Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

auf Paric nun aussichtslos mar, nordwärts ab, und er- 
oberte am 12. September Solsions, wobei Moritz mit den 
Seinen auch beteiligt war und den Oberbefehl in der er- 
oberten Festung übernahm. Aber bereits eine Woche 
darauf schlossen Karl V. und Franz I. von Frankreich den 
Frieden von Crépy (nordwestlich von Laon) und das Heer 
zog heim. 
Die folgenden Zeitläufte stellten Sachsen und seinen 
jungen Fürsten vor eine schwere Entscheidung: die Wahl 
zwischen seinen protestantischen Glaubensgenossen und Ver- 
wandten und deren Gegner, dem Kaiser Karl. Moritz war 
entschlossen, sich und seinem Volke die Grundwahrheiten 
des evangelischen Bekenntnisses zu bewahren, hielt sich aber 
frei von dem Hasse der meisten damaligen Protestanten 
gegen die katholische Kirche, frei besonders von der be- 
schränkten Strenggläubigkeit seines ernestinischen Vetters, 
des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen. Nachbar= 
liche Reibereien, wie die Wurzener Fehde 1542, hatten 
schon früher beige ra- 
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Philipp von Hessen, der sich auf Moritzens Vermittlung 
hin dem Kaiser unterwarf, den aber Karl in Gefangenschaft 
behielt trotz der sächsischen Fürsprache. Zunächst übernahm 
Moritz aber noch die Vollstreckung der Reichsacht gegen 
die im Widerstand gegen Karl beharrende Stadt Magde- 
burg und andre norddeutsche Reichsstände, wodurch er 
Gelegenheit bekam, stärkere Truppenverbände zusammen- 
zuhalten, ohne zunächst Argwohn zu erregen. Aks die Unter- 
werfung Magdeburgo, das er schonend behandelte und in 
seinem Glauben unbehelligt ließ, ihm die freie Verfügung 
über seine Truppen gestattete, ein Bund mit andern deut- 
schen Fürsten ihm Rückhalt bot und ein Vertrag mit König 
Heinrich II. von Frankreich den Kaiser Karl auch ander= 
weit bedrohte, machte sich Moritz, der die Unzuverlässigkeit 
welscher Versprechungen erfahren hatte, zum Vertreter des 
allenthalben im Reiche sich regenden Unwillens gegen das 
Schalten und Walten der fremden Ra:geber Karls, vor 
allem des Herzogs von Alba und Granvellas. Siegte jeßzt 
  
gen, die Stimmung zwi- 
schen beiden Linien des 
Hauses Wettin zu ver- 
schärfen, und als es 1546 
zum Bruche zwischen 
dem Kaiser Karl V. und 
den im schmalkaldischen 
Bunde vereinigten Pro- 
testanten kam, trat Mo- 
ritz, um sein Herzogtum 
Sachsen nicht in den 
drohenden Strudel hin- 
einreißen zu lassen, auf 
die Seite seines katho- 
lischen Reichsoberhaup- 
tes und dessen Bruders, 
des Königs Ferdinand 
von Böhmen, also nicht 
als Kämpfer gegen den 
Protestantismus, son- 
dern als gehorsamer 
Reichsfürst, der zugleich 
seines Hauses und seines 
Volles wahre Incteres= 
sen nich: kirchlichem Fa- 
na. ismus opfern wollte. 
Moritz und Johann Friedrich rückten gegenseitig jeder in des 
andern Gebiet; Moritz besetzte 1546 das Vogtland und Teile 
des Erzgebirges, der Kurfürst zog im Januar 1547 gegen 
Leipzig, das seiner dreiwöchigen Belagerung standhielt. Als 
aber fast das ganze Herzogtum besetzt war, Johann Fried- 
rich am 13. April selbst vor Dresden erschien, kam endlich 
Ferdinands und Karls Hilfe und rückte zusammen mit 
Moritz von Eger nordwärts über Nochlitz und Lommatzsch 
gegen die Elbe vor, während der Kurfürst auf dem rechten 
lfer elbabwärts bio Mühlberg zog. Hier ereilte ihn sein 
Verhängnis. Sorglos und die Meldungen der Feindesnähe 
nicht beachtend, entschloß er sich am 24. April 1847 erst 
nach dem Gotteodienst und Frühstück zum Weitermarsch. 
Die Benutzung einer Furt bei Schirmenitz und die Weg- 
nahme der kurfürstlichen Schiffe ermöglichte aber den un- 
erwarteten Übergang der Kaiserlichen; Johann Friedrichs 
Rückzug geschah planlos, sein Heer löste sich auf, im Ge- 
tümmel fiel er selbst, dem ein Sibelhieb die linke Backe 
zerfetzte, in des Kaisers Hand. Die Festung Wittenberg 
mußte am 10. Mai 1847 kapitulieren: die Kurwürde 
und beträchtliche Gebietsteile der Ernestiner fielen an Moritz, 
der aus einem Herzog nun zum Kurfürsten von Sach- 
sen wurde. Seine Siegeosfreude wurde aber gestört durch 
die Behandlung seines Schwiegervaters, des Landgrafen 
  
Die Ehrenberger Klause bei Reutte in Tirol 
Karl auch über diese neue Fürstenopposition, so war die 
spanische Gewaltherrschaft in Deutschland befestigt, die auch 
durch des Infanten Philipp Nachfolge auf dem Kaiserthron 
dauernd gemacht werden sollte, und für den deutschen Pro- 
testantismus, für deutsche Glaubensfreiheit hatte die letzte 
Stunde geschlagen. Sachsen und sein Kurfürst wurden 
ihre Retter. Daß nicht gegen das Reich sich des Kurfürsten 
Schritt richtete, zeigt sein Verhalten gegen den römischen 
König Ferdinand; denn mit ihm betrachtete er sich nicht 
im Kriegozustand befindlich. 
Im März 1552 zog das sächsische Heer durch Thüringen 
nach den Maingegenden, hessische und brandenburgisch-kulm= 
bachische Truppen stießen zu ihm. Zaudern und unschlüssiges 
Abwarten war nicht Moritzens Sache. Bereits am §. April 
rückte er in Augsburg ein. Verhandlungen wurden an- 
gebahnt; um bei ihnen aber größere Erfolge in die Wag- 
schale werfen zu können, drangen am 10. Mai Moritz und 
seine Verbündeten im Lechtale südwärts über Kauf- 
beuren nach Füßen, oberhalb dessen man feindliche Ver- 
schanzungen erstürmte und den Marsch nach Tirol hinein 
erzwang. Bei Reutte, wo sich das Lechtal etwas weitet, 
wurde der Feind abermals geworfen, doch oberhalb Reutte 
sperrte die berühmte feste Pforte Tirols, die Ehren- 
berger Klause, die hinter Reutte vom Lechtal abzweigende
	        
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