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wir hierin keine Fehlbitte thun, und ich baue daher auf die
Fortdauer der Gewogenheit Euer 2c.
Genehmigen Sie die Versicherungen der ausgezeichnetsten
Hochachtung, worin stets beharrt
Euer 2c.
ergebenster.
147.
Anzeige an eine Gattin über den Tod des Gatten.
Theuerste Freundin!
Mit welchen Gefühlen ergreife ich die Feder! Kaum kann
ich es für Wahrheit halten, was ich schreiben soll, und dennoch
ist es leider Wahrheit, schreckliche Wahrheit! Das Herz blutet
mir, es Ihnen sagen zu müssen — Ihr geliebter Gatte ist nicht
mehr! Glücklich kamen wir hier an, Ihr Herr Gemahl meldete
Ihnen am ersten Tage seine Ankunft, am dritten Tage fühlte
er sich Abends etwas unwohl, doch fand ich ihn am folgenden
Morgen 6 Uhr außer Bette. Um 8 Uhr wurde ich eilends zu
ihm gerufen; ich traf ihn leblos, alle ärztliche Hilfe war ver-
geblich; ein Nervenschlag hatte seinem theuern Leben ein Ende
gemacht.
Ist schon mein Schmerz, der Schmerz über den Verlust
des theuern, treuen Freundes groß, wie muß erst der
Schmerz der liebenden Gattin, der liebenden Kinder sein! Doch
fassen Sie sich, Gott wird Sie nicht verlassen; der Gedanke,
daß Sie Ihren theuern Kindern jetzt, da ihnen der Vater ent-
rissen, Alles sein müssen, daß es Ihre Pflicht ist, Ihr Leben
Ihren Kindern zu erhalten, wird Sie erheben über Ihren ge-
rechten Schmerz. Ein Trost wird es für Sie sein, zu wissen,
daß der Verklärte einen sanften, schmerzlosen Tod starb.
Ich werde in wenigen Tagen zu Ihnen zurückkehren; das
Leben ist mir hier, wo ich den be en, treuesten Freund ver-
loren, verleidet, zum Ekel. Mündlich werde ich Ihnen dann
sagen, was ich Ihnen in meinem Schmerze nicht so vollständig
schreiben kann, daß ich die innigste Theilnahme Ihrem traurigen
Geschicke zolle, und daß ich, was nur immer in meiner Macht
steht zu dessen Erleichterung thun werde. Zählen Sie stets auf
Ihren
ergebensten N.