Full text: Der belehrende bayerische Sekretär.

182. 
An einen Freund (Freundin) über den Tod der Mutter. 
Theuerster Freund! 
Mit welchem Gefühl ich die Nachricht von dem Tode Deiner 
theuren Mutter hingenommen, werde ich Dir nicht erst zu sagen 
haben, da Du die Achtung kanntest, mit der ich ihr zugethan 
war, und von dem Antheil überzeugt bist, den ich an allen Dei— 
nen traurigen, wie freudigen Ereignissen nehme. Deine Mutter 
ist würdig, daß Du ihr eine Thräne weihest. denn sie hat sich die 
Achtung und Liebe der Ihrigen sowohl, als aller Derer, die sie 
näher zu kennen Gelegenheit hatten, im höchsten Grade erworben; 
aber darüber darfst Du nicht vergessen, daß uns Allen gleiches 
Loos beschieden ist, daß wir jenseits mit unsern Lieben wieder ver- 
einigt werden, um ewig in Friede und Freude verbunden zu 
bleiben. Tröstend möge diese Erwägung auf Dich wirken, die 
Verehrung einer unerforschlichen höberen Fugnng möge Dich bald 
wieder lebensfroh machen. Dies wünscht von ganzem Herzen 
ein 
theilnehmender Freund. 
183. 
An einen Vater über den Verlust der Kinder. 
Werthester N.] 
So ist es nicht genug, daß der unerbittliche Tod Ihr jüng- 
stes Söhnchen nicht verschonte; noch bluten die frischen Wunden, 
und Ihr zweiter Sohn Karl muß Ihnen geraubt werden! Wel- 
ches Vaterherz könnte sich hier wohl der Thränen enthalten, den 
Regungen gebieten, die es so mächtig ergreifen, wenn es der 
lieben, hoffnungsvollen Kinder in ihrem zarten Alter sich beraubt 
sieht! Ihr Schmerz ist gerecht, grausam Ihr Geschick! Aber 
zürnen dürfen wir deswegen nicht, vertrauen müssen wir auf 
Den, von dem Alles kommt, Gutes und Schlimmes; Er sendet 
ja die Leiden zu unserer Prüfung, zu unserem Heile; durch sie 
müssen wir geläutert werden, und in ihnen müssen wir des 
Höchsten Weisheit und Fürsorge in Ehrfurcht erkennen und 
verehren. Geben Sie sich nicht allzusehr Ihrem Schmerz hin, 
rufen Sie vielmehr mit dem alten Dulder aus: Herr, Du 
hast's gegeben, Du hast's genommen, Dein Name sei gepriesen! 
So, Verehrter, wird Ihnen Trost in Ihrem schweren Lei- 
den kommen, und daß z werde, wünscht von Herzen 
r 
aufrichtiger Freund.
	        
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