durch Infanterieregiment 170 am 23. Mai. In den fol-
genden Tagen nahm die Tätigkeit der englischen Artillerie
stark zu, ebenso die der ansehnlich verstärkten englischen
Flieger. Am 26. Mai wurde auch die 41. Infanteriedivision
vor der 24. Infanteriedivision fesigestellt und das Auf-
treten zahlreicher neuer, näher herangeschobener Batterien
beobachtet.
Am 27. Moai setzte starkes Feuer auf der ganzen Front
von Dpern bis zum Kemmel ein. Im feindlichen Hinter-
gelände bewegten sich viele Truppenkolonnen vorwärts.
Minen wurden mehrfach zur Entzündung gebracht. Ein
Angriff schien unmittelbar bevorzustehen. Ehe er eintrat,
wurde die 24. Infanteriedivision am 31. Mai abgelöst
und zur Gruppe Aubers südwestlich von Lille (sechste Armee,
I. bayerisches Reservekorps) mit der Bahn überführt. Dort
sollte ihr Zeit zur Truppenausbildung nach der neuen Vor-
schrift für den Stellungskrieg gewährt werden.
Aber schon am 6. Juni wurde sie telegraphisch zurück-
berufen. Sie sollte sofort die 2. Infanteriedivision im ur-
sprünglichen Abschnitt der 24. Infanteriedivision, rechts
neben der 40. Infanteriedivision, ablösen. Noch am Abend
fuhren die ersten Bataillone (I./179, III./130, I./133) mit
der Bahn dahin ab. Doch wurde die Bestimmung der
übrigen Truppen der Division noch mehrfach verändert,
entsprechend den sich überstürzenden Ereignissen.
Am 7. Juni brach die große Flandernschlacht los. Der
englische Angriff richtete sich mit vollster Wucht zunächst
auf den Wytschaetebogen, dessen Südhälfte von Messines
bis Warneton die 40. Infanteriedivision seit nunmehr
sieben Monaten besetzt hielt.
Die Division hatte den Angriff seit langer Zeit voraus-
gesehen. Seit 28. Mai lag schwerstes Zerstörungsfeuer
auf dem ganzen vorderen Abwehrsystem, ebenso auf der
II. Stellung und dem ganzen Hinterland. Vorstöße der
25. englischen Division, die seit geraumer Zeit der 40. In-
fanteriedivision gegenüber lag, wurden in den folgenden
Tagen stets abgewiesen, obwohl die Brustwehren längst
zerstört und bald auch die deutschen Batterien im ganzen
Wytschaetebogen von der weitüberlegenen englischen Artil-
lerie fast restlos niedergekämpft worden waren. Die eng-
lischen Flieger beherrschten seit Ende Mai völlig die Luft.
Aber unerschütterlich hielten die Trümmer der deutschen
Infanterie, in Trichtern und Grabenresten, abgeschnitten
von Zufuhr an Nahrung und Schießbedarf aus, das bittere
Ende in grimmiger Zähigkeit erwartend.
Da setzte endlich am 7. Juni früh nach vier Uhr nach
schwerstem Trommelfeuer der englische Großangriff ein.
Er dehnte sich nordwärts bis Hooke und südwärts bis auf
die an die 40. Infanteriedivision anschließende 4. bayerische
Infanteriedivision westlich von Warneton aus. Die vorder-
sten deutschen Stellungen wurden überrannt. Vor und in
Messines und an der II. Stellung entbrannte ein verzwei-
felter Kampf. Vergebens warfen sich die Reste der vor-
deren Bataillone aller drei Infanterieregimenter der 40. In-
fanteriedivision den Engländern entgegen, ebenso das Stoß-
regiment der benachbarten Bayern von Warneton her. Tief-
fliegende englische Fliegerschwärme spürten die letzten Ma-
schinengewehrnester aus und erstickten sie mit Bomben. Die
letzten Reste der deutschen Nahkampfartillerie wurden ähn-
lich erledigt. Gegen 7 Uhr früh war Messines und die
II. Stellung in der Hand der Engländer, ebenso nördlich
davon Wytschaete, wo sich die Trümmer der 2. Infanterie-
division opferten, und Hollebeeke, wo sich die 204. Infan=
teriedivision zunächst noch an die Reste der II. Stellung
anklammerte.
Gegen 9 Uhr früh verfügte die 40. Infanteriedivision
nur noch über 3 leichte Feldhaubitzen, 4 schwere und 3
lange 10-em-Kanonen sowie über die 3 Bataillone der
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Reserve, I./104, II./134 und I./181, die zunächst die
III. Stellung am Kanal besetzt hielten. 6
Noch vor Mittag setzte ein großzügiger deutscher Gegen-
stoß ein. Nördlich und südlich der Einbruchsstelle waren
einheitliche Kampfgruppen aus den Resten der vorderen
Divisionen und aus je zwei Eingreifdivisionen gebildet
worden.
Bei den Engländern war vormittags Verwirrung ent-
standen, als deren eigene Artillerie versehentlich in die
aus der genommenen II. Stellung vorgehenden englischen
Stoßmassen hineinfeuerte. So kam der deutsche Gegenstoß
der Südgruppe — 1. Garde-Reservedivision, 3. baye-
rische Infanteriedivision und Reste der 40. Infanterie-
division — zunächst von 11 Uhr vormittags an gut vor-
wärts. Nachmittags 4 Uhr kam aber der Gegenangriff hier
zum Stehen, doch wurden alle weiteren englischen Angriffe
trotz zahlreicher Tanks und Fliegerunterstützung abgewiesen.
Hierbei griffen auch II./104 und III./181 wacker ein.
Schließlich mußte aber die Garde wieder bis hinter die Sehnen-
stellung zurück. Die III. Stellung wurde dann am Abend
gegen frische englische Truppen mit vielen Tanke restlos
gehalten. Das Rekrutendepot der 40. Infanteriedivision
hielt die IV. Stellung dahinter besetzt. Die Reste der Stel-
lungsartillerie des ganzen Wytschaeteabschnitts waren mitt-
lerweile über den Kanal zurückgenommen worden.
Am 8. Juni setzte der erschöpfte Feind den Angriff nicht
fort.
Die 40. Infanteriedivision, die übermenschliches geleistet
hatte, wurde in die Gegend östlich von Courtrai zurück-
genommen und von dort am 12. Juni in den Raum von
Brügge mit der Bahn befördert. Dort fand sie bis zum
15. Juli volle Zeit, um mit neuem Ersatz die alte Kampf-
kraft wieder herzustellen.
Die 24. Infanteriedivision war am Tage des Einbruchs
der Engländer in den Wonytschaetebogen dort wieder ein-
getroffen und nun hinter dem Kampffeld mehrfach ver-
schoben worden, je nach dem Zwange der Lage. Am 8. und
9. Juni hielt sie sich hinter der III. Stellung bei Comines
zum Eingreifen bereit, 1./133, III./139 und I./1729 wur-
den bereits am 7. Juni nachmittage in den Gefechtsstreifen
der 1. Garde-Reservedivision eingeschoben. Sie haben dort
bis zum 10. Juni das Rückgrat der Verteidigung gebildet.
Erst nahmen sie am 7. Juni an dem Vorstoß der Garde
und der Bayern bis zur Höhenlinie der alten Stellung teil,
dann hielten sie erfolgreich am 8. und 9. Juni die Sehnen-
stellung, drei Tage und Nächte ohne. Schlaf, Nahrung und
Körperpflege, aber zuversichtlich und in prächtiger Stim-
mung, glücklich über das Versprechen, daß sie als besondere
Anerkennung bei der nächsten Schanzarbeit befreit sein
sollten.
Am 10. Juni spät abends wurde die Division über den
Kanal zurückbefohlen und stellte sich südöstlich desselben,
zum Eingreifen bereit, hinter Infanterieregiment 170 ösilich
von Tenbrielen. Mit erneutem englischen Großangriff für
den 11. und 12. Juni wurde gerechnet. Die Division sollte
dann westwärts zum Gegenstoß vorbrechen. Doch der er-
mattete Feind beschränkte sich zunächst auf den Ausbau der
am 7. Juni eroberten Stellung. Die 24. Infanteriedivision
übernahm dann in der Nacht zum 13. Juni die vordere
Stellung im Abschnitt Hollebeeke von der 7. Infanterie-
division. Die neue deutsche Stellung sollte von Klein Zille-
beeke über Houten—Neuwarneton auf Deulemont geführt
werden. Vor dieser neuen Stellung sollten die vorgeschobe-
nen Truppen nur als Nachhuten kämpfen. Sie nahmen i in-
folgedessen nur Vorpostenstellungen ein, bei der 24. In-
fanteriedivision rechts Infanterieregiment 179, Mitte In-
fanterieregiment 133, links Infanterieregiment 139. Da
die Engländer wider Erwarten auch die nächsten Tage den
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