Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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gewürfelten Haufen ließ sehr zu wünschen übrig; an Stelle 
von Vaterlandsliebe und Ehrgefühl erfüllten sie vielfach 
Habsucht, Beutelust und andre gemeine Instinktre, und je 
unregelmäßiger die Soldzahlung erfolgte, um so mehr 
mußten die Gebiete, die der Krieg heimsuch:e, es büßen. 
Trotz solcher Schwierigkeiten bildete erne stattliche Reihe 
eroberter Städte und Schlösser Albrechts und seines Heeres 
Ehrenkranz: so 1488 Damme (nördlich von Brügge) und 
Grimbergen (nördlich von Brüssel), 1480 Aerschot (östlich 
von Mecheln), Thienen (Tirlemont, südösilich von Löwen), 
Genappe (südlich von Brüssel); am 25. August 1489 zog 
er in die Hauptstadt Brüssel ein, besetzte später auch Brügge. 
  
  
Rüstung Herzog Heinrichs von Sachsen mit der Friesenkette 
im Historischen Museum zu Dresden 
1400 nahm er Montfort (südwestlich von Utrecht), 1402 
bewegten sich die Kämpfe mehr in den nördlichen Nieder- 
landen, Haarlem wurde eingenommen und zur Sicherung 
deo Besitzes daselbst die Sachsenburg erbaut, dann ganz 
Nordholland unterworfen; Zierikzee auf der Insel Schou- 
wen fiel in seine Hand. Den Abschluß bildete die Ein- 
nahme des festen, zäh verteidigten Sluis (nordöstlich von 
Brügge) am 13. Oktober 1493. Die sächsischen Truppen 
standen alfo schon vor mehr als 400 Jahren machtgebietend 
in denselben Landen, die ihre Nachfolger in harten Kämpfen 
von 1914—1918 behaupteten und unbesiegt freiwillig 
räumten. Das Gefühl treuer Pflichterfüllung und das Be- 
wußtsein, seine militärische Aufgabe erfolgreich beendet zu 
haben, war aber auch der einzige Lohn, der Albrecht für 
seine Opfer und Mäühen beschieden war, denn nur eine 
Scheinbelohnung war die Verleihung der erblichen Statt- 
halterschaft von Friesland, die ihm 1408 König Maximi- 
lian erteilte: von Reichs wegen wurden Albrecht und seine 
Nachkommen zu Gubernatoren und Potestaten von Fries- 
land bestellt, das sie sich allerdings gutenteils erst nbch zu 
erobern hatten. Die Bezwingung der widerspenstigen Friesen 
vollzog aber nicht Abbrecht selbst, sondern sein Befehlshaber 
Wilwolt von Schaumburg, nur die Stadt Groningen blieb 
unbezwungen. Gegen Albrechts jüngeren Sohn Heinrich, 
der als des Vaters Vertreter im Lande blieb, brach im 
Jahre 1500 ein fast allgemeiner Aufstand aus. Ole Friesen 
belagerten ihn seit dem 1. Mai 1500 in Franeker (in 
der niederländischen Provinz Friesland, westlich von Leeu- 
warden) und hatten gleich die Kette mitgebracht, an der 
sie ihn aufhängen wollten; doch das sächsische Entsatzheer, 
das Albrecht in Sachsen sammelte und schleunigst heran- 
führte, schlug am 14. Juli 1500 die Empörer in offener 
Feldschlacht bei Bomsterzijl, Franeker und mit ihm 
der junge Prinz ward befreit; eine zweite Schlacht ver- 
nichtete das Belagerungsheer. Die schöne Ritterrüstung 
Herzog Heinrichs auf geschmücktem Rosse im Historischem 
Museum zu Dresden trägt noch die eiserne Friesenkette, 
die er seitdem als Ehrenkette anlegte; ein Bild dieser 
Rüstung sei zugleich als Beispiel einer ritterlichen Schutz- 
wehr beim Ausgang des Mittelalters hier beigegeben (siehe 
Abbildung); sie zeigt die glänzende Plattenpanzerung der 
ganzen Figur im Gegensatz zum Schuppenpanzer des Mittel- 
alters, der noch während des ganzen 14. Jahrhunderts ge- 
tragen wurde, wie die Siegel dieser Zeit zeigen (siehe Ab- 
bildung Seite 247 und 248). Die Friesen erlangten nur 
unter teilweise harten Bedingungen Verzeihung, auch 
Groningen mußte sich im August zu einem vorläufigen 
Vertrag verstehen. Aber bereits am 12. September 1500 
erlosch Albrechts von Ruhm umstrahltes, von Unruhe und 
Kämpfen bewegtes Dasein zu Emden, wo sein Herz seine 
Ruhestätte fand; der Leib ruht in der Fürstenkapelte des 
Meißner Doms; sein gepanzertes Bronzebild von Peter 
Vlschers Meisterhand schmückt seine Grabplatte und neben 
dem Dome ragt im Hofe der von ihm ausgebauten Al- 
brechtsburg sein Standbild (von Hermann Hultzsch) empor. 
Seine Erwerbung Friesland ließ sich aber nicht dauernd be- 
haupten; nach großen Aufwendungen für Rüstungs= und 
Heereszwecke und manchen Kämpfen, bei denen Albrechts 
ältester Sohn Herzog Georg persönlich die Erstürmung 
von Appingadam (nordöstlich von Groningen) am 
5J. August 1514 leitete, sah sich Georg genötigt, sein An- 
recht an den jungen König Karl von Spanien, Marimi- 
lians Enkel, zu verkaufen. 
Unter Herzog Georg dem Bärtigen (1500—1339) 
und seinem Bruder Heinrich dem Frommen (1539 
bis 1541), der ein Freund schöner Geschütze war, trat 
Sachsen sonst kriegerisch nicht mehr hervor, um so glänzen- 
der aber wieder unter Heinrichs Sohn, dem 
Kurfürsten Moritz 
(Herzog 1841—1347, Kurfürst 1547—1333), der die 
Fähigkeiten eines weitblickenden, vorur:eilsfreien Staats- 
mannes und gewiegten Dplomaten mit denen eines treff- 
lichen Heerführers und wackeren Kriegsmannes verband. 
Er. war eine energische Natur, die sich nichts bieren ließ 
und ihr Recht gegen jeden nötigenfalls mit der Waffe zu 
vertreten sofort bereit war, wie sein Vetter Kurfürst Jo- 
hann Friedrich der Großmütige von Sachsen erfuhr, dessen 
Übergriffe in Wurzen er mit schleunigster Mobilmachung 
beantwortete; diese Wurzener Fehde wurde aber als- 
bald beigelegt. Den Ernst des Krieges sollte Morttz im 
Südosten, im Ungarlande, kennen lernen. Von Ungarn 
aus, das teilweise in ihrer Hand war, bedrohten damals 
die Türken unter ihrem berühmtesten Großherrn, dem 
Sultan Suleyman II. dem Prächtigen, die österreichischen 
Erblande, 1531 hatten sie Wien selbst hart berannt, das 
ihnen aber zu widerstehen vermochte. Mit Reichöhilfe sollte 
die ungarische Hauptstadt Ofen-Pest ihnen wieder ent- 
rissen werden; Moritz erblärte bereitwillig seine persönliche 
Teilnahme. Anfang Juni 1542 reiste er über Olmütz ins 
Feldlager des Reichsheeres; oberster Feldhauptmann war 
der Kurfürst Joachim II. von Brandenburg, der allerdings. 
seine Führerstelle mehr seinem kurfürstlichen Range, als 
seiner militärischen Befähigung verdankte. Trotzdem die
	        
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