Nach des Markgrafen Otto Tod 1190 kamen schwere
Zeiten über die Mark Meißen; seine Söhne Markgraf
Albrecht (der Stolze später zubenannt, 1190—1195) und
Graf Dietrich (der Bedrängte) lebten in Zwietracht und
nach Albrechts Tod wollte der Kaiser die Mark einziehen,
da Albrecht keinen Sohn hinterließ und ein unbedingtes
Erbrecht des Bruders nicht bestand; doch Dierrich, der schon
looo Friedrich Barbarossa auf dem Kreuzzug begleitet hatte
und 1107 wieder im Heiligen Lande weilte, aber alsbald
zurückkehrte, gelang es, die Mark in Besitz zu nehmen
(1195—1221). Im Kampfe der Gegenkön'ige Philipp von
Schwaben und Otto IV. von Braunschweig von 1198 an
stand er auf der Seite des Staufers Philipp und später
des jungen Friedrich II., der ihm dafür auch in seinem
Streite mit der aufsässigen Stadt Leipzig beistand:
Dietrich brachte 1217 die Leipziger durch die Anlage dreier
Zwingburgen zum Gehorsam, deren bedeutendste dann das
Hauptbollwerk Leipzigs, die Pleißenburg, wurde. Als
Dietrich 1221 starb, war sein Sohn Heinrich (der Er-
lauchte, 1221—1288) wenige Jahre alt; seine Mutter
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Jutta und deren Bruder Landgraf Ludwig (der Heilige) von
Thüringen führten die Vormundschaft für das Kind. Nach
seiner Mündigwerdung besuchte Heinrich den großen Reichs-
tag zu Mainz im August 1235 und wird dabei auch den
berühmten Hochmeister des deutschen Nitterordens Hermann
von Salza kennen gelernt und von ihm die Anregung zu
einem Kreuzzug nach Preußen erhalten haben, wo
es galt, dem dort für die Schaffung eines eignen deu:schen
Machtgebietes ringenden Deutschen Orden beizustehen und
dadurch derselben Gnadenerlasse teilhaftig zu werden, die
Markgraf Heinrich der Erlauchte ron Meißen 1221—1288
die römische Kirche den Kämpfern für das Heilige Land
gewährte; denn auch der Kampf gegen die beidnischen
Preufen und A#tauer galt im 13. und 14. Jahrhundert als
gleichverdienstlich wie der Krieg gegen den Islam im Orient
und in Spanien.
Im Jahre 1237 zog Heinrich an der Spitze eines für
jene Zeit stattlichen Heeres von 500 ritterlichen Streitern,
zu denen noch eine höhere Zahl von Gefolgsleuten bam,
nach Preußen gegen die Pomesanier, deren Hauptburg an
der Mocker und andre Befestigungen bei Stuhm, Pestlin,
Riesenburg und ferner am Draußensee seine Meißner er-
oberten. Mit hohen Worten preist der einheimische preu-
Kische Geschichtsschreiber, dem wir die Kunde dieser Taten
verdanken, wie machtvoll und mannhaft der löwengleiche
Markgraf die Heiden bekämpft habe. Ein Umstand be-
sonders macht diesen Kriegszug Heinrichs bemerbenswert:
das Zusammenwirken von Land= und Seestreit-
kräften. Um die Eroberungen zu sichern und durch Unter-
werfung auch des Nachbarlandes Pogesanien auszubauen,
war die Beherrschung des damals noch ausgedehnteren
Draußensees nötig, der durch seine Verbindung mit dem
Frischen Haff auch dessen Gestade in den Machtbereich des
Ordens einbezog und den Feinden Zufuhr und Verbindung
auf dem Wasserwege unmöglich machte. Mit einem bei
einem Binnenländer besonders hoch zu bewertenden Scharf-
blick erkannte Heinrich die Notwendigkeit, bei ferneren
Unternehmungen auch Wasserstreitkräfte zuzuzlehen, und
ließ zwei Kriegsschiffe bauen; das eine. hieß der
„Pilgrim“, das andere „Vridelant“, mit deutlichem Hin-
weis auf den Anlaß und künftigen Zweck der Kreuzfahrt.
„Und sie hatten in Wahrheit ihren Namen nach den Tat-
sachen, sagt der Chronist, denn sie taten den Gliub'gen in
Preußen viel Gutes; durch sie wurden die Schlösser Elbing
und Balga erbaut und das Frische Haff vor dem feind-
lichen Angriffe gesichert, so daß künftig kein Ungläubiger