454
umsonst ringe. Ist es Dir moglich, so eile zu mir; eile, dem
Freunde Trost, der Freundin Erheiterung und Stärkung schon
durch Deine Gegenwart zu bringen. Ich bitte nicht vergebens,
mein Herz sagt es mir, ich kenne zu gut meinen Karl.
Dein
treuer Freund.
143.
Anzeige eines Bruders von der Krankheit des Vaters.
Lieber Bruder!
Unser geliebter Vater liegt seit vorgestern schwer darnieder.
Er besuchte vor drei Tagen seinen kranken Freund N. Krank
kehrte er selbst nach Hause; ein nervöses Fieber hat ihn ergriffen,
welches selbst nach dem Dafürhalten unseres erfahrenen Arztes
Dr. B. nicht gefahrlos ist. Wir müssen unter solchen Umständen
auf Alles, auch auf das Schlimmste, was uns begegnen kann,
gefaßt sein. Ist es Dir nur einigermaßen möglich, so wirst Du
der Stimme Deines Herzens folgen und unserer armen Mutter
und mir zum Trost an das Krankenbett dessen eilen, der Dich
so unendlich liebt. Mit der heißesten Sehnsucht erwartet Dich
Dein
Dich liebender Bruder.
144.
Anzeige von einer überstandenen Krankheit.
Geliebter Vater!
Sie werden sich mein langes Schweigen nicht erklären
können; Sie machen mir vielleicht in Gedanken den Vorwurf
des Leichtsinns, der Rücksichtslosigkeit u. s. w., aber jetzt kann
ich Ihnen die Ursache sagen — ich war krank, sehr krank. Vier-
zehn Tage lang lag ich fast ohne alles Bewußtsein, vor= und
nachher aber wollte ich nicht zugeben, daß man an Sie schreibe,
Sie wären nur in Kummer und Sorge versetzt worden. Nun
aber habe ich mit Gottes Hilfe die Krankheit überstanden; ich
bin zwar noch schwach und muß noch das Bett hüten, aber es
geht doch besser, und ich kann schon, obwohl mit Anstrengung
und noch zitternd, schreiben. Ich kann die Theilnahme und Auf-
merksamkeit meiner Hauswirthin während meiner Krankheit nicht