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Kindes Leben mit ihrem eigenen; Nachts 10 Uhr entschlummerte
sie in meinen Armen. Entheben Sie mich der Schilderung der
näheren Umstände, sie ist mir unmöglich. Gott gebe Ihnen
Trost und Stärke — ich vermag nicht, Sie zu trösten; ich weiß
selbst nicht recht, ob ich der Welt noch angehöre oder nicht.
Ihr
tiefgebeugter Sohn.
137.
An einen Beamten, um durch ihn seiner Schwester den Tod ihres Sohnes
bekannt zu machen.
Wohlgeborner Herr!
Hochgeehrtester Herr N. N.!
Ich sehe mich in die unangenehme Lage versetzt, Euer
Wohlgeboren, statt Ihrer Frau Schwester, eine höchst traurige
Nachricht mitzutheilen. Der junge N., der in meinem Hause
wohnte, gehört leider nicht mehr unter die Zahl der Lebenden.
Heute Morgens machte ein Blutschlag seinem Leben ein Ende.
Gestern noch frisch und gesund, ist er heute eine Leiche. Er
klagte früh über Schwindel, Andrang des Blutes gegen den
Kopf, heftiges Herzklopfen; ich wollte nach einem Arzte schicken,
was er aber nicht zugab, indem schon mehrmals derlei Symp-
tome sich eingestellt hätten, aber von selbst wieder verschwunden
seien. Plötzlich sank er zu Boden und endigte nach wenigen
Augenblicken sein junges Leben. Es wurde zwar alle ärztliche
Hilfe sogleich angewendet, jedoch vergebens! Wäre er mein
Verwandter, so könnte mein Schmerz nicht größer sein. Wie
schrecklich diese Nachricht für die Mutter sein muß, welche die
Freude ihres Lebens und den Trost ihres Alters sich entrissen
sieht, kann ich mir lebhaft vorstellen. Ich bitte Euer Wohl-
geboren, derselben diese traurige Nachricht beizubringen, indem
ich fürchte, daß es sie zu sehr ergreifen würde, wenn ich ihr
selbst geschrieben hätte. Ich bin mit aller Hochachtung
Euer Wohlgeboren
ergebenster N.
138.
Bericht an einen Freund wegen eines Räechtsstreites.
Werthester Freund!
Sogleich nach Durchlesung Deines letzten Schreibens vom
20. Oktober begab ich mich zu dem Rechtsanwalte Dr. N. und
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