Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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unbekannte Ferne plötzlich für die Heimat gewann, war 
das Bedürfnig nach anschaulicher Wiedergabe dessen, woran 
soviel gedacht wurde, ungemein rege. Diesen Trieb befriedig- 
ten die Veröffentlichungen, welche sich die Pflege des Bil- 
des zur besonderen Aufgabe machten. Unter ihnen ist in 
Sachsen die „Leipziger Illustrierte Zeitung“, die 
während des Krieges das Jubiläum ihres 75jährigen Be- 
stehens beging, die hervorragendste; weit über Sachsen hin- 
aus hat sie Verbreitung gefunden und vorbildlich gewirkt. 
Nun wurde neben tüchtigen Mitarbeitern von der Feder 
ein ganzer Stab von Künstlern aufgeboten, um allerlei 
Vorgänge aus dem Leben des Krieges und aller Herren Län- 
der, in die er führte, in Schwarzweißkunst oder in farbiger 
Wiedergabe, sei es in Skizzen und photographischer Auf- 
  
Geh. Hofrat Dr. L. Volkmann, Präsident der Weltausstellung 
für Buchgewerbe und Graphik, Leipzig 1914 
nahme, sei es in ausgeführter Zeichnung und im Vollbild 
anschaulich zu machen. Nicht nur den Volkögenossen in 
der Heimat ward damit ein Dienst geleistet; die Schrift- 
leitung dachte großzügig genug, um sich auch eine außen- 
politische Aufgabe im Sinne des vaterländischen Gedankens 
zu stellen. — Auch eine ganz neue geitschrift, die besonde- 
ren Wert auf Illustration legte, entstand eigens für die 
Kriegszeit: „Sachsen im Feld und in der Heimat“. 
Im Frühjahr 1915 von dem „Ausschuß zur Beschaffung 
von Lesestoff für die sächsischen Krieger im Felde“ begrün- 
det, stellte sie sich die Aufgabe, von allem zu berichten, 
was die sächsischen Truppen seit Kriegsbeginn in heißem 
Kampfe und treuem Ausharren leisteten, zugleich bei den 
Soldaten die Erinnerung an die teuere Heimat durch schöne 
Bilder aus Stadt und Land zu pflegen und auch schlag- 
fertigem Witz und guter Laune ihr Recht werden zu lassen. 
Die Leitung des Unternehmens hatte Geh. Hofrat Professor 
Dr. C. Gurlitt in Dresden; für die Redaktion verantwortlich 
war Direktor H. Pfeiffer (in J. J. Webers Verlag) in 
Leipzig, dem Frl. E. Steup bei Führung der Geschäfte zur 
Seite stand. Eine stattliche Anzahl von Mitarbeitern half 
zum Gelingen: Prinzen des Königlichen Hauses, Gelehrte 
und Künstler, Tagesschriftsteller, vor allem auch die Feld- 
grauen selbst, die in begeisterungofrohen und heiteren Brie- 
sen, Bildern, Gedichten und Außerungen unverwüstlichen 
Humors erwünschte Beiträge boten. Wahrlich, die Zeit- 
schrift hat ihren Zweck erreicht: den braven Kämpfern für 
Deutschlands und Sachsens Schutz nach den Aufregungen 
der Schlacht, nach den Anstrengungen des Dienstes, oft 
auch in Stunden geistiger Ode oder bei der schleichenden 
Geduldsprobe des Krankenlagers Anregung und Zerstreuung 
zu bringen! Zugleich ist sie ein Kulturdokument zur Ge- 
schichte des sächsischen Geisteslebens: die 43 Nummern, in 
einer ersten und einer zweiten Folge (in einer Auflage von 
anfänglich 44000 Exemplaren) erschienen, werden, wie 
ihre Schriftleitung es voraus verkündete, „einst, wenn unser 
geliebtes Sachsenland längst wieder unter den Segnungen 
des Friedens seine Kräfte entfaltet hat, von unsern Enkeln 
als Andenken an große Zeiten geschätzt werden.“ 
Stattlicher und von vornherein für längere Dauer be- 
stimmt als die Tageserzeugnisse der Presse sind Broschüre 
und Buch. In Sachsens Betätigung auf dem Gebiete 
geistiger Förderung in der Kriegszeit mußte das Buch- 
wesen um so mehr eine bedeutsame Rolle spielen, da 
in ihm Leipzig liegt, das seit Jahrhunderten zur Haupt- 
stadt des deutschen Buchhandels geworden war und, mit 
dem Sitze des Börsenvereins Deutscher Buchhändler, auch 
noch heute von beiner anderen Stadt Deutschlands über- 
flügelt ist; immerhin auch das Buchgewerbe Dresdens 
und anderer sächsischer Städte hatte sich ansehnlich ent- 
wickelt. Die Leistungen des Druckgewerbes, des Ver- 
triebs und der Sammlung von Druck-Erzeugnissen dürfen 
wohl als der allereigenste gewichtige Beitrag bezeichnet wer- 
den, den gerade Sachsen gemäß seiner Überlieferung und 
dank der hier geschaffenen Einrichtungen zur Geschichte 
des geistigen Lebens in Deutschland während des Weltkrieges 
geliefert hat. 
Soeben hatte in Leipzig die Ausstellung für Buchgewerbe 
und Graphik, von schönstem Erfolge gekrönt, die Augen 
aller Welt auf sich gezogen. Da zerstörte der Kriegsausbruch 
die auf sie für den Ausbau geistigen Schaffens gesetzten 
Hoffnungen. Sollte der „Tempel der Kultur“ nun sogleich 
trauernd geschlossen werden? Die Ausstellungsleitung be- 
schloß mit Recht, dies nicht zu tun; warum sollten den 
Deutschen die Anregungen, welche das mühereich und geist- 
voll aufgerichtete Friedenswerk zu geben vermochte, ver- 
sagt bleiben? Es war doch ein stolzer Gedanke, daß auf 
deutschem Boden während der Bedrängnisse des Weltkrieges 
eine Weltausstellung in glanzvoller Ausrüstung dastand! 
So hielt die „Bugra“ durch und steuerte an ihrem Teile 
durch mancherlei Veranstaltungen zum Gemeinwohl in der 
ersten Kriegszeit bei, bis sie am 18. Oktober 1914 in 
ganz schlichter Feierlichkeit geschlossen ward. 
Die Schöpfung des Sommers 1914 vor Leipzigs Häuser- 
ring war nicht verloren. Zwei Gründungen von dauern- 
der Bedeutung für Sachsens und Deutschlands geistiges 
Leben, inmitten des tobenden Krieges verwirklicht, sind dar- 
aus hervorgegangen: die Schätze der „Halle der Kultur“ 
wurden genutzt, um den Grundbestand eines „Deutschen 
Kulturmuseum“ zu schaffen; zur Förderung dieser 
Aufgabe und überhaupt mit der Bestimmung, ein „Sam- 
melpunkt deutschen Gelsteslebens auf der Grundlage des 
Buches und des graphischen Ausdrucks“ zu sein, wurde 
der „Deutsche Verein für Buchwesen und Schrift- 
tum in Leipzig“ ins Leben gerufen (am 16. Dezember 
1017). Es war eine erhebende Stunde, als in glänzender 
Versammlung im Gutenbergsaale des Deutschen Buch- 
gewerbehauses die Begründung dieses Vereins mit einer 
Ansprache seines Vorsitzenden, L. Volkmann, und einer 
Rede von Prof. W. Goetz über deutsches Geistesleben im 
Weltkrieg feierlich begangen wurde. 
Damit zugleich wurde von Leipzig aus eine weitere Grün- 
dung durchgeführt, die für Deutschland von allgemeiner 
Wichtigkeit ist: angeschlossen an den Verein für Buchwesen
	        
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