Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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bettet auf der weiten flachwelligen Ebene rings um die 
Altstadt Leipzig ruhen. Es war das letzte glänzende Schau- 
spiel, bei dem sich um den Deutschen Kaiser, König Friedrich 
August von Sachsen und andere verbündete deutsche Fürsten 
Vertreter auswärtiger Mächte, der einst wider Napoleon 
Verbündeten, scharten, als ob sie huldigen wollten. Aber 
es war mehr als dies: ein schlicht volkstümlicher Weiheakt, 
der Deutschlands Volkskraft, Aufopferungsfähigkeit und 
Freiheitsliebe galt, zugleich ein hochgemutes Erinnern, freu- 
dig stolzer Ausdruck der strahlenden Gegenwart und heilig- 
ernstes Gelübde für die Zulunft. Für Sachsen aber hatte 
der festliche Tag noch seine besondere Bedeutung. Einst 
war hier zu Lande der Geist von 1813 nicht zu voller Wir- 
kung gelangt, obschon es wahrhaftig nicht an deutscher 
Gesinnung und opferbereiten, von glühender Begeisterung 
Wenige Monate später erhob sich auf demselben Felde der 
Ehre eine neue sinnvoll erbaute Ausstellungsstadt: nach 
der Dresdener Weltausstellung, die der größten Wohltäterin 
der Menschheit, der auf feinste wissenschaftliche Beobach- 
tung gegründeten und in echt sozialer Gesinnung gepflegten 
Hygiene gewidmet war, und der Leipziger Ausstellung des 
Vorjahres, die dem Fortschritt der Baukunst, der Wohn- 
und Siedelungskultur galt, nun im Schicksalsjahr 1914 
die „Bugra“, die Weltausstellung des geistigsten aller Ge- 
werbe, für Buchgewerbe und Graphik, in Leipzig, das in 
einer Entwicklung von drei Jahrhunderten zum Mittel- 
punkt des deutschen Buchhandels geworden war und eine 
ansehnliche Reihe von Firmen eines wirklichen Weltverlags 
in sich birgt. Nach wohldurchdachtem Plane ordneten sich 
in reizvoll wechselnden Stilformen die mancherlei Baulich= 
  
  
  
  
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Die „Halle der Kultur“ auf der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik zu Leipzig 1914 
erfüllten Männern und Jünglingen gefehlt hat. Nun aber, 
im Jahre 1913, nach manch leidvoller Erfahrung und doch 
wieder erneutem innerem Aufschwung, klang Sachsens 
Stimmung völlig einmütig mit der des ganzen deutschen 
Vaterlandes zusammen; i in Sachsen war der Man der Denk- 
malsstiftung erdacht, in Sachsen wurde ein großer Teil 
der Scherflein gegeben, aus denen allmählich der mächtige 
Bau erskand. Nun ist der Tag seiner Weihe mit wehenden 
Fahnen und grünem Reisigschmuck an Ehrenpforten und 
Häusern, mit prächtig zum Abendhimmel lohenden Flam- 
mengarben und vieltausendfältigem, stillem Lichterglanz, mit 
all dem jubelnden Volbksgewimmel auf Straßen und Plätzen 
das letzte wahrhaft deutsche Fest im ganzen weiten Vater- 
land geworden am Auggang eines über vierzigjährigen Zeit- 
raums friedlicher Entwicklung deutscher Größe und Herr- 
lichkeit. Zu Füßen des wuchtig aufragenden Denkmals aber 
breitete sich das Gelände aus, wo die mittlere der drei 
trefflich gelungenen Weltausstellungen der Jahre 1012 bis 
1914 auf sächsischem Boden, die Internationale Baufach- 
ausstellung, ihre Hallen und Häuser und festlich heiteren 
Anlagen hingezaubert hatte, bestimmt in der Vereinigung 
künstlerischen Planens, gesteigerter technischer Leisiungs- 
fähigkeit und volkswirtschaftlicher Einsicht Wege zu neuem 
Schaffen im Bau= und Siedelungswesen zu bahnen, das 
Ganze ein klares Zeugnis dafür, daß Deutschland bei einem 
Wettbewerb um den Siegespreis für friedliche Arbeit den 
Fremden nicht nachstand, in vielem aber sie offensichtlich 
übertraf. 
keiten mit dem inneren Reichtum ihrer Schaustellungen, 
rings umgeben von Blumenbeeten, Gebüsch und Rasen- 
flächen an Wegen, die nach einbrechender Dunkelheit in 
märchenhaftem Leuchten erstrahlten. Uber allem ragte 
kuppelgekrönt die „Halle der Kultur“", wo auf Grund 
sorgsamsten, scharfsinnig beobachtenden Gelehrtenfleißes in 
geschmackvoller Ausstattung die Entwicklung des Schrift- 
und Buchwesens von den ersten tastenden Versuchen ur- 
zeitlicher Menschen bis zur erstaunlichen Höhe des Be- 
triebes der Gegenwart vorgeführt war. Daneben bot das 
Hauptgebäude „Deutsches Buchgewerbe“ seine überaqus 
mannigfaltigen Schätze: die fertigen Werke in einem künst- 
lerische Ansprüche befriedigenden Gewand, aber auch die 
vielerlei Hilfsmittel für ihre Erzeugung und ihren Ver- 
trieb, das alles in geschickt belehrender Form, so daß es 
möglich war, einen Einblick ebenso in die allmählichen Fort- 
schritte der Technik bis zu ihrem gegenwärtigen Stande, 
wie auch in die heutige Entstehung der Druck-Erzeugnisse 
zu gewinnen; ergänzend zur Seite traten die Ausstellungen 
in den drei Maschinenhallen, in dem mit Turmportal ge- 
schmückten Hause der Papier= und Zeitungsdruckerei und 
in der stattlichen Halle „Der Kaufmann“. An der „Straße 
der Nationen“ reihten sich neben dem sächsischen Staats- 
pavillon die Ausstellungsgebäude der fremden Völker; in 
vordem noch nie erreichter Weise bot sich hier ein außer- 
ordentlich lehrreicher Uberblick über die Leistungen des Buch- 
gewerbes und der graphischen Künste fast im gesamten 
Ausland. Der Verkörperung wichtiger Bestrebungen im gei-
	        
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