und Schrifttum stellte sich der „Verband deutscher
Kriegssammlungen“ die Aufgabe, eine Organisation
der verschiedenen aus dem Kriegserleben hervorgegangenen
Sammlungen, insbesondere der Kriegsdrucke, im Hinblick
auf ihre wissenschaftliche und kulturelle Bedeutung plan-
mäßig zu gestalten; der wissenschaftliche Beirat der Ab-
teilung „Weltkrieg““ im Verein für Buchwesen trat als
„Ausschuß der Kriegssammlungen“ in Zätigkeit, die
Geschäftsleitung übernahm Museumsdirektor Professor
Dr. Schramm in Leipzig.
Bedeuten all diese Schöpfungen nur zukunftsbolle An-
fänge, so sah Leipzig während des Krieges auch die Voll-
endung eines Kulturwerks ersten Ranges: die Einweihung
und Eröffnung der „Deutschen Bücherei“ im Mai
1916. Schon seit Jahren waren die Vorbereitungen dazu ge-
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gleichsam eines Inventars der gesamten geistigen Produktion
in Deutschland. — Es ist wohl nicht ganz überflüssig, hin-
zuzufügen, daß mit der Gründung einer „Deutschen
Bibliothekarschule zu Leipzig“ neue Einrichtungen
zur Ausbildung von mittleren Beamten und Beamtinnen
für den Bibliotheks= und Museumsdienst durch den sächsi-
schen Staat geschaffen wurden, unter Mitwirkung von Lehr-
kräften der Universitätsbibliothek, der Akademie für gra-
phische Künste, des Leipziger Buchgewerbemuseums, deo
Kunstgewerbemuseums und der Deutschen Bücherei.
Die Bücherproduktion in Sachsen erfuhr ein ähn-
liches Geschick wie die Presse. Die gleichen Schwierig-
keiten der Rohstoffbeschaffung und des Mangels an Arbeits-
kräften machten sich geltend; dazu kam der Verlust lohnen-
der Absatzgebiete und die immer mehr zunehmende Unsicherheit
Die „Deutsche Bücherei“ in Leipzig (Einweihung im Mai 1916)
troffen; die Kgl. Sächsische Staatsregierung, die Stadt
Leipzig und der Börsenverein der deutschen Buchhändler
zu Leipzig als Berufsorganisation des deutschen Buchhan-
dels hatten sich zu einem Unternehmen von riesenhaftem
Ausmaß vereinigt: „die gesamte von 1913 an erscheinende
deutsche und fremdsprachige Literatur des Inlands und
die deutsche Literatur des Auslands zu sammeln, aufzube-
wahren, zur Verfügung zu halten und nach wissenschaftlichen
Grundsätzen zu verzeichnen.“ Es war werrklich eine siolze
Tat, daß trotz aller Kriegsschwierigkeiten der auf freiem
Gelände breithingelagerte, bei aller Schlichtheit des Außeren
schöne und in seiner Stattlichkeit eindrucksvolle Bau zu
Ende geführt und mit dem schon reichen Inhalt seiner
Sammlungen und all den praktischen Vorrichtungen für die
Benutzung seiner Bestimmung übergeben werden konnte.
Die Leitung wurde nach eingetretenem Wechsel dem von
Dresden nach Leipzig berufenen Prof. Dr. Minde-Pouet
übertragen. Zugleich griff die Deutsche Bücherei ein über-
aus wichtiges Unternehmen an: in Weiterführung der bis-
ber von der Hinrichsschen Buchhandlung herausgegebenen
Verzeichnisse der Neuigkeiten des deutschen Buchhandels
auf erweiterter Grundlage die Bearbeitung und Veröffent-
lichung einer vollständigen „Deutschen Bibliographie“,
der Geschäftslage. Die einst so lebendigen Betriebe gingen zu-
sehends zurück; selbst in den Häusern der Weltfirmen ward
es still. Doch wurde, wenigstens bis in das dritte Kriegs-
jahr, noch Erstaunliches geleistet. Allerdings schuf der Krieg,
der so vieles gleich macht, auch hierbei sehr große Ungleich-
heiten. Vor allem entstand ein unendliches Bedürfnis nach
kleinen ins Feld versandfähigen Schriften: Reclams Verlag
in Leipzig, das Bibliographische Institut, der Inselverlag,
B. G. Teubnero Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt“,
Quelle und Meyers „Wissenschaft und Bildung“, der Drei
Nosen-Verlag, Hesse und Beckers Klassikerbibliothek er-
warben sich dabei ein namhaftes Verdienst; auch siedelte
der Leiter der rührigen „Deutschen Dichter-Gedächtnis-
stiftung“", Dr. E. Schultze, als Privatdozent 19018 nach
Leipzig über. Schwieriger war die Durchführung neuer
Verlagsunternehmungen. Wirklich bedeutende Verbreitungs-
möglichkeit fand unter dem, was an neuen Druckwerken her-
gestellt ward, nur noch die „Kriegsliteratur“. Einzelne
hierher gehörige Schriften, freilich nicht gerade sächsischer
Autoren, erreichten ganz überraschend hohe Absatzziffern
(Sven Hedins Ein Volk in Waffen, F. A. Brockhaus 1918,
besonders auch „Die Illustrierte Kriegschronik des Da-
heim“ bei Velhagen und Klasing); selbst bei umfang-
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