Einleitung.
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A. Allgemeine Bemerkungen.
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Schriftliche Mittheilungen, Eingaben, Vorstellungen, Briefe
u. s. w. vertreten die Stelle des mündlichen Vortrages.
Da die Schrift bleibt, der Lesende mehr Zeit zur Ueber-
legung als der Hörende hat, so erfordert es die Ehre, das In-
teresse des Schreibenden, daß er bei jedem Aufsatze wohl bedenkt,
was und an wen er schreibt, daß er nie aus dem Auge verliert,
wie jedes geschriebene Wort genauer geprüft, beurtheilt werden
kann, als das gesprochene.
Jeder Aufsatz besteht aus einer Reihe von Sätzen, und diese
müssen so im Zusammenhang stehen, daß sie ein Ganzes bilden.
Die Darstellung der Mittheilungen nennt man Styl.
Die Eigenschaften eines guten Styls sind: Reinheit und
Richtigkeit der Sprache, Schönheit und Richtigkeit des Ausdrucks,
Schönheit und Wahrheit des Gedankens.
Die Reinheit der Sprache besteht darin, daß man sich wo
möglich nur solcher Worte bedient, welche der deutschen Sprache
unbestreitbar angehören, nicht veraltet, nicht beliebig neugeschaffen
und unverständlich, keine Provinzialismen sind. Die Richtigkeit
der Sprache wird durch die Sprachlehre gelehrt.
Je einfacher und klarer, je entfernter von allem Schwulste,
von aller Uebertreibung, von aller Heuchelei, desto schöner und
wahrer ist der Ausdruck und der Gedanke. Nichts ekelt einen
verständigen Mann mehr an, als Briefe voll Uebertreibung,
Schmeichelei und entwürdigender Kriecherei, unverkennbare Zeichen,
daß das Herz dem ganz fremd ist, was die Hand schreibt.
Der bayer. Sekretär. 1