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Umständen ist es mir unmöglich, mich zu Ihnen zu begeben,
und ich ersuche Sie daher, mich so hald als möglich mit Ihrem
Besuche zu beehren, oder wenn dieses heute oder morgen un—
möglich sein sollte, mir zu wissen zu thun, wie ich mich zu
verhalten habe.
Hochachtungsvoll
Ihr
ergebenster N.
163.
Anzeige über vereitelte Hoffnungen an den Vater des Geliebten.
Hochverehrtester ꝛc.!
Alle meine Hoffnungen, meine Wünsche, meine Pläne für
eine goldene, schöne Zukunft sind vernichtet, mit einem schreck—
lichen Schlage plötzlich vernichtet. Sie wissen, daß ich nach so
vielen mißglückten Versuchen, mir ein gesichertes Auskommen
zu schaffen, endlich Aussicht zu haben glaubte, die Stelle eines
technischen Direktors der chemischen Fabrik von W. in N. zu
erhalten. Meine Zeugnisse, das wissen Sie, sind gut, und um
sicher zu gehen, hatte ich Empfehlungsschreiben von einigen
Bekannten meiner Bewerbung beigelegt. Auch war mir von
einem Freunde, welcher den Inhaber des Geschäfts persönlich
kennt, gesagt worden, ich könne mit ziemlicher Sicherheit dar-
auf rechnen, die Stelle zu erhalten. Ich glaubte also meiner
Sache ganz sicher zu sein und in wenigen Wochen meine ge-
liebte Emilie zum Altar führen zu können. O schreckliche Ironie
des Geschicks! Gestern erhielt ich einen Brief von Sch.; er
mußte ja die Bestätigung meiner Hoffnungen enthalten; mit
der größten, freudigsten Hast erbreche ich ihn; ich beginne, ihn
zu lesen, und stehe wie vernichtet — ein anderer hat die Stelle
erhalten!
Sie werden es begreiflich finden, daß ich, so oft schon
durch Versprechungen irre geleitet, auf keine Verheißung mehr
baue, daß ich daran verzweifle, das Ziel meines Strebens hier
zu erreichen. Es wäre jedenfalls ein Verbrechen, wenn ich,
der vom Unglück Verfolgte, ferner meiner theuren Emilie Ge-
schick an mein gräßliches Schicksal ketten wollte. Wenn ihre
Liebe mir auch jedes Opfer bringen wollte, ich kann, ich darf
es nicht annehmen, es muß geschieden sein. Aber unmöglich
ist es mir, ihr dieses selbst zu sagen; ich bitte daher Sie, dieses