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sonst, als wir noch im elterlichen Hause vereint diesen Tag in
fröhlicher Feier begingen! Jetzt, durch weite Räume getrennt,
müssen wir uns begnügen, in Gedanken uns nahe zu sein und
an der Erinnerung der trauten Vergangenheit uns schadlos zu
halten für das, was die Gegenwart nicht bietet. Ich wünsche
Dir zu Deinem weiteren Fortkommen allen Segen und alles
Glück von Oben; an Gottes Segen ist ja Alles gelegen, mit
ihm kannst Du, auch getrennt von uns, unter fremden Menschen
durch Deinen Fleiß und durch Deine Geschicklichkeit die Bahn
des Glückes, die Dir unsere Eltern begründet, stets verfolgen;
Du hast bei Deinem ruhigen, reinen Gewissen keinen Vorwurf
zu erwarten. Mein Herz, voll Liebe für Dich, ließ mich nicht
ruhen, es drängte mich, einige Tage mit meinem Glückwunsche
Dir zuvorzukommen. Im Falle, daß Du mir, was ich hoffe,
schreiben wirst, vergiß ja nicht, Alles umständlich zu erzählen,
was Deine jetzige Lage betrifft. In gleicher Liebe werde ich
auch in den kommenden Jahren verbleiben
Dein
treuer Bruder.
31.
An Großeltern.
Innigst geliebte Großeltern!
Der heutige Tag legt mir die süße Pflicht auf, Ihnen
meinen innigsten Dank für die schon seit so vielen Jahren mir
erwiesenen Wohlthaten darzubringen, dabei aber auch nicht zu
vergessen, Gott besonders an diesem Tage zu bitten, daß er Sie
mit seinem reichsten Segen überschütten und Ihr Leben noch
recht lange erhalten möge. Auch ich will mich befleißen, Ihrer
Liebe mich immer mehr würdig zu machen, damit ich stets werth
bin, zu heißen
Ihr
gehorsamster, dankschuldiger
Enkel (Enkelin).
32.
An einen frühern Lehrer.
Werthester Herr Lehrer!
Stets setzten Sie unter den Pflichten die der Dankbarkeit
voran. Ich müßte sehr leichtsinnig sein, wenn ich Ihre Lehren