in der folgenden Nacht daneben das Schützenregiment
das 1. Garderegiment zu Fuß ab. Die 23. Infanterie-
division übernahm den Befehl über die vorderste
Kampflinie. Das Grenadierregiment 101 löste in der
Nacht zum 12. April Teile des Leibgrenadierregiments
vorn ab. In den folgenden Nächten wurde dann die
gesamte 23. Infanteriedivision nach und nach heraus-
gezogen und trat dann in mehreren Marschstaffeln den
Rückmarsch zunächst bis an die Somme im Raume
von Devise —Mouchy, dann in kleinen Märschen bis
in die Umgegend von Guise an.
Die letzten Tage in der Stellung westlich der Arre
waren ohne Infanteriekampf verlaufen. Der Feind be-
schränkte sich auf heftiges Artilleriefeuer und Bomben=
werfen, hauptsächlich auf die Abrebrücken und Biwaks.
Die Didvision hatte Ausgezeichnetes geleistet, aller-
dings unter schweren Verlusten. Dieselben betrugen
576 Tote, 2740 Verwundete und 227 Vermißte, dar-
unter an Offizieren 32 — 96 —. Bedenkt man,
daß dieselben in der Hauptsache auf die drei In-
fanterieregimenter entfallen, deren Kampfstärke beim
Einsetzen der Division kaum 6500 Mann betrug, so
kommt man zu der erschreckenden Tatsache, daß wieder-
um die Hälfte des Frontbestandes an Offizieren und
Mannschaften dem menschenmordenden Krieg hatten
geopfert werden müssen.
Die „abgekämpfte“ Oivision, ein wenig schöner, aber
bezeichnender Ausdruck, der sich in dem verlustreichen West-
krieg eingebürgert hatte, wurde nunmehr in der Champagne
bei ihrem angestammten Generalkommando XII in dem den
Sachsen so vertrauten Abschnitt von Somme-py eingesetzt.
Sie wurden zunächst aus der Gegend von Guise vom
22. April ab mit der Bahn in den Raum von Attigny an
der Aisne überführt und erreichte von dort mit Fußmarsch
ihr neues Ziel.
4. An der Champagnefront.
Von Ende April bis Ende Mai 1018.
Die Dioision übernahm bei Gruppe Py (Generalkom=
mando XII. Armeekorps) den Abschnitt Clement von der
1. Reservedivision und dessen linke Verlängerung von der
87. Infanteriedivision in den Nächten zum 25. bis 28.
April. Die Grenadierregimenter rückten zunächst mit je
einem Bataillon in die vorderste Linie, die Schützen kamen
in Nuhequartiere.
Bis auf scharfe Patrouillenkämpfe am 2. und §. Mai
herrschte Kampfruhe, nur das übliche Streufeuer lag regel-
mäßig über Kampfstellungen und Pytal.
Am 1o. Mai suchte der König seine Division, bel der er
als Soldat eingetreten war, die er selbst befehligt hatte,
und deren Erleben im Kriege er mit vollstem Herzensanteil
mitempfunden hatte, im Armeelager Pauvres auf, um ihr
seine Anerkennung für die Heldentage an der Avre aus-
zusprechen. Kein Sterblicher ahnte, daß der König, „dessen
ganze Liebe die Armee, insbesondere diese Division war,
bei der er großgeworden, zum letzten Male seine braven
Sachsen sah, die ihm von Herzen in aufrichtiger Ver-
ehrung zujubelten“.
Nach ruhigen, nur durch einige gelungene Stoßtrupp-
und Patrouillenunternehmungen unterbrochenen Wochen
wurde die Division Ende Mai von der Gardekavallerie=
division abgelöst.
5. Am Walde von Villers Cotteröts.
Von Milte Juni bis Ende Juni 1918.
Die Division erreichte in mehreren Marschstaffeln mit
eingelegten Ubungen der Einzelverbände zunächst den Raum
nordwestlich von Reims.
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Skizze 9. 23. Infanteriedivision zwischen Aisne und Marne 1918
Inzwischen war die große Westoffensive auch auf den
Raum zwischen der Avre und der Marne ausgedehnt wor-
den. Reims war von Westen eng umschlossen. Dort dehnte
sich der deutsche Vorstoß bis an die Marne aus. Nach
Westen wurde dem deutschen Vordringen an dem großen
Waldgebiet von Villers Cotteröts im Mai zunächst Halt
geboten.
Über Fismes und Braisne erreichte die 23. Infanterie-
division Mitte Juni die Westfront südlich von Soissons.
Dort löste sie vom 19. Jum ab die 485. Reservedivision in
dem Raum nordöstlich des Waldes von Villers Cotterêts
ab und trat zur Gruppe v. Watter (Generalkommando XIII.
Armeekorps). »
Schon am 21. Juni erfolgte ein feindlicher Angriff auf
Missy und Dommiers im rechten Abschnitt der Division,
der leicht abgewiesen wurde. Die nächsten Tage hielt der
Feind das ganze Gelände zwischen Missy und Villemontoire,
der der Division anvertraut war, unter Feuer. Das feind-
liche Fernfeuer reichte bis weit ins Hintergelände. Das
Dioisionskommando lag in Rosieres.
Am 28. Juni wurde die Division von der 42. Infanterie-
division in der vordersten Linie abgelöst. Schon hatten die
beiden Bereitschaftsbataillone den Dienst übergeben, da griff
6 Uhr morgens der Gegner unter dem Schutze einer Feuer-
walze und von Abriegelungsfeuer starker Artillerie den
rechten Flügel der Division und die rechte Nachbardioision
mit starken Infanteriekräften an. Die Stellung der Divi-
sion wurde vom Grenadierregiment 101 restlos gehalten,
während beim Nachbar ein tiefer Einbruch erfolgte.
Vorübergehend in geringer Breite eingedrungener Feind
wurde durch einen über die eigene Stellung binausdringen-
den Gegenstoß geworfen. Hierbei wurden an Gefangenen
1 Offizier und 24 Mann eingebracht. Von Mittag ab
flaute die Kampftätigkeit etwas ab, die feindliche Artillerie
blieb aber noch bis zum Abend tätig. Die bereits im Ab-
marsch befindlichen Teile der Division (I. Schützenregiment
108 und II. Grenadierregiment 101) wurden angehalten
und wieder vorgezogen. III. Infanterieregiment 138 wurde
auf dem rechten Flügel eingesetzt, stellte den Anschluß an
die 14. Infanteriedivision wieder her und schob unsere
Linie wieder 300 Meter vor, näher an die Höhe 162 heran.
Nach einem ruhigen Tag griff der Feind am 30. Juni